Was bedeutet der
Lehrplan 21 für den modernen Schulbetrieb? Um dies zu diskutieren, lud am
Montag die Standortförderung Zimmerberg-Sihltal zur 7. Bildungskonferenz im
Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon.
Anders
als im Kanton Zürich, wo der Lehrplan 21 auf den verschiedenen Schulstufen von
2018 bis 2020 in Kraft treten wird, ist er es im Kanton Basel-Stadt bereits
seit Sommer 2015. Regina Kuratle, Projektleiterin zur Einführung des Lehrplans
21 in Basel-Stadt, erläuterte, dass eine Übergangsphase bis 2021 bestünde. In
dieser Zeit stehe es den Schulleitungen frei, selber zu entscheiden, wann sie
den neuen Lehrplan einführen wollten. Obschon sie dem Lehrplan 21 grundsätzlich
sehr positiv gesinnt sei, räumte sie im Zusammenhang mit leistungsschwachen
Kindern auch Schwierigkeiten ein: «10 bis 15 Prozent der Kinder erreichen die
Lernziele nicht», sagte sie. Der Lehrplan 21 sehe aber vor, dass die Kinder in
ihrem eigenen Tempo die notwendigen Kompetenzen erwerben könnten. Zudem könne
der Unterricht differenziert und individualisiert werden, so dass auf alle
Kinder eingegangen werden könne.
Roland
Reichenbach, Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität
Zürich, übte scharfe Kritik: «Der Lehrplan 21 macht Versprechen, die er nicht
halten kann.» So habe er mit der Unterrichtspraxis nicht viel zu tun. Laut
Reichenbach besteht zwischen Lehrplan und Lernen des Kindes kein direkter Weg,
das könne auch durch einheitliche Schulungen der Lehrpersonen und
Lehrmaterialien nicht erreicht werden. Viel mehr müssten die individuellen
Ideen der Lehrpersonen zugelassen werden, der Lehrberuf liesse sich nicht von
oben managen.
Die
Bildungskonferenz bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, in einem Live-Voting
auf die Referate zu reagieren. In der Abstimmung zu Reichenbachs Referat taten
rund drei Viertel der 230 Anwesenden kund, dass sie durch den Lehrplan 21 keine
bessere Schule erwarten.
Romandie zeigt, wie es
geht
Was
dem Kanton Zürich noch bevorsteht, wurde in der Romandie bereits umgesetzt. Mit
dem PER (Plan d’études romands) führten die Westschweizer Kantone vor vier
Jahren erfolgreich einen harmonisierten Lehrplan ein. «Die Lehrpersonen haben
die Harmonisierung zur eigenen Sache erklärt, so dass er nie als Fremdkörper
empfunden wurde», sagte Georges Pasquier, der unter anderem zehn Jahre lang als
Präsident des westschweizerischen Dachverbands SER, der Gewerkschaft der
Lehrpersonen in der Romandie, gewirkt hatte. Als positive Faktoren nannte
Pasquier mehrere Umstände. In erster Linie sei im Lehrplan das berufliche
Werkzeug und nicht das Gesetz ersichtlich. Zudem sei die Idee eines
harmonisierten Lehrplans historisch gewachsen, denn bereits 1864 hätten
Westschweizer Lehrpersonen im Lehrerverein die gemeinsame Arbeit zwischen den
Kantonen angestrebt.
Wädenswil ist gelassen
Im
Publikum sassen viele Schulvertreter von Gemeinden im Bezirk. Wädenswiler
Vertreter sehen dem Lehrplan 21 mit Ruhe entgegen. «Die Schule ist in einem
permanenten Wandel», sagte der Wädenswiler Stadtrat Johannes Zollinger (EVP).
Er sei daher kritisch, ob der Lehrplan 21 die Schule dermassen revolutionieren
werde. Die Lehrpersonen seien aber flexibel und würden gelassen und pragmatisch
daran gehen und die positiven Aspekte umsetzen. Frido Koch, Schulleiter der
Wädenswiler Oberstufe Rotweg, meinte: «Wir sind auf gutem Weg. So sind
beispielsweise die neuen Lehrmittel für Mathematik sehr gut, die Schüler werden
befähigt, selbständig zu lernen.» Nicolas Dudler, Schulleiter des Schulhauses
Untermosen, betonte die Zusammenarbeit zwischen den Lehrpersonen. «Die
Kompetenzorientierung wird den teaminternen Austausch bereichern.» Und auch er
glaubt, dass der neue Lehrplan die Schule nicht sonderlich verändern wird.
Hier bestätigt die Projektleiterin zur Einführung des Lehrplans 21 in Basel-Stadt - allerdings etwas verklausuliert - , was die D-EDK und die LP21-Befürworter immer abstreiten:
AntwortenLöschen1. Dass es beim LP21 nur noch das "selbstgesteuerte Lernen" gibt:
"Der Lehrplan 21 sehe aber vor, dass die Kinder in ihrem eigenen Tempo die notwendigen Kompetenzen erwerben könnten".
2. Dass es - nach einer anfänglichen Übergangsphase - keine Methodenfreiheit mehr geben wird:
"Sie erläuterte, dass eine Übergangsphase bis 2021 bestünde. In dieser Zeit stehe es den Schulleitungen frei, selber zu entscheiden, wann sie den neuen Lehrplan einführen wollten".