Mit dem früheren Beginn des
Fremdsprachenunterrichts an den Schulen haben sich die Fremdsprachenkenntnisse
beim Abschluss der obligatorischen Schulzeit verbessert. Dies ist das Fazit aus
einem Vergleich der jährlich durchgeführten Englisch-Checks in den Aargauer und
Solothurner Schulen, den die Staatskanzlei in Aarau gestern veröffentlichte.
Gleichzeitig zeigen die Checks auch, dass Spätlernende die Frühlernenden
spätestens ein Jahr nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit einholen.
Frühenglisch führt zu guten Resultaten bei hohem Aufwand, Basler Zeitung, 1.3. von Thomas Dähler
Englischkompetenzen auf der Primarstufe und auf der Sekundarstufe I, Schlussbericht, 23.12.2016 von Nicole Bayer und Urs Moser
Englischkompetenzen auf der Primarstufe und auf der Sekundarstufe I, Schlussbericht, 23.12.2016 von Nicole Bayer und Urs Moser
Es ist eine umfangreiche und aussagekräftige Studie, welche die
Staatskanzlei des Kantons Aargau gestern zu den Englisch-Kompetenzen auf der
Primar- und Sekundarstufe publiziert hat, ergänzt durch eine Übersicht über
frühere Studien aus der Schweiz. Die Studie wurde von Nicole Bayer und Urs
Moser vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich im Auftrag des
Bildungsdepartements des Kantons Aargau erstellt.
Beide
Basel stehen abseits
Die Studie analysiert die Ergebnisse der Checks zu Beginn der 6.
Klasse (P6), Mitte 8. Klasse (S2) und vor Abschluss der Schulzeit (S3) und
zieht ein positives Fazit zum Frühenglisch. Darüber hinaus vergleicht sie die
Englischkompetenzen auf der Aargauer Sekundarstufe mit denjenigen der
Solothurner Kollegen. Die Resultate der Checks aus Basel-Stadt und Baselland
werden hingegen nicht veröffentlicht. «Wir wollen keine Vergleichbarkeit»,
erklärte Simon Thiriet, Leiter Kommunikation des Erziehungsdepartements des
Kantons Basel-Stadt der BaZ.
Im Aargau wird Englisch als erste Fremdsprache ab der 3. Klasse
unterrichtet. Im Kanton Solothurn lernten die Schülerinnen und Schüler des in
der Studie berücksichtigten Jahrgangs Englisch als Drittsprache ab der 7.
Klasse. Dabei zeigt sich deutlich, dass die Aargauer Ende der 9. Klasse über
bessere Englischkenntnisse verfügen als die Solothurner. So schliessen 61 Prozent
der Aargauer Schulaustretenden beim Hörverstehen mit der Qualifikation B1
(Fortgeschrittene Sprachverwendung) ab, während es in Solothurn nur 36 Prozent
sind. Bei weiteren Kompetenzen sind die Resultate ähnlich. Leseverstehen:
Aargau 59 Prozent, Solothurn 37 Prozent. Schreiben: Aargau 59 Prozent,
Solothurn 42 Prozent.
Die Studie zeigt jedoch auf, dass der Aufwand für die
Frühfremdsprachen hoch ist. Der Kanton Aargau investiert während der gesamten
Schulzeit 19 Jahreslektionen in den Englischunterricht, während die
verglichenen Solothurner Schüler (nach altem System unterrichtet) nur auf 9
Lektionen kommen. Dennoch weist die Studie aufgrund der im zeitlichen Ablauf
erzielten Fortschritte nach, dass es nach der 9. Klasse nur «ein weiteres
halbes bis ganzes Schuljahr Englischunterricht» braucht, um den Rückstand
aufzuholen. Dies zeige, heisst es, «dass die älteren Schülerinnen und Schüler
im schulischen Kontext schneller lernen und deshalb für die Erreichung gleicher
maximaler Kompetenzen (…) ein geringerer Aufwand notwendig ist».
Aargauer
Lehrmittel ungeeignet
Die Checks zeigen auch auf, dass Schüler mit Frühenglisch später
auf der Sekundarstufe signifikant grosse Fortschritte machen. Dabei gibt es
aber auch grosse Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Sekundarschul-Niveaus.
«Ausserordentlich gross» ist der Lernzuwachs beim Lese- und Hörverstehen in der
Bezirksschule (Niveau P), «immer noch gross» in der Sekundarschule (Niveau
E). Als «gering» muss das Hörverstehen in der Realschule (Niveau A) eingestuft
werden; sogar «sehr gering» das Leseverstehen. Weil gleichzeitig auch die
übrigen Fächer getestet wurden, kann auch festgehalten werden, dass die
Sprachkompetenzen in Deutsch die Leistungsunterschiede erklären. Vor allem eher
schwache Schülerinnen und Schüler würden besser Englisch lernen, wenn sie
«bereits sehr früh über bessere Kompetenzen in der Schulsprache Deutsch
verfügen würden». Der Vergleich zwischen den Kantonen zeigt auch auf, dass es
in der Aargauer Realschule überraschend geringe Lesefortschritte gibt. Die sei
auf das für dieses Niveau ungeeignete Aargauer Lehrmittel «New Inspiration»
zurückzuführen.
Genugtuung erfährt auch die vom früheren Basler Erziehungsdirektor
arg verunglimpfte Zürcher Sprachwissenschaftlerin Simone Pfenninger. Die Vergleichsergebnisse
der Aargauer und Solothurner Bezirksschule, die dem Zürcher Langgymnasium
entspricht, kommen ebenfalls zum Resultat, dass das Verhältnis von Aufwand und
Ertrag des frühen Fremdsprachenunterrichts schlecht ist. Dies beschränke sich
aber auf die von Pfenninger evaluierten 15 Prozent Besten eines Jahrgangs.
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