Frühfranzösisch sorgt im Baselbiet auf Lehrer wie
auch auf Schülerseite für Unmut. Auch Basel-Stadt will nun eine Umfrage
lancieren.
Baselbieter Franzi-Schock, Schweiz am Wochenende, 18.3. von Leif Simonsen
Die Baselbieter Sekundarlehrer sind konsterniert.
Selbst vier Jahre nach Einführung des Frühfranzösisch-Unterrichts könnten sich
die Schüler kaum verständigen (die «Schweiz am Wochenende» berichtete). Ein
Grossteil der Schüler ist frustriert, weil er mit dem neuen Modell der
Mehrsprachigkeitsdidaktik keine Fortschritte macht.
Das Modell sieht vor, dass die Kinder nicht
korrigiert, sondern langsam an die erste Fremdsprache herangeführt werden. Auch
Basel-Stadt – neben Baselland und weiteren vier Grenzkantonen – gehört zum
sogenannten Passepartout-Konkordat, in dem Französisch in der dritten Klasse
als erste Fremdsprache eingeführt wird.
Bisher stand die Basler Politik geschlossen hinter
der Mehrsprachigkeitsdidaktik und den Lehrmitteln. Zuletzt stimmte der Grosse
Rat 2014 geschlossen für einen Verbleib bei Passepartout bis 2018. Nach den
erschreckenden Umfrageergebnissen im Landkanton wollen sich die Basler Lehrer
nun aber ein eigenes Bild verschaffen.
Sie werden nach den Sommerferien eine breit
angelegte Umfrage unter den Sekundarlehrern lancieren, in der sie über die
Sprachkompetenz der Schüler Erkenntnisse gewinnen wollen. Gaudenz Löhnert von
der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt sagt: «Es ist nicht so, dass uns die
Lehrer die Türen einrennen mit Reklamationen über die neuen Lehrmittel. Sollte
die Umfrage aber katastrophale Ergebnisse zutage fördern, müssen wir über die
Bücher.»
Hoffen auf Cramer
Erst dann werden die Lehrer Stellung über den
Verbleib des Stadtkantons beim Passepartout-Konkordat beziehen. GLP-Grossrätin
Katja Christ glaubt, die Ergebnisse zu kennen: Sie hat zwei Kinder in der
Primarschule und ist zum Schluss gekommen, dass die Mehrsprachigkeitsdidaktik
gefloppt ist.
Im Nachgang zu den Umfrageergebnissen aus dem
Landkanton hat sie im Grossen Rat einen Vorstoss eingereicht, in dem sie die
Regierung auffordert, sich über eine Verschiebung des Fremdsprachenunterrichts
um ein Jahr Gedanken zu machen.
«In der dritten Klasse sollen sich die Kinder noch
auf die deutsche Grammatik konzentrieren», sagt sie auf Anfrage. Die
Grünliberale bezeichnet sich bisher als einzige Passepartout-Skeptikerin im
Stadtkanton. Mit den Umfrageergebnissen aus dem Landkanton dürfte sich das
ändern, sagt Christ.
Sie setzt Hoffnungen in den neuen
Erziehungsdirektor Conradin Cramer (LDP), der das Modell unvoreingenommen
hinterfragen könne. Cramers Sprecher Simon Thiriet lässt derweil ausrichten,
dass man erst nächstes Jahr Bilanz ziehen werde.
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