Muss das Kind
daheimbleiben? Zahlreiche Eltern haben sich diese Frage wohl gerade heut Morgen
gestellt. Soll das Kind wirklich in die Kita, den Kindergarten, die Schule? Es
wirkte angeschlagen, hustete … Also den Fiebermesser in die Achselhöhle des
Kindes schieben und hoffen, dass die Temperatur normal ist. Kurz darauf der
Thermometer-Check: Erleichterung. Kein Fieber. Zum Mann oder zur Frau: «Dann
lass es uns versuchen, Schatz.» Und zum Kind: «Also Liebes, dir geht es zwar
nicht so gut, aber Fieber hast du keines. Du gehst heute Morgen zur Schule, ok?
Dann sehen wir weiter. Wenn es dir am Mittag nicht besser geht, dann kommst du
heim, oder es holt dich jemand von uns ab, gell.»
Problem
für vier Stunden gelöst. Vielleicht. Hoffentlich.
Eltern können für die Pflege ihrer Kinder bezahlten Urlaub fordern, Bild: iStock
Schule? Nein, Bettruhe! Tages Anzeiger, 19.1. Mamablog von Gabriela Braun
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Krank zur Schule?
«Aber
du bist doch krank, wieso kommst du trotzdem zur Schule?» Zahlreiche Lehrer
haben diese Frage wohl gerade heut Morgen einem Kind in ihrer Klasse gestellt.
Die Lehrerin oder der Lehrer versteht nicht, dass ein Kind bei starkem Husten
oder Schnupfen zur Schule geht, statt daheim zu bleiben und sich auszukurieren.
Das zumindest berichten Kindergarten- und Primarschullehrer in meinem
Bekanntenkreis immer wieder. Ihr Eindruck ist, immer mehr Kinder würden krank
zur Schule geschickt. Riefen sie darauf die Eltern an, um ihnen mitzuteilen,
das Kind sei krank, so dauere es «nicht selten bis zu zwei Stunden», bis ein
Elternteil daheim sei oder das Kind abgeholt werde.
Ferdinanda
Pini kennt diesen Konflikt. Die Ärztin und Leiterin des schulärztlichen
Dienstes Kanton Zürich bestätigt, dass es Kinder gibt, die von ihren Eltern
krank in die Schule geschickt werden – «aber Statistiken dazu führen wir
nicht». Sie ist sich des Druckes bewusst, unter welchem arbeitstätige oder
alleinerziehende Eltern oft stehen: «Doch es ist falsch, wegen des Jobs das
Kind zur Schule gehen zu lassen. Denn kranke Kinder gehören heim, und ihre
Eltern auch», sagt Ferdinanda Pini. Sie betont, dass das Daheimbleiben zur Pflege
von Kindern ausdrücklich im Arbeitsrecht erwähnt ist. Das sei vielen Eltern
allerdings oft zu wenig bewusst.
Doch
wann genau soll denn nun ein Kind wegen Krankheit daheimbleiben? Die Ärztin
beantwortete für den Mamablog die gängigsten Fragen, die ihr Eltern stellen:
1. Wann soll ein Kind daheimbleiben?
Bei
jeder ansteckenden Krankheit mit Fieber, wie z.B. Scharlach
(Streptokokken-Angina), Masern, Röteln, Mumps, wilde Blattern (Windpocken),
echte Grippe oder Erkältungskrankheiten. Aber auch bei übertragbaren
Erkrankungen, die nicht immer Fieber verursachen, etwa beim Brechdurchfall
(z.B. durch Noroviren) oder Keuchhusten. Das Kind muss so lange daheimbleiben,
bis die Behandlung abgeschlossen ist, oder so lange wie vom Arzt oder von der
Ärztin verordnet.
2. Wie schnell soll ein krankes Kind von der Schule abgeholt
werden?
Wenn
ein Kind wie vorher beschrieben erkrankt ist, sollte es möglichst schnell nach
Hause gehen bzw. von einem Elternteil abgeholt werden. Wichtig jedoch ist, dass
ein krankes Kind am Morgen gar nicht erst in die Schule geschickt wird und die
Eltern es abmelden und entschuldigen.
3. Was müssen Eltern bei einem kranken Kind beachten?
Einem
kranken Kind muss man auf alle Fälle Zeit lassen, bis es genesen ist. Und ein
krankes Kind sollte auf alle Fälle zu Hause bleiben können – für den
eigenen Schutz und Wohlergehen wie auch zum Schutz vor Übertragung von anderen.
Viele Infekte werden durch Viren verursacht, wie z.B. in dieser Saison die
richtige Grippe oder andere Erkältungskrankheiten. Diese können nur
symptomatisch behandelt werden: Fieber senken (auch mit Hausmitteln), Husten
und Schnupfen lindern (mit Tees und Sirup) und vor allem Bettruhe gewährleisten
und viel trinken. Die bakteriellen Infekte wie z.B. Keuchhusten und Scharlach
sollten mit Antibiotika behandelt werden, und die Behandlung erfolgt unter
Aufsicht eines Arztes.
4. Bei welchen Anzeichen soll das Kind sofort zum Arzt?
Bei
hohem Fieber. Wenn die Beschwerden nicht abklingen oder sich gar
verschlechtern. Bei Atembeschwerden oder wenn das Kind nichts behalten kann
(Gefahr der Austrocknung beim Brechdurchfall). Oder wenn sich das Bewusstsein
trübt und das Kind nicht mehr essen und spielen mag. Dann sollten die Eltern
auf alle Fälle die Hausärztin oder ihren Hausarzt kontaktieren. Aber auch immer
dann, wenn sie in Sorge sind, also auch wenn es sich um eine sogenannte
Bagatelle handeln könnte. Bei Fragen rund um einen Krankheitsausbruch an
Schulen bzw. dessen Eindämmung kann die zuständige Schulärztin oder der
Schularzt kontaktiert werden.
5. Wie lange dürfen arbeitstätige Eltern daheimbleiben?
Bis zu drei Tage, wenn sich die Betreuung der Kinder nicht anders als
durch die Eltern organisieren lässt. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, bei
Krankheit oder Unfall in der Familie, bei Familien mit eigenen Kleinkindern
oder Kindern im schulpflichtigen Alter bezahlten Urlaub zu gewähren.
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