Die Konferenz der Thurgauer Unterstufenlehrer findet keine neuen Vorstandsmitglieder. Dadurch entsteht die
Gefahr, den Leistungsauftrag des Kantons nicht mehr erfüllen zu können. Der
Dachverband ist bereits informiert.
Unterstufe setzt einen Notruf ab, St. Galler Tagblatt, 3.3. von Silvan Meile
Claudia Brunner setzt einen Hilferuf ab. «Eine wertvolle Stimme droht zu
verstummen», sagt die Präsidentin der Thurgauer Unterstufenkonferenz (TUK). Im
aktuellen «Schulblatt», der Publikation des Amts für Volksschule, nennt Brunner
das Problem beim Namen: «Wir benötigen weitere Vorstandsmitglieder und
Delegierte. Ansonsten müssen wir entweder an der nächsten Jahrestagung die TUK
sistieren oder aber können wichtige Aufgaben mangels zeitlicher und personeller
Ressourcen nicht mehr ausführen.»
Vorstandsarbeit auf zu wenigen
Schultern verteilt
Die von Brunner präsidierte Unterstufenkonferenz ist der direkte Draht
aus dem Schulzimmer zur Kantonsverwaltung. Das bietet die Möglichkeit zur
Mitgestaltung. Der Vorstand vertritt die Meinungen der Unterstufenlehrer gegenüber
dem Kanton, bringt Anliegen ein und spricht Probleme an. «Unsere Meinung war
zum Beispiel bei der Umsetzung und Einführung des neuen Lehrplans gefragt»,
sagt Brunner. Regelmässig trifft sich die TUK mit dem Leiter des kantonalen
Amtes für Volksschule. Das sei eine einzigartige Ausgangslage. In anderen
Kantonen sind sich Lehrer und Kantonsverwaltung nicht so nahe. «Wir sind froh
um diesen Austausch, er hat sich gut bewährt», sagt Beat Brüllmann, Chef des
Amtes für Volksschule beim Kanton Thurgau.
Weil die Arbeit der TUK seit langem aber auf zu wenigen Schultern
verteilt ist, fühlt sich der Vorstand nicht länger in der Lage, seine Aufgaben
sorgfältig auszuführen. «Sieben Vorstandsmitglieder wären ideal», sagt Brunner.
Doch nur vier Frauen gehören derzeit dem Gremium an. Auf den Aufruf im
«Schulblatt» um Mit- hilfe im Vorstand hat sich bisher noch keine der aktuell
675 Unterstufenlehrpersonen gemeldet, obwohl es keine Freiwilligenarbeit ist.
Für die Vorstände gibt es 40 Franken pro Stunde.
«Bitten wir um Mitarbeit, sind aber die meisten abweisend und klagen
über mangelnde Ressourcen», sagt Brunner. Sie selber wird für ihre Arbeit als
Präsidentin der Unterstufenkommission vom Kanton mit zwei Lektionen pro Woche
entlöhnt. Trotzdem fand Brunner im vergangenen Jahr niemanden zur
Stellvertretung ihres Amtes, als sie wegen Schwangerschaft eine solche suchte.
Die Aufgaben würde auf den
Dachverband zurückfallen
Auch beim Lehrer-Dachverband Bildung Thurgau hat sich die TUK wegen
ihrer Personalsorgen im Vorstand schon gemeldet. «Wir besprechen das an der
nächsten Geschäftsleitungssitzung Ende März», sagt Bildung-Thurgau-Präsidentin
Anne Varenne. Dort helfe man, geeignete Leute zu finden. Das liegt auch im
Interesse des Dachverbandes selber. Dieser ist gemäss Leistungsvereinbarung mit
dem Kanton verpflichtet, die Lehrer gegenüber dem Regierungsrat zu vertreten.
Es ist sogar im Volksschulgesetz verankert, dass Lehrer das Recht haben, sich
bei Gesetzesänderungen oder grundlegenden Änderungen vernehmen zu lassen. Würde
dies die Unterstufenkonferenz nicht mehr wahrnehmen, fiele die Aufgabe dem
Verband Bildung Thurgau zu.
Das Problem eines personellen Engpasses im Vorstand einer
Stufenkonferenz bestehe nicht zum ersten Mal, sagt Varenne. Es gründe vor allem
auf fehlenden Ressourcen. «Wenn wir Lehrpersonen anfragen, hören wir meistens,
dass die Zeit dafür fehle.» In der Unterstufe zeige sich diese Problematik
besonders. «Hier unterrichten vor allem Frauen. Sie sind nebst ihrer Tätigkeit
als Lehrerin auch noch Mutter, Partnerin, vielleicht betreuen sie noch die
Eltern oder Schwiegereltern und allenfalls sind sie auch noch ehrenamtlich in
einem Verein tätig.»
Dennoch zeigt sich die Präsidentin von Bildung Thurgau überzeugt, noch
geeignete Vorstandsmitglieder für die Unterstufenkonferenz zu finden, damit die
Unterstufenlehrpersonen ihre Stimme im Kanton Thurgau nicht verlieren.
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