14. Februar 2017

Basler Schüler benachteiligt

Eine echte Harmonisierung der Schulsysteme in den beiden Basler Halb­kantonen entspricht dem Willen des Stimmvolkes sowohl in der Stadt wie auch im Baselbiet. Weg vom Kantönligeist, hin zum Abbau von Mobilitätsschranken, so das Fazit nach der ­Harmos-Abstimmung im Jahr 2010. Folgerichtig und konsequenterweise engagiert sich die Starke Schule beider Basel nun aktiv in beiden Kantonen und strebt ein kompatibles Bildungs­system auf hohem Niveau an. Unnötige Unterschiede in den beiden Kantonen betreffend Stundentafeln und Lehr­plänen sollen eliminiert werden, ohne dass dabei die Bildungsqualität sinkt.
Basel-Stadt in der Isolation, Basler Zeitung, 14.2. von Michel Pedrazzi


Ein für schweizerische Verhältnisse exotisches Bildungssystem, so wie dies Basel-Stadt mit der Orientierungsschule (OS) und der Weiterbildungsschule (WBS) rund zwanzig Jahre lang führte, hat definitiv keinen Platz mehr. Dass die Rheinstadt im Rahmen der Reform das gescheiterte OS-System beerdigt hat, war längst überfällig, zumal dieses System einer Gesamtschule ähnelte, in welcher die Schulkinder nur vereinzelt in unterschiedliche Anforderungsniveaus unterteilt waren. Das einst hochgelobte OS-System entpuppte sich als ein Desaster: Die Schulabgänger aus Basel-Stadt hatten über Jahre weitaus grössere Schwierigkeiten, anspruchsvolle Lehrstellen zu finden als ihre Kollegen aus der Landschaft oder den Kantonen Aargau und Solothurn.

Und wieder läuft Basel-Stadt Gefahr, sich bildungspolitisch in die Isolation zu begeben: Im Rahmen des Umbauprozesses wurden zahlreiche Schulhäuser auf ein Konzept mit Lernlandschaften eingerichtet. Es entstanden Grossraumklassenzimmer, in denen bis zu vielen Dutzend Kinder «selbstorganisiert», das heisst praktisch sich selbst überlassen, lernen sollen. Die Lehrpersonen sind dabei zu «Lerncoaches» degradiert, die ihre Schützlinge weitgehend nur noch beraten. Im Baselbiet wurden diese Lernlandschaft-­Fantasien gestoppt, einzig in Pratteln und Frenkendorf existieren diese. ­Mehrere geplante Lernlandschaften wurden durch Regierungsrätin Monica Gschwind erfreulicherweise beerdigt.

Für die schwächeren Schulkinder, die viel Hilfe und Anleitung benötigen, sind solche Grossraumzimmer eine unhaltbare Situation. Basel-Stadt hat denn auch den Lehrplan 21 mit seiner ganzen Ideologie unverändert übernommen. Kein Wunder, schliesslich war alt Regierungsrat Christoph Eymann auch einer der geistigen Ziehväter und Förderer. Die Mehrheit der Kantone jedoch verändert den Lehrplan 21 deutlich und lenkt ihn in vernünftige Bahnen.

Während das Baselbieter Stimmvolk die Weiterführung der klassischen und traditionellen Einzelfächer Geschichte, Geografie, Biologie, Physik und Chemie an der Urne mit 61 Prozent Ja-Stimmen überraschend deutlich befürwortet hat, gingen diese im Stadtkanton in diffusen Kombifächern auf; so wie dies der Lehrplan 21 propagiert: von allem ein bisschen, aber nichts fachlich fundiert.

Auch in Basel-Stadt müssen die Zukunftschancen der Schülerinnen und Schüler verbessert werden. Dass sie gegen die Schulkinder in Baselland, Solothurn und Aargau bei Aufnahmeprüfungen und bei der Lehrstellen­suche oft das Nachsehen haben, ist unhaltbar. Das muss sich ändern. Ein Verzicht auf Kombifächer und Lernlandschaften wäre ein erster wichtiger Schritt.


Michel Pedrazzi ist Vorstandsmitglied von «Starke Schule beider Basel».

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