Der Befund
ist eindeutig: In Basel-Stadt fallen die Ergebnisse von Primarschülerinnen und
-schülern gegenüber Solothurn, Aargau und Baselland schlecht aus. Das zeigt ein
Bericht der Universität Zürich, die erstmals standardisierte Leistungsmessungen
an Schulen in der Nordwestschweiz durchführte.
Die Resultate der Tests in den oberen Primarschulstufen, Quelle: Tageswoche
Basler Primarschüler fallen bei Kantonsvergleich durch, Tageswoche, 17.3.
In
den unteren Primarschulstufen sind die Unterschiede gering. Die Tests, die zu
Beginn der 3. Klasse erhoben wurden, zeigen Basler Schülerinnen und Schüler bei
Deutsch und Mathematik leicht im Rückstand.
In
den oberen Primarschulstufen sind die Unterschiede zu den umliegenden Kantonen
grösser. Getestet wurden Deutsch, Französisch, Mathematik und Natur und
Technik.
Bei
allen Fächern liegt der Basler Mittelwert hinter den Vergleichskantonen –
ausser bei Französisch, hier liegt Solothurn hinter Basel-Stadt (im Aargau wird
Englisch und nicht Französisch als erste Fremdsprache gelehrt).
Was
bei den Werten auffällt: Die Bandbreite der Ergebnisse ist in Basel-Stadt
meistens am grössten. Das heisst, hier sind laut Test sowohl die schwächsten,
als auch die stärksten Schülerinnen und Schüler beheimatet.
Gründe
für das Resultat liefert der Bericht gleich mit. In Basel-Stadt liegt der
Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache deutlich am
höchsten. Etwa 50 Prozent spricht eine andere Muttersprache als Deutsch. Bei
den anderen Kantonen liegt dieser Wert bei etwa 30 Prozent.
Auch
in der Kategorie «benachteiligt» liegen Basler Schülerinnen und Schüler weit
vor ihren Gspänli in den umliegenden Kantonen. Benachteiligt – das heisst zum
Beispiel, dass die Eltern einen tiefen Bildungsstandard haben.
«Kein blindwütiger Aktionismus»
Dieter Baur, Leiter Volksschulen Basel-Stadt, führt das Resultat auf die Bevölkerungsstruktur zurück. Er meint, Sprachprobleme würden sich nicht nur im Fach Deutsch bemerkbar machen, sondern auch in Fächern wie Mathematik. «Bei Französisch kann es hingegen einen Vorteil darstellen, wenn eine Schülerin oder ein Schüler zweisprachig aufgewachsen ist.»
Für
Baur sind die Resultate nicht überraschend. Bereits in früheren Jahren zeigten
damals noch nicht standardisierte Leistungs-Checks ähnliche Ergebnisse. Deshalb
ist für Baur klar: «Aufgrund der Resultate verfallen wir nicht in blindwütigen
Aktionismus.»
Auch
Gaby Hintermann, die Präsidentin der kantonalen Schulkonferenz, sieht die
Ergebnisse im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld der Schülerinnen und
Schüler. In Basel-Stadt habe man es mit einer «sehr heterogenen Schülerschaft
zu tun, die sehr unterschiedliche soziale Hintergründe hat.»
Leistungs-Check in der Kritik
Wichtiger
als Leistungs-Checks ist für Hintermann generell das Feedback, das sie direkt
von Schülerinnen und Schülern erhält.
Die
Tests sind denn auch umstritten. An der Gesamtkonferenz der kantonalen
Schulkonferenz wird nächste Woche über die Abschaffung der Leistungs-Checks
diskutiert.
Eine
Resolution fordert, «die unnötigen und teuren externen Leistungs-Checks»
abzuschaffen. Diese würden bloss zu einer «Teaching-to-the-Test»-Mentalität der
Lehrpersonen führen. Das entwerte den Unterricht.
Stadt Basel bildungsunfähig? Eine Chronik.
AntwortenLöschenDer Kanton Basel-Stadt hat mit dem Schulgesetz von 1988 eine Reihe von sogenannt fortschrittlichen Schulreformen abgesegnet und damit in der Schweiz eine Vorreiterrolle übernommen.
Bereits im Herbst 1993 (Basler Zeitung v. 12.10.1993) meldete der Ausbildungsleiter einer grossen Basler Chemiefirma, dass von 45 Lehrverträgen für Chemie-Laboranten nur noch einer mit einem Basler Schulabgänger abgeschlossen werden konnte und dass die laufenden Reformen den Basler Schülern im Vergleich zu denen aus den umliegenden Kantonen in Zukunft noch weniger Chancen offenlassen würden.
Wie schon 1998 haben auch 1999 die Stadt-Basler Bewerber beim Eignungstest für das Medizinstudium gesamtschweizerisch am schlechtesten abgeschnitten. Der Zusammenhang mit den umstrittenen Schulreformen scheint offensichtlich.