Auch
wenn die SP Baselland krampfhaft aufzuzeigen versucht, dass der Bildungsrat ein
Expertengremium in Sachen Bildung sei, hat die Vergangenheit deutlich das
Gegenteil gezeigt: So konnten zum Beispiel die teilnehmenden Mitglieder des
Bildungsrates an ihrer eigenen Pressekonferenz zum Lehrplan 21 die Fragen der Journalisten
kaum fundiert beantworten. Es stellte sich heraus, dass sie weder die
Philosophie des Lehrplans 21 verstanden haben noch deren Umsetzbarkeit
beurteilen konnten – peinlich, aber doch irgendwie verständlich: Denn von den
14 Mitgliedern des Bildungsrates haben nur gerade vier tagtäglich mit Bildung
zu tun; die anderen vertreten vor allem die Partikularinteressen ihrer Parteien
oder Wirtschaftsverbände.
Der Bildungsrat ist ein Laiengremium, Basellandschaftliche Zeitung, 13.12., Gastkommentar von Michael Pedrazzi
Dennoch
ist der Bildungsrat befugt, ohne Rücksicht auf finanzielle Mittel des Kantons
abschliessend über Lehrpläne, Lehrmittel und Stundentafeln zu befinden. Und es
ist ein völliger Irrglaube zu meinen, der Bildungsrat würde die Lehrpläne
erarbeiten. Vielmehr erhält er von der Bildungsdirektion fixfertige Vorlagen,
die er mangels Know-how A und Fachwissen nur abnicken kann. Das Laiengremium
entscheidet in der Regel, ohne die Meinung der Lehrpersonen und Fachexperten zu
beachten.
Die
Mehrheit der Lehrpersonen sieht im vom Bildungsrat angestrebten
kompetenzorientierten Lehrplan ein erhebliches Risiko für die Schülerinnen und
Schüler. Kein Wunder, im Bundesland BadenWürttemberg hat die Anzahl
Schulabgänger, die nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden können, zehn
Jahre nach der Umstellung auf den kompetenzorientierten Unterricht erschreckend
zugenommen. Das selbstorganisierte Lernen, das bei uns neu eingeführt werden
soll, scheiterte in Deutschland kläglich.
Der Bildungsrat
verkennt die Schwächen des Lehrplans 21 mit seiner angestrebten
Unterrichtsphilosophie und politisiert mit aufgesetzter Reform-Brille klar am
Volk vorbei. Die von ihm propagierten Sammelfächer wurden denn am 5. Juni an
der Urne mit 61% auch wuchtig verworfen.
Die SP
merkt, dass ihre Bildungspolitik scheitert und die von alt Regierungsrat Urs
Wüthrich vorangetriebenen Reformen von Regierungsrätin Monica Gschwind
hinterfragt und erfolgreich gestoppt werden. So bedienen sich die beiden
SP-Landräte Mirjam Locher und Roman Brunner wiederholt markiger Worte, um
Gschwind und die Starke Schule Baselland zu diffamieren. Sie werfen der Bildungsdirektorin
vor, die Bildungsmacht auf ihre Direktion konzentrieren zu wollen, um niemanden
mehr fragen zu müssen, wenn es um Lehrpläne und Stundentafeln geht. Dabei
verkennt die SP: Es war die neue Regierungsrätin Gschwind, welche eine breit
angelegte Umfrage bei den Lehrpersonen durchführte, ihre Position ernst nahm
und diese berücksichtigte. Die neue Bildungsdirektorin strebt in Bildungsfragen
Konsenslösungen an, die von einer Mehrheit mitgetragen werden kann.
Es
kommt auch nicht zu einer «Verpolitisierung der Bildung», wie die beiden
SP-Landräte behaupten. In zahlreichen Kantonen entscheidet schon der
Regierungsrat unter Berücksichtigung der Position der abnehmenden Schulen über
Bildungsgeschäfte und das funktioniert gut. Zudem soll in Baselland der Bildungsrat
gar nicht ersatzlos abgeschafft, sondern professionalisiert werden, indem statt
Laien mit Parteien- und Wirtschaftsinteressen echte Bildungsleute aus der
Praxis Einsitz nehmen sollen.
Der
Entscheid, die Fähigkeiten, Kompetenzen und Aufgaben des Bildungsrates zu
hinterfragen, ist aufgrund seiner zahlreichen Fehlentscheide in den vergangenen
Jahren nachvollziehbar und legitim. Zu wichtig ist unser Bildungssystem, um es
ideologischen Wunschvorstellungen zu opfern.
Michael Pedrazzi ist Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland.
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