Das Lernspiel
Finance Mission Heroes wurde entwickelt, um Jugendlichen den Umgang mit Geld
beizubringen. Gesponsert wurde das Projekt von den Schweizer Kantonalbanken.
Jugendliche sollen spielerisch lernen, mit Geld umzugehen, Bild: Michel Canonica
Gamen gegen die Schuldenfalle, St. Galler Tagblatt, 24.2. von Christina Klein
|
27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in der Schweiz leben gemäss dem
Bundesamt für Statistik in einem Haushalt mit Zahlungsrückständen. Der
Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) hat gemeinsam mit dem
Syndicat des enseignants romands (SER) und den Schweizer Kantonalbanken den
Verein Finance Mission gegründet. In dessen Rahmen wurde das digitale Lernspiel
Finance Mission Heroes für die erste Sekundarstufe entwickelt, welches
Jugendlichen Finanzkompetenz spielerisch vermitteln soll. Mit dem sogenannten
Serious Game sollen die Jugendlichen die Prinzipien der Marktwirtschaft und die
Folgen ihres Konsums besser verstehen.
Im Spiel werden die Schüler zu Superhelden, die ihre Stadt von Geld
stehlenden Robotern befreien müssen. Dabei müssen sie geeignete
Finanzierungsstrategien für Ausrüstungsgegenstände wählen, ihr Geld richtig
budgetieren und ihre Zeit sinnvoll einteilen. Ausserdem wurden – um auf das
echte Leben anzuspielen – Luxusgüter ins Spiel eingebaut. So kann man etwa
einen stylischen Heldenanzug kaufen – weiterbringen wird einen dieser aber
nicht. Die Schüler können anhand von Finance Mission Heroes spielerisch
ausprobieren, wie sie ihr Geld am besten verwalten.
Gamen kann klug machen
Doch kann ein Videospiel wirklich beim Lernen helfen? Beat W. Zemp,
Vorstandspräsident des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, ist
überzeugt: Gamen kann klug machen. Im Spielen sehe er sogar
Erweiterungspotenzial im Bereich moderner Lehrtechniken – das System sei noch
lange nicht ausgeschöpft. Lilian Geiger ist von der Wirksamkeit des Spiels
nicht überzeugt. Natürlich könne ein Spiel für die Thematik sensibilisieren.
Finanzkompetenz zu erlernen solle aber schon viel früher beginnen – im eigenen
Zuhause. Da einige Eltern dieser Aufgabe nicht entgegenkommen können, sei es
gut, wenn Schulen das Thema aufgreifen würden. Ob ein Lernspiel die richtige
Herangehensweise ist, sei eine andere Frage. «Immerhin könnten die Kinder auch
einfach Monopoly spielen», sagt Geiger.
Ins Auge sticht einem das Logo der Schweizer Kantonalbanken, offizielle
Sponsoren der Finance Mission. Beat W. Zemp hat allerdings keine Zweifel, den
richtigen Sponsor gefunden zu haben: «Der Lehrerverband hat Richtlinien zum
Umgang mit gesponsertem Unterrichtsmaterial erstellt. Die Kantonalbanken richten
sich exakt nach diesen.» Laut dem CEO der St. Galler Kantonalbank, Roland
Ledergeber, geht es seiner Bank bei Finance Mission nicht primär um
Kundengewinnung. Als Bank habe sie eine gesellschaftliche Verantwortung
gegenüber den Schulen. «Aber natürlich schadet es auch unserer Reputation
nicht.»
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