17. Mai 2017

Die Angst vor der Wahrheit

Jetzt hätte der neue Bildungs­direktor Conradin Cramer die Chance, einiges anders zu machen als sein Vorgänger. Doch allem Anschein nach möchte er lediglich die verjüngte Ausgabe seines Vorgängers Christoph Eymann verkörpern. Wie Eymann ärgert sich Cramer, wenn Bildungspolitiker Vorstösse einreichen oder sich erdreisten, die Vorgänge im Bildungswesen zu kritisieren. Und er beeilt sich, Transparenz zu verhindern. So können Eltern und Schüler beim Übertritt in die Sekundarschulen zwar drei Wunsch-Schulhäuser ankreuzen. Allerdings muss sich das Bildungsdepartement nicht an diese Wunschliste halten, es muss diesen Entscheid nicht begründen, und Cramer verrät weder den nachfragenden Bildungspolitikern noch den Medien, welche Schulhäuser bei den Eltern die beliebtesten sind.
Die Angst vor der Wahrheit, Basler Zeitung, 17.5. Kommentar von Franziska Laur


Das ist scheinheilig und arrogant. Vor allem jedoch zeigt die mangelnde Transparenz, dass man Angst vor der Wahrheit hat. Denn die könnte ja sein, dass in der Bildungspolitik etwas grundsätzlich falsch läuft. Es könnte sein, dass die heutige Schule klarere Strukturen braucht, weil kaum ein Beteiligter mehr durchblickt in diesem Gestrüpp von Kompetenzschritten, Bildungslandschaften, Förderstunden, in diesem Zusammenprall von Kulturen und Systemen. Und es könnte sein, dass man solche Unterrichtssysteme einführen sollte, die nachgefragt sind, und nicht solche, von denen man glaubt, dass sie benötigt werden. Die Wahrheit könnte sein, dass die heutige Schule viel zu sehr ideologisch gesteuert ist.


Kommt die seltsame Haltung der ­Bildungsverwaltung hinzu. Sie hat nämlich die Büchse der Pandora selber geöffnet, indem sie den Eltern Wahlmöglichkeiten gegeben hat. Wenn sich diese nun als Scheinauswahl entpuppt, macht sie sich vollends unglaubwürdig.

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