Schweizer
Schüler sind die europaweit besten Rechner und in Naturwissenschaften
überdurchschnittlich gut. Statt sich zu freuen, macht die Schweizer
Bildungsbranche ihrem Ärger über die OECD Luft – und diese kontert.
Die bekannte PISA Lüge, Südostschweiz, 7.12. Leserbrief von Markus Niederdorfer
Die neue Pisa-Studie sei wertlos, kritisiert der Schweizer Verantwortliche Stefan C. Wolter. Sein Vertrauen in die OECD ist erschüttert. Da reibt man sich zweimal die Augen. Ist endlich die Morgendämmerung angebrochen, was die Ernsthaftigkeit der Resultate solcher Messungen angeht? Wohl kaum. Denn schon 1989, als sich die EDK endlich von der OECD überreden liess, an solchen Tests teilzunehmen, war bekannt, dass diese weder zu verbesserten Schülerleistungen beitragen noch der Chancengleicheit dienen werden. Bis heute wird dies mit einer grossen Anzahl an Studien und nationalen Bildungsberichten untermauert. Die USA gilt als der Leuchtturm von Reformen im neoliberalen Geiste. Doch wenn Reformen scheitern, sind sie gnadenlos ehrlich. Diane Ravitch steht dafür. Sie ging den Weg und wurde vom „Saulus zum Paulus“. Wie ist also die Entrüstung von EDK Präsident Eymann und Stefan Wolter, der als Vertreter der EDK in der OECD Bildungskommission sitzt, zu verstehen? Vermutlich so, wie es Andreas Schleicher formuliert: «Bei ‘Schneewittchen’ schmiss die Königin den Spiegel hin, als sie nicht mehr die Schönste im Land war. Dadurch wurde sie aber nicht schöner.» Wahrscheinlich gefalle Wolter ja aber ohnehin Rumpelstilzchen besser. Denn was nicht geschrieben steht, ist, dass die Schweiz, nachdem sie diesen Tests zugestimmt hatte, sich mit schweizerischer Präzision im Gremium einbrachte, womit sie nicht nur Freunde gewonnen hatte. Die Schweiz ist jetzt daran, nationale Bildungsstandards durch Urs Moser vom Institut für Bildungsevaluation zu entwickeln, damit zukünftig die Kompetenzen der Schulkinder landesweit überprüft werden können. Dieses „CH-PISA“- Projekt, welches den Anspruch hat, die Kompetenzen, welche Weinert als Zusammenspiel zwischen kognitiven und praktischen Fähigkeiten sieht; also Wissen, Motivation, Werte-Orientierung, Einstellungen, Emotionen und weiteres, die für das Ausführen einer Handlung benötigt werden.(Weinert 1999,s.8), in einem elektronischen Messverfahren zu ermitteln. Dann müssen aber schon Zweitklässler den Test am PC lösen und nicht 15-jährige wie bei PISA. Dies ist ja ein Hauptgrund der Kritik am Test. Gemäss Wolters kostet der Test pro Schüler 550 Franken und einen halben Tag weniger Grundbildung der Schule. Was er aber verschweigt, ist die ganze Vorbereitungszeit, welche eine ausgewählte Lehrperson für seine Klasse, einsetzt, um die Schüler mit dem Testverfahren vertraut zu machen.“ Teaching to Test“ heisst da der Fachbegriff. Mit der Einführung des LP21 befindet sich die Schweiz stramm auf OECD Kurs. Deshalb vermag ich den Äusserungen der beiden Herren nicht zu glauben, denn sie sind beide Teil des Problems. Was Wolter in der OECD bewirkt, ist klar ersichtlich, denn im Jahresbericht der EDK 2014 steht: Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Kompetenzmodelle und der Evaluationsinstrumente weiterführen und verstärken. Die regelmässigen Treffen der nationalen Verantwortlichen und der Fächerexperten der deutschsprachigen Länder wurden fortgeführt. In den Berichten davor heisst es, die Zusammenarbeit optimieren. John Hattie hat in seiner Metastudie klar herausgearbeitet, welches die Gelingensfaktoren für den Lernerfolg eines Kindes sind: Die Lehrperson, die Lehrperson und nochmals die Lehrperson! Oder wie es die Schweiz praktizierte: Mit Kopf, Herz und Hand! Dafür braucht es keine ausgeklügelten, undurchschaubaren, pseudowissenschaftlichen Messinstrumente, sondern eine Lehrperson, welche mit einem wackeren Herz vor die Klasse tritt und diese zielgerichtet und verantwortungsbewusst führt.
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