23. April 2017

Kompetenzorientierung ist Gegenteil von humanistischer Bildung

Der Psychologe Weinert konstruierte 1998 für die OECD eine „Kompetenzorientierung“, die nun mit dem Lehrplan 21 daherkommt und unser humanistisches Bildungssystem an die Wand fährt. Pisa zeigt klar auf, dass Länder, die das traditionelle Bildungssystem hochhalten - wie die asiatischen - auf den Spitzenplätzen landen, während Länder, die die Kompetenzorientierung eingeführt haben – wie  GB, Neuseeland, Finnland usw. -, seither immer weiter abstürzen. Zahlreiche kompetenzorientierte Experimente wie der „selbstgesteuerte“ Wochenplan usw. lassen auch die Schweiz seit Pisa 2012 in allen Fächern abstürzen: 20% der Schulabgänger sind kaum vermittelbare funktionale Analphabeten.
LP21-OECD-Kompetenzorientierung verdrängt unsere humanistische Bildung, Peter Aebersold, 23.4.

Das humanistische Bildungssystem orientiert sich an der Natur des Menschen, Wissen wird von einer Generation an die nächste weiter gegeben. Je mehr Wissen ein Lehrer hat, desto mehr kann er an seine Schüler weitergeben. Bisher haben die Lehrpläne in der Volksschule garantiert, dass die Schüler bis Schulende genügend grundlegendes und umfassendes Wissen gehabt haben, um einen nahtlosen Übergang in die Berufsausbildung oder ein weiterführendes Studium zu ermöglichen. Lernen, Lernziele und Lehrmittel sind altersgerecht, strukturiert und vom einfachen zu schwierigen aufgebaut. Die Lehrer vermitteln den vorgegebenen Stoff im direkten Klassenunterricht so effizient wie möglich, damit alle Schüler die Lehrplanziele erreichen können. Um alle mitnehmen zu können, werden möglichst homogene Klassen gebildet. Ob das nötige Wissen in ausreichender Qualität vorhanden ist, wird mit einem effizienten und transparenten Prüfungs- und Notensystem ermittelt. Die Methoden- und Lehrmittelfreiheit ermöglicht jedem Lehrer, die bestmöglichen Methoden zu wählen, um die vorgegeben Stoffziele erreichen zu können.


Die OECD-„Kompetenzorientierung“ ist das pure Gegenteil der humanistischen Bildung. Sie will nur diejenigen Kompetenzen fördern, die in der globalen Wirtschaft angeblich benötigt werden. Deshalb sind die Lehrpläne mit Tausenden von Kompetenzschritten ausgestattet, die eine „massgeschneiderte“ Auswahl an Kompetenzen ermöglichen sollen. Es wird nicht mehr umfassend, sondern nur noch exemplarisch gelernt, überfordernde Aufgaben stehen neben unterfordernden. Die Methode „Kompetenzorientierung“ kommt vor dem Stoff oder dem Lerninhalt, deshalb besteht auch Methoden- und Lehrmittelzwang. Klassenunterricht ist verpönt, die Lehrer sind nur noch „Lernbegleiter“ und dürfen nicht mehr unterrichten. Der Schüler soll alleine, selbstbestimmt und „selbstgesteuert“ mit den obligatorischen LP21-Selbstlern-Lehrmitteln lernen. Was, wann, wie und ob er lernt, kann er selber bestimmen. Die Kompetenzorientierung geht von der Idee aus, dass je weniger der Schüler auf den Lehrer angewiesen sei, desto selbstbestimmter könne er lernen. Dass das „selbstgesteuerte Lernen“ viel länger dauert und der Schüler dabei weniger als die Hälfte des bisherigen Wissens erwirbt, wird in Kauf genommen. Die Kompetenzorientierung trägt der Tatsache nicht Rechnung, dass Lernen in erster Linie ein zwischenmenschlicher Prozess ist, in dem der Lehrer einen der wichtigsten Plätze einnimmt.

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