23. April 2017

Ideenpool Abbaupläne Schulen Emmen

Sie klingen wie Kampfansagen, die Sätze, die auf einem internen Papier des Lehrerinnen- und Lehrervereins Emmen stehen. Von einer Rebellionswoche ist die Rede – fünf Tage lang sollen die Lehrer nur zu Stundenplanzeiten von 8.05 bis 15.05 Uhr präsent sein. Weiter steht in dem Schreiben mit der Überschrift «Ideenpool Abbaupläne Schulen Emmen», dass Elterngespräche «nur noch während Bürozeiten» zu führen seien, bei Krankheit kein Ersatzlehrer mehr organisiert werden soll und auf Weiterbildungen zu verzichten sei. Auch sollen keine Praktikanten mehr aufgenommen werden.
Lehrer drohen mit massivem Leistungsabbau, Luzerner Zeitung, 23.4. von Christian Hodel


Kurzum: Man will weniger Leistungen erbringen – und damit ein Zeichen an den Kanton senden. Dies, weil er im Rahmen der Sparmassnahmen beschlossen hat, dass Lehrer ab kommendem Schuljahr eine Lektion zusätzlich unterrichten müssen.

Forderung kann zum Bumerang werden

Doch wie ernst ist es den Lehrern mit ihren Aktionen? Philipp Méroz ist Präsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Emmen. «Wir sind uns dessen bewusst, dass einige Formulierungen provozieren», sagt er und betont, dass es sich bei den Aussagen lediglich um «Ideen handelt, die als Diskussionsgrundlage dienen». Das Dokument sei nicht für die Öffentlichkeit gedacht und werde noch überarbeitet. Ziel sei es, in naher Zeit mit dem Rektorat und der Schulleitung zusammenzusitzen, um einzelne Punkte zu besprechen.
Trotz der Beschwichtigungen von Méroz: Nicht alle Lehrer in Emmen goutieren die Aktionen ihrer Kollegen vom Lehrerverein. Namentlich möchte niemand in der Zeitung genannt werden. Hinter vorgehaltener Hand fallen aber Sätze wie folgender: «Natürlich will auch ich nicht länger unterrichten, aber die Ideen vom Lehrerverein sind völlig absurd.» Und eine Lehrerin sagt: «Im Vergleich zu anderen Branchen geht es uns ja noch immer relativ gut.» Die angedachten Aktionen des Vereins seien für sie nicht mehr als ein Machtspiel.

Es scheint, dass viele Lehrer die vom Kanton auferlegte zusätzliche Unterrichtsstunde akzeptiert haben – nicht aber die Lehrervereine beziehungsweise der kantonale Verband. Diesen Eindruck bestätigen auch die Aussagen von Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern, wenn er sagt: «Von Lehrern haben wir betreffend die Erhöhung der Unterrichtszeit nicht viele Rückmeldungen erhalten.» Es seien Lehrervereine oder der Lehrerverband, die sich melden. Er habe Verständnis für deren Anliegen, rate aber davon ab, Massnahmen zu ergreifen, die «kontraproduktiv» seien oder gar «einen nicht gewollten Imageschaden auslösen».

Für Vincent ist klar: Man kann darüber diskutierten, was eine Schule zusätzlich anbieten soll und was nicht. «Lehrpersonen haben aber einen Berufsauftrag zu erfüllen.» Darin steht etwa, dass Weiterbildungen besucht werden müssen – Schullager würden jedoch nicht dazugehören, auch wenn diese vielfach nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern Freude bereiten. Laut Vincent ist klar definiert, dass 12,5 Prozent der Arbeitszeit – und das sind 250 Stunden pro Jahr – für Arbeiten ausserhalb des Arbeitsfeldes Unterricht gedacht sind. Dazu gehören neben dem Unterrichten auch das Vor- und Nachbereiten, das Beurteilen der Schüler und auch die Absprachen mit Kollegen und Fachpersonen. Und was hält der Dienststellenleiter davon, dass ein Lehrerverein die Idee hat, Elterngespräche nur noch zu Bürozeiten zu führen? «Mir ist nicht bekannt, dass Lehrpersonen Bürozeiten haben. Und ich glaube, dass sie das auch nicht wollen», sagt Vincent. Eine solche Forderung könne leicht zum Bumerang werden.


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