Die Berner wehren sich
gegen den Lehrplan 21. Ein Komitee hat genügend Unterschriften für eine
Abstimmung gesammelt. Ob das Volk das letzte Wort hat, bleibt aber abzuwarten.
Im Kanton Bern dürfte es
– zumindest indirekt – zu einer Abstimmung über die Einführung des Lehrplans 21
kommen. Ein Komitee hat für eine Anti-Lehrplan-21-Volksinitiative
wahrscheinlich genügend Unterschriften gesammelt.
Fast 19'000 Unterschriften gegen den Lehrplan 21 im Kanton Bern, Bild: Keystone
Anti-Lehrplan-21-Initiative in Bern eingereicht, Handelszeitung, 19.8.
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Das Komitee «IG Starke
Volksschule Kanton Bern» reichte am Freitag der Berner Staatskanzlei fast
19'000 bereits von den Gemeinden beglaubigte Unterschriften ein, wie es vor den
Medien bekanntgab. Deshalb dürfte die Volksinitiative «Für demokratische Mitsprache
– Lehrpläne vors Volk!» fast sicher zustande gekommen sein. Sind doch im Kanton
Bern 15'000 gültige Unterschriften nötig, damit eine Volksinitiative dem Volk
vorgelegt werden muss. Die Berner Kantonsregierung hat nun einen Monat Zeit, um
festzustellen, ob die Initiative formell zustande gekommen ist oder nicht.
Vor Grossen Rat – und eventuell Volk
Die Volksinitiative
verlangt nicht direkt, dass der Lehrplan 21 dem Bernervolk vorgelegt wird.
Vielmehr verlangt sie, dass nicht mehr die Kantonsregierung, sondern letztere
und der Grosse Rat wichtige Lehrpläne und Lehrplanänderungen erlassen.
Grossratsbeschlüsse zu solchen wichtigen Lehrplänen oder Änderungen sollen
zudem dem fakultativen Referendum unterstehen. Damit soll das Volk bei
wichtigen Bildungsreformen mitreden können, sofern ein Komitee das Referendum
ergreift.
Eine Übergangsbestimmung
im bernischen Volksschulgesetz soll garantieren, dass auch Lehrpläne, die ab
2017 in Kraft gesetzt werden, dem Grossen Rat vorgelegt werden müssen. Damit
zielen die Initianten auf den Lehrplan 21, ohne ihn direkt zu nennen. Sie stört
am Lehrplan 21 vor allem dessen konstruktivistischer Ansatz. Gemeint ist, dass
Schülerinnen und Schüler ihre Lernprozesse künftig weitgehend selber steuern
sollen. Die Lehrpersonen verlören so ihre zentrale Bedeutung und würden zu
reinen Lernbegleitern, findet das Initiativkomitee.
Eigentliche
Abstimmung allenfalls 2020
Wenn das Bernervolk an
der Urne der nun eingereichten Volksinitiative zustimmen sollte, würde die
Kantonsregierung den Lehrplan 21 wie gefordert dem Kantonsparlament vorlegen.
Das sagte am Freitag der bernische Erziehungsdirektor Bernhard Pulver auf
Anfrage.
Falls der bernische
Grosse Rat der Einführung des Lehrplans 21 zustimmen und gegen diesen Entscheid
das Referendum ergriffen würde, käme es zur eigentliche Abstimmung über die
Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern. Das wäre wohl im Jahr 2020, sagte
Pulver weiter. Bis dahin sehe er keinen Anlass, von den Vorbereitungen zur
Einführung des Lehrplans 21 abzurücken. Der Grosse Rat habe sich wiederholt
hinter den Plan gestellt.
Umstritten
auch in anderen Kantonen
Auch in anderen Kantonen
ist die Einführung des Lehrplans 21 umstritten. Das Baselbieter Stimmvolk lehnte
Anfang Juni eine Änderung des Bildungsgesetzes ab, welche – wie das Berner
Bürgerkomitee dies möchte – dem Kantonsparlament die Kompetenz über die
Einführung des Lehrplans 21 geben wollte.
In Appenzell Innerrhoden
schickte die Landsgemeinde im April eine Initiative bachab, welche die
Einführung des Lehrplans 21 verhindern wollte. Im Kanton Thurgau soll der
Lehrplan 21 ohne Französischunterricht auf der Primarstufe eingeführt werden,
was für viele Diskussionen gesorgt hat.
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