Die Zürcher
Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP), die seit kurzem auch Präsidentin allerErziehungsdirektoren der Schweiz ist, will die Tagesschulen fördern. Sie nennt
sich einen «Fan dieses Schulmodells», weil es die Bedürfnisse der heutigen
Gesellschaft am besten abdecken könne.
Reform mit einer Unbekannten, Tages Anzeiger, 3.3. Kommentar von Daniel Schneebeli
In
der Tat steigt die Zahl jener Familien rasant, in denen beide Elternteile
berufstätig bleiben. Im Kanton Zürich hat sich die Zahl der externen
Betreuungsplätze innerhalb einer Dekade verdoppelt.
Unterdessen
ist eine Vielzahl von Kindertagesstätten entstanden, die sich zwar an den
Schulzeiten ausrichten, aber oft eigenständig funktionieren. Das ändert sich im
Tagesschulmodell. Hort- und Schulleitungen arbeiten enger zusammen, Betreuungs-
und Lehrpersonen ebenso.
Nicht alle Lehrer haben
Freude
Davon
profitieren insbesondere die Kinder. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sie
in Tagesschulen ausgeglichener sind und bessere Schulleistungen erbringen als
in herkömmlichen Modellen, wo Hort und Schulen teilweise getrennte
Institutionen sind. Bei Lehrerinnen und Lehrern wird noch Überzeugungsarbeit
nötig sein. Denn nicht alle haben Freude daran, wenn sie über Mittag auch noch
Suppe schöpfen müssen. Bekanntlich haben sie schon mit ihren heutigen Aufgaben
genug zu tun.
Die
grösste Unbekannte ist aber die Kostenfrage. Denn heute kann niemand genau
sagen, wie teuer Tagesschulen werden. Es gibt Anzeichen, dass sie nicht
kostenneutral zu haben sind. So steigen die Lohnkosten, wenn über Mittag mehr
Betreuungspersonal nötig ist. Zudem sind Lehrpersonen, die Suppe schöpfen, zu
höheren Ansätzen zu entschädigen als übliches Betreuungspersonal. In vielen
Gemeinden werden darüber hinaus Um- und Neubauten nötig sein.
Gut
ist deshalb an Steiners Vorschlag: Die Einführung der Tagesschulen wird nicht
verordnet, sondern nur empfohlen. So können Eltern weiterhin selber
entscheiden, wie ihre Kinder betreut werden. Und die Bevölkerung kann in den
Städten und Gemeinden abstimmen, ob sie für die Vorteile der Tagesschulen allfällige
Zusatzkosten in Kauf nehmen will.
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