Freie Bahn für den neuen Lehrplan im Thurgau. Die Stimmbevölkerung hat
die gegen den Lehrplan 21 gerichtete Initiative klar abgelehnt. Der Stein, der Erziehungsdirektorin Monika Knill
damit vom Herzen gefallen sein dürfte, war wohl im ganzen Kanton zu hören. Nach
dem Thurgauer Nein zu Harmos 2008 hätte eine erneute Niederlage in einer
zentralen bildungspolitischen Frage einen Scherbenhaufen angerichtet.
Vertrauensvorschuss für die Schule, Thurgauer Zeitung, 28.11. Kommentar von Christian Kamm
Vertrauensvorschuss für die Schule, Thurgauer Zeitung, 28.11. Kommentar von Christian Kamm
Dass sich die Mehrheit in dieser Deutlichkeit gegen die Initiative entschieden hat, ist erstaunlich. War doch der Titel, unter dem das Volksbegehren "für eine gute Volksschule" auf Stimmenfang ging, geschickt gewählt. Offensichtlich aber haben die Stimmbürger durchschaut, dass es den Initianten eben nicht primär um eine bessere Volksschule, sondern um die Verhinderung des Lehrplans 21 ging.
Auch dass sich der Kanton mit einem Ja zur Initiative auf einem weiteren wichtigen bildungspolitischen Feld isoliert hätte, dürfte für das Resultat entscheidend gewesen sein. Noch steckt den Thurgauerinnen und Thurgauern wohl das national betriebene Frühfranzösisch-Bashing in den Knochen. Zudem wäre ein Alleingang in Sachen Lehrplan kostspielig geworden. Ein Argument, das im Kanton Thurgau, der für seine Sparsamkeit bekannt ist, immer zählt.
Sparsamkeit bedeutet jedoch nicht Zukunftsverweigerung. Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren auch in diesem Kanton erlebt, wie schnell sich die Welt verändert. Niemand fährt, ausser zum Spass, noch mit einem 25-jährigen Auto im Alter des heutigen Lehrplans herum. Deshalb ist auch im ländlichen Raum mehrheitsfähig, dass sich die Schule zeitgemäss aufstellen und die neuen Herausforderungen aktiv angehen muss.
Das Ja dieses Wochenendes ist gleichzeitig ein Vertrauensvorschuss für die Behörden und Lehrkräfte, den es nun einzulösen gilt. Zahlreiche besorgte Eltern haben ein Recht darauf, dass die Versprechungen, die im Abstimmungskampf in Richtung Verhältnismässigkeit und Verlässlichkeit gemacht worden sind, eingehalten werden. Jenen, die diesem zentralistischen Lehrplan 21 weiterhin nichts abgewinnen können, sei zum Trost gesagt: Die Lehrerinnen und Lehrer sind morgen Montag, wenn die Schule weitergeht, immer noch die selben. Lehrpläne kommen und gehen, die Lehrkräfte aber bleiben. Auf sie vor allem kommt es an. Ihr Augenmass und ihre Erfahrung sind weiterhin zentral. Denn wer im Thurgau abhebt und den Boden unter seinen pädagogischen Füssen verliert, der wird eher früher als später dafür bestraft.
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