13. November 2016

Lehrplan 21 fördert Privatschulen

Erwin Ogg kämpft für eine freie Schulwahl, und auch jetzt fordert er wieder ein Recht für alle Eltern, die Schule ihrer Kinder selber auswählen zu können (siehe Leserbrief im Kommentar). Die überwiegende Mehrheit der Stimmbürgerschaft lehnte bis anhin Initiativen in dieser Richtung stets ab, man war stolz auf die Institution "Volksschule" und wollte nicht auf  diese keineswegs selbstverständliche Errungenschaft verzichten. Die Lehrerschaft unterstützte das Beharren auf einer "Schule für alle", welche Chancengleichheit, Gerechtigkeit und eine Durchmischung der sozialen Schichten beinhalten sollte.
Lehrplan 21 fördert Primarschulen, 13.11. von Hans-Peter Köhli


Würde nun aber dieser Lehrplan 21 tatsächlich eingeführt und die  Qualität des offiziellen Schulunterrichts derart abgebaut, wie das in  diesem Elaborat vorgesehen ist, dann kommen natürlich die Ansichten  vieler Leute bezüglich "Volksschulunterricht für alle" ins Wanken.  Thalheim lässt grüssen. Wenn die Eltern langsam erkennen können, wie 
illusorisch, weltfremd und schädlich die LP-21-Theorien im Hinblick auf  eine solide Ausbildung für ihre Kinder sind und zugleich jegliche  Mitspracherechte fehlen, dürfte der Herr Ogg langsam Morgenluft  wittern. Dann kommt, was jene Kreise schon lange fordern: Der Ruf nach  freier Schulwahl mit Bildungsgutscheinen. Angesichts vieler verärgerter  Eltern steigen künftig die Chancen entsprechender Volksinitiativen, 
angenommen zu werden, erheblich. Szenario für nachher: eine miese  Volksschule für die breiten Schichten wie in gewissen Ländern schon  lange üblich, gute Privatschulen für Mitte und Oben, bei denen das  Schulgeld dank den Gutscheinen plötzlich ab Mittelstand erschwinglich wird.


Dieser Aspekt, scheint mir, wird bald einmal in der LP-21-Diskussion  auftauchen. Wenn nicht vor der geplanten Einführung, dann zumindest  nachher. Die politischen Kreise links der Mitte sollten deshalb einsehen, dass sie mit dem LP 21 in verschiedener Beziehung am meisten zu verlieren hätten.

3 Kommentare:

  1. Leserbrief von Erwin Ogg in der NZZaS vom 13.11.
    Der Bericht zur Schulung von Kindern in der Gemeinde Thalheim zeigt beispielhaft die grundsätzliche Problematik des heutigen Schulsystems. Erstens: Mit einem einzigen Schulmodell kann man nicht alle Kinder gut fördern. Das sieht offenbar auch die Thalheimer Schulleiterin so. Zweitens: In unserer pluralistischen Gesellschaft gehen die Vorstellungen von einer «guten Schule» zunehmend auseinander. Ein bestimmtes Schulmodell für alle Eltern und Kinder als verbindlich zu erklären, ist daher nicht mehr zeitgemäss. Den unterschiedlichen Bildungsbedürfnissen muss in Zukunft mit einer stärkeren Profilierung der Schulen Rechnung getragen werden. Die Erziehungsverantwortlichen sollen ein ihrem Kind entsprechendes Schulprofil wählen können. Schulvielfalt und freie Schulwahl sind unentbehrliche Grundpfeiler eines modernen Bildungswesens.

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  2. Herrn Köhlis Befürchtung bezüglich Privatisierung bzw. Ökonomisierung der Volksschule muss ich leider teilen. Unter wikipedia befand sich vor einiger Zeit ein - leider gelöschter - Beitrag, der die Harmonisierung des Schweizer Bildungssystems als Kompatibilität mit dem internationalen Bildungsmarkt definierte. Auch Professor Walter Herzog versucht seit Jahren den Zusammenhang zwischen der Standardisierung (Kompetenzmodell) und der Ökonomisierung aufzuzeigen. 

    Ich weise auf einen Artikel des Medienmoguls Rupert Murdoch hin, der 2011 die weltweite digitale Revolution der Bildung zum Zweck der Ökonomisierung anstiess. Zitat: "In Korea habe ich erfahren, wie ein lebhafter Nachhilfemarkt im Wert von dreißig Mrd. Dollar dafür gesorgt hat, dass die fähigsten Lehrer Prominentenstatus genießen und so viel Geld verdienen wie Spitzensportler und Filmstars. In Schweden habe ich eine innovative Schule besucht, die IKEA-Schule. Der Unterricht wird durch ein Wissensportal unterstützt, das den gesamten Lehrplan enthält. In dieser Schule wird nach den individuellen Bedürfnissen des Schülers unterrichtet – und die Lehrer haben viel Zeit für den einzelnen Schüler. Das geht wegen eines Systems, das Eltern die Möglichkeit bietet, diejenige Schule auszuwählen, die ihnen als die beste für ihre Kinder erscheint, ganz gleich, ob staatliche oder private Schule."

    Mit der Privatisierung kann viel Geld verdient und Humankapital abgeschöpft werden.


    http://diepresse.com/home/meinung/debatte/674646/Bildung-ist-das-letzte-Reservat


    Viele Linke sind immer noch taub und blind und folgen ihren Verbänden und ideologischen Heilsversprechen (vergl. Programm "Schulen der Zukunft"). In den Köpfen geistert immer noch die Idee einer sozialistischen Internationalen herum, obwohl einigen langsam klar wird, dass Bildung ohne das demokratisch gewachsene kleinräumige soziale Umfeld den Menschen kulturlos und damit seelenlos macht.


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