30. September 2016

Verordneter Systemwechsel

Wir haben in der Schweiz ein hervorragendes Bildungssystem, welches international auf Anerkennung stösst. Es zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass es eine Volksschule ist. Das heisst, dass unsere Schulen und ihre engagierten Lehrer im Volk verwurzelt sind und die Bürger hinter diesem System stehen. Das Nein in der Abstimmung über den Beitritt zum Harmoskonkordat hat deutlich gezeigt: Die Stimmbürger wollten die Kantonshoheit über die Schule behalten und sich nicht überkantonal vorschreiben lassen, wie die Schule auszusehen hat. Man wollte auch den Kindergarten als freiwillige und eigenständige Institution beibehalten. Die grosse Akzeptanz unseres Schulsystems zeigt sich auch darin, dass Bürger, vor allem wir Eltern, bis heute nach dem Prinzip von Treu und Glauben viele Schulentwicklungsprojekte, die Einführung von Schulleitungen, Stundenplanänderungen, Methodenänderungen, Sprachkonzeptänderungen, Schulschriftänderungen, Hochdeutsch im Kindergarten, ja sogar immer mehr heilpädagogische Begleitungen akzeptiert haben. Diese Entwicklung bringt immer mehr Zusatzkräfte, Zusatzräume, Zusatzmaterial, und Zusatzkosten. Die Schüler aber lernen immer weniger!
Nicht ohne das Volk, nicht mit unseren Kindern, 29.9. von Marlies Klesse


Dies, weil schon seit Jahrzehnten neue Methoden, neue Unterrichtsformen und neue Lehrmittel ohne Bedenken an den Kindern ausprobiert werden. Jetzt sollen diese mittels Lehrplan definitiv eingeführt werden.

Die Frage, die diskutiert werden müsste, ist folgende: Wollen wir das bewährte Schweizer Volksschulsystem durch ein vollkommen neues, unerprobtes System ersetzen? Dazu müsste einiges geklärt werden: Weshalb das Klassenprinzip durch Vierjahreszyklen ersetzen, warum einzelne Fächer wie Geschichte in Fächergruppen auflösen, warum alle Schulbücher umschreiben, warum die Verantwortung fürs Lernen dem Kind übertragen, warum keine Lernziele mehr formulieren und Vieles mehr.

Und das Wichtigste: wo sind die Auswirkungen dieser Experimente auf unsere Kinder seriös und wissenschaftlich untersucht worden. Wo ist das Resultat, welches hieb und stichfest belegt, dass exakt dieses System für unsere Kinder und für die Schulen so viel besser ist, dass man unsere bewährte Volksschule bedenkenlos über den Haufen werfen kann?
Der allgemein akzeptierte Auftrag zur Harmonisierung verlangt dies nicht!


Der Harmonisierungsauftrag wird instrumentalisiert, indem er als Grund für die Umgestaltung mittels Lehrplan 21 herhalten muss. Als Lehrplan deklariert, hat die Regierung jetzt aber dem ganzen Kanton diskussionslos einen grossangelegten Systemwechsel verordnet. Die Bevölkerung hat den Experten vertraut. Will man aber die Volksschule ersetzen, dann nicht ohne Mitsprache der Bevölkerung und nicht als Experiment an unseren Kindern. Die Doppelinitiative für mehr Mitsprache in wichtigen Bildungsfragen und Mitsprache bei Lehrplänen holt die Schule in den demokratischen Prozess zurück. www.guteschule-gr.ch.

1 Kommentar:

  1. Der Text bezieht sich auf den folgenden Zeitungsartikel:
    Kommt das Frühfranzösisch vors Volk,fürchtet EDK-Präsident Christoph Eymann eine wüste Auseinandersetzung zwischen den Landesteilen. Der 65-jährige Christoph Eymann ist Jurist und Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK). Eymann gehört der Liberal-demokratischen Partei (LDP) an und ist Vorsteher des Erziehungsdepartements von Basel-Stadt sowie Mitglied der Bildungskommission des Nationalrats.

    Die Kritik am Lehrplan 21 ist heftig. Wie erklären Sie sich das?
    CHRISTOPH EYMANN: Es ist das erste Mal, dass man in diesem Land versucht,die Bildungsinhalte zu harmonisieren. Dass es dagegen Widerstand gibt, ist normal – das war bei Lehrplänen schon immer so. Kritisiert wird vor allem das Konzept der Kompetenzorientierung. In der Berufslehre und in den Gymnasien arbeitet man schon lange mit Kompetenzen, auch in der Schule ist dies nichts gänzlich Neues. Ich will nicht sagen, dass am Lehrplan 21 alles perfekt ist, aber er ist auch nicht so in Bausch und Bogen zu verurteilen, wie das politische Parteien, Lehrer-Standesorganisationen oder Gewerkschaften tun.

    Hat die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) keine Fehler gemacht?
    Man kann immer sagen, dass man das eine oder andere hätte besser machen können. Aber wir haben eine Vernehmlassung durchgeführt. Wir haben viele Anregungen aufgenommen und Verbesserungen angebracht. Aber wenn man natürlich Probleme bewirtschaften will, wie das die SVP macht, dann verstehe ich, dass man auf diesen Zug aufspringt. Es gibt gewisse Ideen zur Bildung aus dem Hause Blocher, die offenbar umgesetzt werden sollen. Also ist man gegen alles, das anders ist.

    Wie erklären sie sich, dass der Lehrplan in Baselland so grossen Widerstand hervorruft, während er in der Stadt Basel praktisch unumstritten ist?
    Ein Schlüssel ist, dass in Basel die Zusammenarbeit mit den Lehrervertretungen funktioniert, dass beide Seiten dialogbereit sind. Und man ist in Basel zurückhaltender mit dem Instrument der Volksinitiative. Im Baselbiet sind mehrere Initiativen zur Schule hängig, die sich zum Teil gegenseitig widersprechen. Ich kenne kaum jemanden, der noch den Überblick hat. Die Schule muss gestärkt werden, und das geschieht nicht mit Volksinitiativen oder Referenden.

    Wenn eine Frage so umstritten ist – müsste man dann nicht erst recht darüber abstimmen lassen?
    Nicht alle Fragen eignen sich, dem Volk vorgelegt zu werden. Ein Lehrplan ist eine Anweisung für Fachleute, die das studiert haben. Man diskutiert ja auch nicht über die Anweisung des Physiotherapeuten an den Arzt. Gewisse Entscheidungen müssen auf Fachebene fallen. So falsch ich es finde, über den Lehrplan 21 abstimmen zu lassen, so falsch fände ich es auch, eine Volksabstimmung zur Sprachenfrage zu machen. Zu Schulfragen werden sie im Volk nie eine klare Mehrheit bekommen.

    Auch in der Sprachenfrage wird gestritten. Mehrere Kantone wollen mit Französisch nicht schon in der Primarschule beginnen. Wird der Bund eingreifen müssen, wie das Bundesrat Alain Berset androhte?
    Wir in der EDK finden einen Bundeseingriff nicht verhältnismässig. Dies würde letztlich dazu führen, dass ein Referendum heraufbeschworen wird. Dann hätten wir einen wüsten Abstimmungskampf: Westschweiz,Tessin und Rätoromanen gegen die Deutschschweiz. Das brauchen wir nicht in diesem Land.

    Was ist so schlimm daran,dass einige Kantone erst nach der Primarschule mit Französisch beginnen wollen?
    Von den Westschweizer Kantonen wird dies als grosser Affront empfunden, es ist sehr schädlich für den Zusammenhalt im Land. Dazu frage ich mich auch, warum wir weniger von unseren Schülern fordern sollen.

    Südostschweiz, 14.9. von Florian Blumer

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