Sie
klingen wie Kampfansagen, die Sätze, die auf einem internen Papier des
Lehrerinnen- und Lehrervereins Emmen stehen. Von einer Rebellionswoche ist die
Rede – fünf Tage lang sollen die Lehrer nur zu Stundenplanzeiten von 8.05 bis
15.05 Uhr präsent sein. Weiter steht in dem Schreiben mit der Überschrift
«Ideenpool Abbaupläne Schulen Emmen», dass Elterngespräche «nur noch während
Bürozeiten» zu führen seien, bei Krankheit kein Ersatzlehrer mehr organisiert
werden soll und auf Weiterbildungen zu verzichten sei. Auch sollen keine
Praktikanten mehr aufgenommen werden.
Lehrer drohen mit massivem Leistungsabbau, Luzerner Zeitung, 23.4. von Christian Hodel
Kurzum: Man
will weniger Leistungen erbringen – und damit ein Zeichen an den Kanton senden.
Dies, weil er im Rahmen der Sparmassnahmen beschlossen hat, dass Lehrer ab
kommendem Schuljahr eine Lektion zusätzlich unterrichten müssen.
Forderung
kann zum Bumerang werden
Doch wie
ernst ist es den Lehrern mit ihren Aktionen? Philipp Méroz ist Präsident des
Lehrerinnen- und Lehrervereins Emmen. «Wir sind uns dessen bewusst, dass einige
Formulierungen provozieren», sagt er und betont, dass es sich bei den Aussagen
lediglich um «Ideen handelt, die als Diskussionsgrundlage dienen». Das Dokument
sei nicht für die Öffentlichkeit gedacht und werde noch überarbeitet. Ziel sei
es, in naher Zeit mit dem Rektorat und der Schulleitung zusammenzusitzen, um
einzelne Punkte zu besprechen.
Trotz der
Beschwichtigungen von Méroz: Nicht alle Lehrer in Emmen goutieren die Aktionen
ihrer Kollegen vom Lehrerverein. Namentlich möchte niemand in der Zeitung
genannt werden. Hinter vorgehaltener Hand fallen aber Sätze wie folgender:
«Natürlich will auch ich nicht länger unterrichten, aber die Ideen vom
Lehrerverein sind völlig absurd.» Und eine Lehrerin sagt: «Im Vergleich zu
anderen Branchen geht es uns ja noch immer relativ gut.» Die angedachten
Aktionen des Vereins seien für sie nicht mehr als ein Machtspiel.
Es scheint,
dass viele Lehrer die vom Kanton auferlegte zusätzliche Unterrichtsstunde
akzeptiert haben – nicht aber die Lehrervereine beziehungsweise der kantonale
Verband. Diesen Eindruck bestätigen auch die Aussagen von Charles Vincent,
Leiter der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern, wenn er sagt:
«Von Lehrern haben wir betreffend die Erhöhung der Unterrichtszeit nicht viele
Rückmeldungen erhalten.» Es seien Lehrervereine oder der Lehrerverband, die
sich melden. Er habe Verständnis für deren Anliegen, rate aber davon ab,
Massnahmen zu ergreifen, die «kontraproduktiv» seien oder gar «einen nicht
gewollten Imageschaden auslösen».
Für Vincent
ist klar: Man kann darüber diskutierten, was eine Schule zusätzlich anbieten
soll und was nicht. «Lehrpersonen haben aber einen Berufsauftrag zu erfüllen.»
Darin steht etwa, dass Weiterbildungen besucht werden müssen – Schullager
würden jedoch nicht dazugehören, auch wenn diese vielfach nicht nur den
Schülern, sondern auch den Lehrern Freude bereiten. Laut Vincent ist klar
definiert, dass 12,5 Prozent der Arbeitszeit – und das sind 250 Stunden pro
Jahr – für Arbeiten ausserhalb des Arbeitsfeldes Unterricht gedacht sind. Dazu
gehören neben dem Unterrichten auch das Vor- und Nachbereiten, das Beurteilen
der Schüler und auch die Absprachen mit Kollegen und Fachpersonen. Und was hält
der Dienststellenleiter davon, dass ein Lehrerverein die Idee hat,
Elterngespräche nur noch zu Bürozeiten zu führen? «Mir ist nicht bekannt, dass
Lehrpersonen Bürozeiten haben. Und ich glaube, dass sie das auch nicht wollen»,
sagt Vincent. Eine solche Forderung könne leicht zum Bumerang werden.
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