Die Religionsfreiheit
ist ein strapaziertes Menschenrecht. Davon gesprochen wird oft, wenn man mehr
Recht erstreiten will. Im Fall der behördlichen Weigerung, den islamischen
Kindergarten al-Huda in Volketswil zu bewilligen, wird jedoch weder die
Religionsfreiheit noch das Prinzip der Gleichheit der Religionen geritzt. Da
zielt selbst der Verweis der Initianten auf die christlichen und jüdischen
Kindergärten im Kanton Zürich ins Leere.
Ganz einfach zu viel Religion, Tages Anzeiger, 4.11. von Michael Meier
Das
Zürcher Volksschulamt hatte die Bewilligung des Kindergartens nicht aufgrund
der Glaubensausrichtung des Vereins abgelehnt, sondern weil sein Konzept die
Vorgaben der Lehrplans nicht erfüllt. Das bestätigt das gestern veröffentlichte
Urteil des Bundesgerichts überzeugend und in Einklang mit den zürcherischen
Vorinstanzen.
Die
plausible Argumentation lässt die Kluft zwischen der Gesellschaft und dem
konservativen Islam umso sichtbarer werden. So wird der im Konzept
veranschlagte Anteil des Arabisch- und Koranunterrichts von 25 Prozent für viel
zu gross erachtet. Und die dahinterliegende Haltung, den Kindern den Islam als
Ordnung des Alltagsgeschehens zu vermitteln, für zu einseitig. Zu Recht
bemängelt das Gericht auch das fehlende Bekenntnis zu den demokratischen Werten
der Volksschule. In der Tat: Eine ungesund starke Gewichtung der Religion wird
dem Ziel der Grundschule nicht gerecht, auf das Leben in einer pluralistischen
Gesellschaft vorzubereiten.
Der
vom Verein al-Huda bestrittene Vorwurf des Verwaltungsgerichts, die designierte
administrative Leiterin des Kindergartens stehe dem Islamischen Zentralrat
nahe, war für das Bundesgericht nicht erheblich. Doch nährt das Umfeld des
Kindergartens den Verdacht, dass er einem engen Islamverständnis verpflichtet
wäre. Das Volketswiler Imam-Zentrum, wo der Kindergarten eingerichtet worden
wäre, hat wegen seines marokkanischen Imams Schlagzeilen gemacht. Der wollte
sich an einer früheren Stelle nicht von der Scharia-Strafe der Steinigung für
Ehebrecherinnen distanzieren.
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