«Ich
weiss nicht, wie wir unsere Finanzen dann noch im Griff halten können», sagt
Günther. Es bestehe die Gefahr, dass die Schule schliessen müsse. Denn die Zahl
der Schülerinnen und Schüler sei bereits jetzt rückläufig.
Privatschulen
kosten Eltern viel Geld. Wer seine Kinder an eine Rudolf Steiner Schule
schickt, bezahlt einen Familienbeitrag, der vom Einkommen abhängt. Der Beitrag,
der alle Kinder abdeckt, liegt zwischen 500 und 3000 Franken pro Monat.
Kantonsbeitrag macht die Hälfte aus
Eine
Familie mit zwei Kindern und einem durchschnittlichen Einkommen zahlt so
vielleicht 12'000 Franken pro Jahr. Der Kanton unterstützte diese Familie mit
2500 pro Jahr und Kind. Der Kantonsbeitrag macht so also fast die Hälfte der
Schulkosten aus.
Die
Regierung wollte den Kantonsbeitrag komplett streichen. Der Landrat sprach sich
am Donnerstag aber für einen Kompromiss aus, bei dem Eltern nur bis zu einem
bestimmten Einkommen unterstützt werden – wie bei Stipendien, die der Kanton
zahlt.
Dieser
Kompromiss scheiterte im Landrat am Dreiviertel-Mehr. Nun muss die
Stimmbevölkerung darüber entscheiden. Werden Eltern, die ihre Kinder in eine
Privatschule schicken, wie bisher unterstützt, oder nur noch gestaffelt bis zu
einem Einkommen von 70'000 Franken?
An
der Steiner Schule Birseck in Aesch löst der bevorstehende Volksentscheid
ebenfalls Ängste aus. Der Verwalter der Schule, Thomas Didden, sagt: «Wenn
weniger Kantonsbeiträge bezahlt werden, wird das ganz sicher zu einem Rückgang
der Schülerzahlen führen.»
Eben
erst habe er mit einer Familie gesprochen, die über ein Einkommen von etwa
90'000 Franken verfüge. Die Eltern hätten deutlich gemacht, dass ihre Kinder
nur dank der Kantonsbeiträge in die Steiner Schule gehen könnten. «Das geht
vielen Familien so», erklärt Didden.
Die
Birseck Schule sei zwar so gross, dass sie nicht in ihrer Existenz bedroht sei.
«Aber ein negativer Entscheid würde konkrete Umgestaltungen nach sich ziehen.»
Nicht nur Steinerschüler betroffen
Die
Rudolf Steiner Schulen in Münchenstein und Pratteln sind kleiner als die
Birseck Schule. Dort geht es um die existenzielle Frage, wie lange sich die
Schulen noch halten können.
In
Pratteln hat man vor vier Jahren einen Neubau eröffnet. Andreas Günther sagt,
man habe damals fest damit gerechnet, dass die Kantonsbeiträge auch in Zukunft
flössen. «Die Verlässlichkeit des Kantons ist für unsere Finanzplanung nicht
sehr gross, wenn die Beiträge infrage gestellt werden.»
Von
der teilweisen Kürzung betroffen wären nicht nur Eltern mit Kindern in einer
Rudolf Steiner Schule. Auch wer sein Kind an eine andere Privatschule schickt,
würde bei einem Einkommen über 70'000 Franken keine Beiträge mehr erhalten.
Bildungsvielfalt leidet
Daniel Hering von der IG Basler Privatschulen findet es richtig,
dass alle Eltern unabhängig vom Einkommen einen Beitrag erhalten. «Unsere
Eltern zahlen doppelt: Steuern zur Finanzierung der Volksschule und Schulgeld
für die Privatschule.» Die Beiträge seien als Ausgleich gedacht gewesen, weil
man im Jahr 2000 den Steuerabzug für das Schulgeld gestrichen habe.
Die teilweise Kürzung ist für ihn deshalb nicht annehmbar. Auf
lange Sicht leide die Bildungsvielfalt, ist Hering überzeugt.
Privatschulkindern seien schon die Fördermassnahmen gestrichen worden. «Wenn
der Kanton jetzt die Beiträge kürzt, tendiert sein finanzielles Engagement für
Privatschüler gegen Null.»
Abstimmung frühestens im September
Im
Jahr 2014 besuchten 6,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz in
Baselland eine Privatschule. Der Kanton zahlte für rund 1500 Schülerinnen und
Schüler einen Beitrag von 2500 Franken.
Wann
in Baselland darüber abgestimmt wird, ob die Beiträge teilweise gekürzt werden,
ist noch offen. Frühstmöglicher Termin ist der 24. September.
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