Der Sesselkleber-Konflikt bei der Waadtländer SP ist gelöst: Dievielkritisierte Bildungsdirektorin Anne-Catherine Lyon tritt ab,
Gesundheitsminister Pierre-Yves Maillard bleibt im Rennen. Wer wird Lyon
beerben?
Anne-Catherine Lyon wirft das Handtuch, NZZ, 24.9. von Andrea Kucera
So hat sich Anne-Catherine Lyon ihren Abgang von der politischen Bühne
nicht vorgestellt. Nach einem parteiinternen Sesselkleber-Streit um ihre
Amtszeitverlängerung und einem Rundschreiben erboster Lehrer zog die
Waadtländer Bildungsdirektorin (sp.) am Freitagmorgen ihren Antrag um Amtszeitverlängerung
zurück. Sie hoffe, damit der Waadtländer SP bei den kantonalen
Wahlen im Frühling 2017 die besten Siegchancen zu ermöglichen, schrieb Lyon in
einem Brief an die Parteikollegen.
Mit dem Rückzug der vielkritisierten Staatsrätin endet ein wochenlanger parteiinterner
Konflikt. Am nächsten Dienstag hätte die Parteibasis gleichzeitig
über das Gesuch von Lyon und dasjenige des Gesundheitsdirektors Pierre-Yves
Maillard um Amtszeitverlängerung befinden sollen. Beide hätten das Plazet des
Kongresses benötigt, um noch einmal antreten zu können. Gemäss Statuten müssten
amtierende SP-Amtsträger eigentlich nach drei Legislaturen Platz für den
Nachwuchs machen.
Im Fall von Maillard empfahl die Parteileitung am Mittwochabend, dessen
Gesuch anzunehmen. Der starke Mann bei der SP Waadt, der auch schon als
Bundesratskandidat gehandelt wurde, wird als Zugpferd gebraucht. Im Fall von
Lyon legten die Parteioberen der Basis die Ablehnung nahe. Wohl wissend, dass
der Parteikongress am kommenden Dienstag kaum anders als das Komitee entscheiden
würde, zog die Bildungsministerin am Freitagmorgen die Reissleine und gab ihren
Rücktritt auf Ende der Legislatur bekannt. Unter Druck war sie auch vonseiten
der Lehrerschaft, die Sturm lief gegen das von Lyon
verantwortete neue Schulgesetz.
Am Westschweizer Radio begründete der Präsident der SP Waadt die
Ungleichbehandlung der zwei Gesuche erstens damit, dass Maillard nur
zweieinhalb Legislaturen hinter sich habe und nicht drei wie seine
Parteikollegin. Zweitens sei Maillard 2012 mit einem Glanzresultat im ersten
Wahlgang gewählt worden, sagte Stéphane Montangero, während Lyon im zweiten
Wahlgang auf dem siebten Platz gelandet sei.
Mit der Rücktrittsankündigung der Bildungsdirektorin geht der
Vorwahlkampf in eine neue Phase: Wer wird statt Anne-Catherine Lyon für die SP
kandidieren? Es mangelt bei der SP Waadt nicht an Talenten, namentlich
weiblichen Geschlechts. Herumgereicht wird etwa der Name von Géraldine Savary.
Die Ständerätin hat indes das Problem, dass ihr Mann Grégoire Junod in der
Stadtregierung von Lausanne sitzt. Grosse Chancen werden ferner der
Nationalrätin Cesla Amarelle eingeräumt. Offiziell hat noch keine Anwärterin
ihre Ambitionen kundgetan.
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