1. März 2017

Lernstandsvergleich Aargau-Solothurn im Fach Englisch

Mit dem früheren Beginn des Fremdsprachenunterrichts an den Schulen haben sich die Fremdsprachenkenntnisse beim Abschluss der obligatorischen Schulzeit verbessert. Dies ist das Fazit aus einem Vergleich der jährlich durchgeführten Englisch-Checks in den Aargauer und Solothurner Schulen, den die Staatskanzlei in Aarau gestern veröffentlichte. Gleichzeitig zeigen die Checks auch, dass Spätlernende die Frühlernenden spätestens ein Jahr nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit einholen.

Frühenglisch führt zu guten Resultaten bei hohem Aufwand, Basler Zeitung, 1.3. von Thomas Dähler
Englischkompetenzen auf der Primarstufe und auf der Sekundarstufe I, Schlussbericht, 23.12.2016 von Nicole Bayer und Urs Moser

Es ist eine umfangreiche und aussagekräftige Studie, welche die Staatskanzlei des Kantons Aargau gestern zu den Englisch-Kompetenzen auf der Primar- und Sekundarstufe publiziert hat, ergänzt durch eine Übersicht über frühere Studien aus der Schweiz. Die Studie wurde von Nicole Bayer und Urs Moser vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich im Auftrag des Bildungsdepartements des Kantons Aargau erstellt.
Beide Basel stehen abseits
Die Studie analysiert die Ergebnisse der Checks zu Beginn der 6. Klasse (P6), Mitte 8. Klasse (S2) und vor Abschluss der Schulzeit (S3) und zieht ein positives Fazit zum Früh­englisch. Darüber hinaus vergleicht sie die Englischkompetenzen auf der Aargauer Sekundarstufe mit denjenigen der Solothurner Kollegen. Die Resultate der Checks aus Basel-Stadt und Baselland werden hingegen nicht veröffentlicht. «Wir wollen keine Vergleichbarkeit», erklärte Simon Thiriet, Leiter Kommunikation des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt der BaZ.

Im Aargau wird Englisch als erste Fremdsprache ab der 3. Klasse unterrichtet. Im Kanton Solothurn lernten die Schülerinnen und Schüler des in der Studie berücksichtigten Jahrgangs Englisch als Drittsprache ab der 7. Klasse. Dabei zeigt sich deutlich, dass die Aargauer Ende der 9. Klasse über bessere Englischkenntnisse verfügen als die Solothurner. So schliessen 61 Prozent der Aargauer Schulaustretenden beim Hörverstehen mit der Qualifikation B1 (Fortgeschrittene Sprachverwendung) ab, während es in Solothurn nur 36 Prozent sind. Bei weiteren Kompetenzen sind die Resultate ähnlich. Le­severstehen: Aargau 59 Prozent, Solothurn 37 Prozent. Schreiben: Aargau 59 Prozent, Solothurn 42 Prozent.
Die Studie zeigt jedoch auf, dass der Aufwand für die Frühfremdsprachen hoch ist. Der Kanton Aargau investiert während der gesamten Schulzeit 19 Jahreslektionen in den Englischunterricht, während die verglichenen Solothurner Schüler (nach altem System unterrichtet) nur auf 9 Lektionen kommen. Dennoch weist die Studie aufgrund der im zeitlichen Ablauf erzielten Fortschritte nach, dass es nach der 9.  Klasse nur «ein weiteres halbes bis ganzes Schuljahr Englischunterricht» braucht, um den Rückstand aufzuholen. Dies zeige, heisst es, «dass die älteren Schülerinnen und Schüler im schulischen Kontext schneller lernen und deshalb für die Erreichung gleicher maximaler Kompetenzen (…) ein geringerer Aufwand notwendig ist».
Aargauer Lehrmittel ungeeignet
Die Checks zeigen auch auf, dass Schüler mit Frühenglisch später auf der Sekundarstufe signifikant grosse Fortschritte machen. Dabei gibt es aber auch grosse Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Sekundarschul-­Niveaus. «Ausserordentlich gross» ist der Lernzuwachs beim Lese- und Hörverstehen in der Bezirksschule (Niveau P), «immer noch gross» in der Sekundarschule (Niveau E). Als «ge­­ring» muss das Hörverstehen in der Realschule (Niveau A) eingestuft werden; sogar «sehr gering» das Leseverstehen. Weil gleichzeitig auch die übrigen Fächer getestet wurden, kann auch festgehalten werden, dass die Sprachkompetenzen in Deutsch die Leistungsunterschiede erklären. Vor allem eher schwache Schülerinnen und Schüler würden besser Englisch lernen, wenn sie «bereits sehr früh über bessere Kompetenzen in der Schulsprache Deutsch verfügen würden». Der Vergleich zwischen den Kantonen zeigt auch auf, dass es in der Aargauer Realschule überraschend geringe Lesefortschritte gibt. Die sei auf das für dieses Niveau ungeeignete Aargauer Lehrmittel «New Inspiration» zurückzuführen.

Genugtuung erfährt auch die vom früheren Basler Erziehungsdirektor arg verunglimpfte Zürcher Sprachwissenschaftlerin Simone Pfenninger. Die Vergleichsergebnisse der Aargauer und Solothurner Bezirksschule, die dem Zürcher Langgymnasium entspricht, kommen ebenfalls zum Resultat, dass das Verhältnis von Aufwand und Ertrag des frühen Fremdsprachenunterrichts schlecht ist. Dies beschränke sich aber auf die von Pfenninger evaluierten 15 Prozent Besten eines Jahrgangs.

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