Die
Bildungskommission des Grossen Rates und die FDP lehnen weitere Sparmassnahmen
in der Bildung ab. In der Primarschule sollen unter anderem weniger Deutsch,
Realien und Musik unterrichtet werden. In der Oberstufe soll das
Geometrisch-technische Zeichnen wegfallen.
Bildungskommission fällt einstimmiges Urteil: "Nicht bei den Schülern sparen", Badener Tagblatt, 6.10. von Andreas FahrländerEinstimmig lehnt die Kommission für Bildung, Kultur und Sport die Reduktion der Stundentafel in der Primarschule und der Oberstufe ab. Nach den Plänen des Regierungsrates sollen in der Primarschule unter anderem weniger Deutsch, Realien und Musik unterrichtet werden.
Der Regierungsrat will das Geometrisch-technische Zeichnen als
Pflichtfach an den Realschulen und als Wahlfach an den Sekundar- und
Bezirksschulen streichen. In der 1. Bez soll es nur noch eine statt zwei
Lektionen Musikunterricht geben. In der 3. Sek soll eine Lektion
Geschichte/Geografie wegfallen. SP-Grossrat Thomas Leitch-Frey, Präsident der
Bildungskommission, sagt: «Die Reduktion der Stundentafel ist eine Sparübung,
die direkt die Schüler trifft. Wir lehnen das ganz klar ab.»
Halbklassen sollen bleiben
Auch gegen die Reduktion der sogenannten
«ungebundenen Stunden» wehrt sich die Bildungskommission. Ungebundene Stunden
werden meistens für den Halbklassenunterricht genutzt. Der Regierungsrat
schreibt dazu in einem Papier zu den Sanierungsmassnahmen 2017, kleinere
Lerngruppen würden nicht automatisch zu besseren Leistungen der Schülerinnen
und Schüler führen. Massgebend seien dafür die methodischen und didaktischen
Grundsätze einer Lehrperson.
Leitch sagt allerdings: «Das ist hinten und
vorne falsch. Da gibt es ganz klar einen Qualitätsunterschied. Das hat der
Regierungsrat schon einmal vorgeschlagen, jetzt kommt er wieder damit.» Bereits
beim Sparpaket 2016 wehrten sich sowohl die Bildungskommission als auch die
Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) dagegen.
Der Grosse Rat beschloss darauf mit 92 zu
40 Stimmen deutlich, auf die Reduktion der ungebundenen Lektionen zu
verzichten. Viele Lehrer würden sonst nämlich nicht mehr auf ein
100-Prozent-Pensum kommen, erklärt Leitch. Die Ironie an der Geschichte: Um
vielen Lehrerinnen und Lehrern überhaupt ein Vollpensum zu ermöglichen, wurden
die ungebundenen Lektionen einst eingeführt.
Auch eine Reduktion der Beiträge an die
Sprach- und Bewegungsförderung sowie an die Kinder- und Jugendförderung lehnt
die Kommission ab. Sie erachte die präventive Wirkung dieser Beiträge für
besonders wichtig. «Das sind mit 110 000 beziehungsweise 160 000
Franken verhältnismässig kleine Beiträge, die man hier spart», sagt Leitch. Mit
den beiden Förderprogrammen werden unter anderem Schultheater, Bücherkisten und
die ausserschulische Jugendarbeit finanziert.
Vorkurs mit weniger Lektionen
Statt der geplanten vollständigen
Streichung des gestalterischen Vorkurses beantragt die Bildungskommission nun,
den Kurs mit einer geringeren Anzahl Pflichtlektionen und einem Schulgeld von
5000 Franken weiterzuführen. Der Vorkurs sei für viele Lehrstellen im
grafischen Gewerbe eine Grundvoraussetzung.
Die Anträge der Bildungskommission werden
an die KAPF weitergeleitet, welche die Sparmassnahmen aus finanzpolitischer
Sicht prüfen muss. Leitch hofft, dass dann zumindest die geplante Reduktion der
Stundentafel endgültig vom Tisch ist. «Es heisst immer, die Ausgaben für die
Bildung würden übermässig stark wachsen. In den Jahren 2014 bis 2019 nehmen die
Schülerzahlen aufgrund der geburtenreichen Jahrgänge um 6 Prozent zu. Der
Aufwand steigt in derselben Zeit aber nur um 1,3 Prozent.» Viele in der
Bildungskommission empfänden es deshalb als unverhältnismässig, wenn man hier
noch einmal den Sparhebel ansetzen würde.
Im Budgetjahr 2017 sollen nach den Plänen
des Regierungsrates in allen Bereichen des Departements für Bildung, Kultur und
Sport rund 15 Millionen Franken gespart werden. Bis zum Jahr 2020 sollen die
Einsparungen pro Jahr auf 41 Millionen Franken ansteigen.
Auch die FDP wehrt sich
Auch die FDP-Fraktion im Grossen Rat lehnt
die Reduktion der Stundentafel und der ungebundenen Stunden ab. «Das zielt
völlig am Ziel vorbei», sagt der freisinnige Grossrat Erwin Baumgartner. «Alles
in allem führt die Massnahme zu einem Qualitätsabbau.» Bedenklich sei
insbesondere das Wegfallen des Geometrisch-technischen Zeichnens in der
Realschule. «Das ist ein Grundfach für das Erlernen eines technischen Berufes.»
Allgemein sei es kontraproduktiv, wenn die schwächsten Jugendlichen am
wenigsten Pflichtstunden hätten.
Mit dieser deutlichen Haltung der FDP
dürfte eine Reduktion der Stundentafel tatsächlich vom Tisch sein – zumal auch
CVP, SP und Grüne klar gegen den «Bildungsabbau» sind.
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