Diese
grundlegende pädagogische Frage stellen sich Wissenschaftler aus verschiedenen
Bereichen und finden gut begründete Antworten. Letzten Herbst hörte ich innerhalb
einer Woche von drei Referenten aus ihrem je unterschiedlichen Blickwinkel
überzeugende Antworten. Theoretisch wäre die Frage also geklärt. Doch fragt man
sich einigermassen irritiert, warum sich die Schulentwicklung im 21.
Jahrhundert nicht nach diesen klaren pädagogischen und erziehungswissenschaftlichen
Erkenntnissen richtet, sondern Kinder als Humankapital betrachtet, das in der
globalisierten Welt funktionieren soll.
Was macht eine gute Schule aus? 22.3. von Elisabeth Calcagnini
Doch der
Reihe nach. An einer vom Netzwerk heterogen Lernen (einem Projekt der PH Chur)
organisierten Serenata referierte der Neurologe Prof. Dr. med. Joachim Bauer
zum Thema «Was wir von der Hirnforschung für die Schule lernen können». Er
legte einleuchtend dar, dass Spiegelung und Resonanz Voraussetzung und Kern
einer gelingenden pädagogischen Beziehung sind. Das heisst, die Lehrperson
wirkt durch ihre Persönlichkeit, durch ihre Begeisterung, durch die
wertschätzende Kritik. Ihre Körpersprache und ihre Worte wirken auf die Kinder,
die angewiesen sind auf wohlwollendes, ermutigendes und forderndes Echo. Auf
sich selbst gestellte Kinder verlieren bald die Lust am Lernen. Für Bauer ist
klar, dass die Beziehung zwischen der Lehrperson und dem Kind der Dreh- und
Angelpunkt jeder pädagogischen Bemühung sein muss.
An einem
Podiumsgespräch in Zürich zum Thema: Was bedeutet
der LP 21 für das Gymnasium? beklagte der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr.
Beat Kissling den Abschied von der humanistischen Bildung und stellte die
Ökonomisierung der Schule an den Pranger. Warum lassen wir zu, dass unsere
Schule nach Kriterien der Nützlichkeit umgebaut wird und alle heute bekannten
pädagogischen Erkenntnisse in den Wind geschlagen werden?
An einer weiteren Veranstaltung
erläuterte Dr. Arthur Brühlmeier, lange Jahre Lehrer an einer Gesamtschule,
Pestalozzikenner und ehemaliger Dozent für Lehrerbildung, dass man auch heute
noch die «Schule im Geist von Pestalozzi gestalten» sollte. Er setzte sich für
eine naturgemässe Menschenbildung ein und schalt die heutige Schule als viel
zu «kopflastig». So blieben die
Entwicklung der Herzenskräfte und das eigene Tun auf der Strecke.
An allen drei Veranstaltungen kam
es klar zum Ausdruck, dass Schule nur gelingen kann, wenn sie nach empirisch
belegten pädagogischen Vorgaben gestaltet wird. Die Frage ist berechtigt: Wie
kommt es, dass trotz der Klarheit dieser Erkenntnisse, die falsche Theorie des
selbstorganisierten Lernens Oberhand hat und uns mit dem Lehrplan 21
lawinenartig überrollt. Es bleibt uns nur, weiter den Widerstand aufrecht zu
erhalten.
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