Die Kindergärtnerin Miriam Locher (SP-Landrätin) und der Sekundarlehrer Jan Kirchmayr (SP Landrat) stören sich an den vielen bildungspolitischen Initiativen im Baselbiet. Den Grund des "Chaos" verorten sie nicht etwa beim Gesetzgeber, sondern bei der "Starken Schule Baselland". Diese wird beschuldigt, ständig für Unruhe zu sorgen. Ausserdem soll die Oppositionsgruppierung die Baselbieter Schule ins Lächerliche ziehen. (uk)
Fertig Bildungschaos! Basler Zeitung, 10.10. von Miriam Locher und Jan Kirchmayr
Eine Initiative zum Lehrplan, eine Initiative
zur Stundentafel, eine Initiative zu Fächerkombinationen, eine Initiative zu
Fremdsprachen, eine Initiative zur Ausbildung von Sek-1-Lehrpersonen, eine
Initiative mit dem Vorhaben, den Schulrat abzuschaffen, eine Initiative um den
Bildungsrat zu entmachten, eine Initiative um die Bildung zu privatisieren,
eine Initiative für den Rückzug aus Harmos.
Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen und ist symptomatisch
für die Bildungspolitik des Kantons Basel-Landschaft und für den Zustand der
Baselbieter Bildungsdirektion. Seit Monaten, nein bereits Jahren wird die
Schullandschaft Baselland regelrecht durchgerüttelt. Mehr und mehr werden die
Volksschule und deren Inhalt zum Spielball politischer Gruppierungen und zum
Instrument Einzelner, um die eigenen Interessen kantonal durchzusetzen und um
die Bildungslandschaft an die Wand zu fahren. Die Zukunft unserer Kinder und
Jugendlichen wird dabei weitestgehend ausgeblendet. Dabei ist es doch letztlich
ihr Wohl, dass bei solchen Aktionen auf dem Spiel steht.
Mithilfe der sogenannten «Starken Schule» wurde Monica Gschwind in
den Regierungsrat gehievt und kann auch nach eineinhalbjähriger Amtszeit noch
keine Ruhe in die Baselbieter Bildungslandschaft bringen.
Aktuell sind im Kanton Baselland neun Bildungsinitiativen hängig,
wir wiederholen: neun Initiativen! Einen Überblick darüber zu bekommen ist
beinahe unmöglich. Der grösste Störfaktor in der Bildungspolitik ist die eben
erwähnte Gruppierung namens Starke Schule. Obwohl sie mit Regierungsrätin
Gschwind nun über eine direkte Ansprechperson im Regierungsrat verfügt und
obwohl sie mindestens einen Vertreter im Landrat hat, lanciert die Gruppierung
eine Initiative nach der anderen. Wie bitte soll man mit diesen Aussichten
zukunftsorientiert und mit Planungssicherheit unterrichten können? Wie soll der
Kanton somit für Lehrpersonen attraktiv sein? Wie sollen die Schulleitungen
Leitbilder verabschieden können, wenn sich jederzeit unerwartet grosse
Änderungen in der Bildungslandschaft manifestieren können?
Wir leben in einer Demokratie, ja. Es gibt die Möglichkeit, eigene
Anliegen mittels einer Initiative durchzusetzen. Aber die Starke Schule nützt
dieses Instrument schamlos aus und führt es ad absurdum. Das Argument, sie vertrete
die Anliegen der Lehrerschaft, ist anmassend und stimmt schlichtweg nicht, hier
werden Interessen von kleinen Gruppen vertreten, welche mit dem Volksentscheid
zur Einführung von Harmos noch immer nicht leben können und am liebsten im
Landrat über Lehrmittel diskutieren.
Die Starke Schule ist dafür verantwortlich, dass die Schulen von
Baselland ins Lächerliche gezogen werden, dass die Stimmbürgerinnen und
Stimmbürger bald schon mehr als gesättigt sind von den andauernden Streitereien
und dass so auch wichtige und entscheidende Anliegen keine Chance vor dem
Stimmvolk mehr haben werden. Deshalb braucht es jetzt auch klare Signale der
Bildungsdirektorin. So geht es nicht weiter.
Vorbildlich hat der liberale Basler Erziehungsdirektor Christoph
Eymann in der vergangenen Woche reagiert. Nachdem die Starke Schule
Expansionsgelüste in den Stadtkanton hegte und die in der Stadt tätigen
Lehrpersonen per Mail angeschrieben hat und eine erneute «Umfrage» lancierte,
reagierte Eymann prompt und verurteilte die Aktion der Starken Schule aufs Schärfste.
Gleichzeitig werden wir Lehrpersonen im Baselbiet immer wieder von der Starken
Schule per Mail kontaktiert und trotz der Bitte, uns aus dem Mailverteiler zu
streichen, weiterhin mit «neutralen» Umfragen bombardiert.
Wir wünschen uns von Monica Gschwind eine heftigere und schärfere
Reaktion auf die Attacken der Starken Schule an unserem Bildungssystem. Es kann
nicht sein, dass die Regierungsrätin dabei zuschaut, wie die Starke Schule
unsere Bildungslandschaft torpediert und die Lehrerinnen, Lehrer, Schulleitungen
und Schulräte verunsichert! Es kann nicht sein, dass sich Gschwind von einer
kleinen Gruppierung in eine Richtung treiben lässt und dabei die Lehrpersonen
und das Wohl der Kinder und Jugendlichen aus dem Fokus verliert.
Wir benötigen jetzt eine Direktion, die den Stillstand und
Rückschritt beendet und ein Zeichen gegen die Boykottierung der Baselbieter
Schulen setzt. Bildung ist und bleibt unsere wichtigste Ressource, denn unsere Kinder
und Jugendlichen sind es wert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen