Nach den Befürwortern der von Lehrerverbänden lancierten Volksinitiative
«Mehr Qualität – eine Fremdsprache an der Primarschule» trat gestern auch das
Nein-Komitee vor die Medien. Auffällig: Am Tisch sassen zwei FDP-Vertreterinnen
und ein Wirtschaftsvertreter. Vertreter der Linken, die die Initiative ebenfalls
bekämpfen, fehlten jedoch.
Die Zürcher FDP wirbt mit irreführendem Material, Bild: Keystone
Plakatsujet spaltet Initiativgegner, Limmattaler Zeitung, 7.4. von Matthias Scharrer
|
Darauf angesprochen, sagte FDP-Kantonsrätin Cäcilia Hänni, es seien auch
Grüne in ihrem Komitee. Und die CVP werde sich erst an ihrer
Delegiertenversammlung am 10. April auf ihre Parole festlegen. Hänni weiter:
«SP, AL und VPOD fahren ihre eigene Schiene. Ihnen gefiel das Plakatsujet nicht
so gut. Zudem legen sie das Schwergewicht darauf, dass zwei Fremdsprachen an
der Primarschule erhalten bleiben.» Anders die FDP-Kampagne: Sie läuft unter
dem Motto «Keine Abschaffung von Früh-‹English›». Gezeigt wird dazu ein blonder
Junge mit weissem Hemd, roter Fliege, riesiger Brille und erhobenem
Zeigefinger.
Katrin Meier von der Gewerkschaft VPOD bestätigt: Der FDP-Fokus aufs
Frühenglisch sei ein Grund, warum die Linke nun ihre eigene Nein-Kampagne
fahre. Auch über das Plakatsujet habe man sich mit der FDP nicht einigen
können: «Es gibt nicht nur diese eine Art von Kind, sondern Kinder mit
verschiedenen kulturellen und Bildungs-Hintergründen.» Das Ziel der Linken sei
aber dasselbe: Auch nach der kantonalen Abstimmung am 21. Mai sollen an Zürcher
Primarschulen Englisch und Französisch unterrichtet werden.
FDP-Kantonsrätin Hänni zeigte sich überzeugt, dass bei einem
Ja zur Initiative der Englisch-Unterricht aus der Primarschule verbannt werde.
Darauf liessen Äusserungen des Bundesrats schliessen, der dann das Heft in die
Hand nähme. Auch die Zürcher Regierung hat sich dahin gehend geäussert.
Frühenglisch sei aber für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Zürich
«essenziell», so Hänni. Und Französisch bleibe als zweite Landessprache
wichtig.
«Mehrheit ist nicht überfordert»
Die Hauptargumente der Initianten lauten: Schüler seien mit zwei
Fremdsprachen an der Primarschule oft überfordert, der Primarschul-Lehrplan sei
überfrachtet – und am Ende der Schulzeit wären die Sprachkenntnisse mindestens
gleich gut, wenn die zweite Fremdsprache erst ab Sekundarstufe unterrichtet
würde. Die FDP-Vertreterinnen Hänni und Vera Lang, die auch Präsidentin des
Verbands Zürcher Schulpräsidien ist, versuchten dies mit Verweis auf
wissenschaftliche Studien zu entkräften: «Die grosse Mehrheit der Kinder ist
mit zwei Fremdsprachen nicht überfordert», sagte Hänni.
Lang doppelte nach: Kinder, die in der 3. Klasse mit Englisch
starteten, würden auch beim anschliessenden Französischunterricht besser
reüssieren. Hänni weiter: «Der Lehrplan ist nicht überfrachtet.» Schliesslich
sehe er vor, dass die Lernziele in 80 Prozent der in der Primarschule
verfügbaren Zeit vermittelt würden. 20 Prozent stünden für weitere Inhalte zur
Verfügung.
Zudem kämen mit dem Lehrplan 21 ab 2018 noch die Fächer Medien und
Informatik hinzu, so Lang. Und für Informatik brauche man ebenfalls
Englisch-Kenntnisse. «An Englisch führt kein Weg vorbei», bilanzierte Andres
Iten, Vorstandsmitglied der Zürcher Handelskammer. «Und je früher man damit
anfängt, desto mehr wird es verinnerlicht.» Die Wirtschaft stehe hinter
Frühenglisch. Neben der Handelskammer zählt auch der kantonale Gewerbeverband
zum FDP-geführten Komitee.
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