Neue Kompetenzraster
sollen sicherstellen, dass Noten in der Sekundarstufe auch über Klassen und
Schulen hinweg vergleichbar werden.
Schulnoten sollen sich nicht mehr nach Klassenschnitt richten, Standard, 4.7.
Die Note sagt in
Österreich oft wenig über die Leistung eines Schülers aus, das haben diverse
Studien der vergangenen Jahre gezeigt. Das Bildungsministerium lässt deshalb
ein neues System zur Leistungsbeurteilung und -beschreibung entwickeln: Ein
Kompetenzraster soll dafür sorgen, dass Lehrer sich bei der Beurteilung nicht
mehr an der Durchschnittsleistung der jeweiligen Klasse orientieren.
Lehrer seien beim Benoten
in der Regel keineswegs unfair oder willkürlich, verteidigt Georg Hans Neuweg
von der Universität Linz die Pädagogen im APA-Gespräch. Sie würden die
Rangfolge bei der Leistung der Schüler einer Klasse sogar sehr gut einschätzen
– erst bei der Betrachtung über Klassen und Schulen hinweg hinkt die
Vergleichbarkeit.
Keine Definition
Der Grund: "Es gibt
derzeit keine genaue Definition, was ein 'Sehr gut', ein 'Gut' etc. eigentlich
genau ist." In der Leistungsbeurteilungsverordnung ist zwar
festgeschrieben, dass ein "Befriedigend" dann zu vergeben ist, wenn
ein Schüler "das Wesentliche zur Gänze beherrscht". Was "das
Wesentliche" ist, steht aber nirgends. Lehrer orientieren sich deshalb bei
ihrer Benotung – bewusst oder unbewusst – immer auch an dem
Leistungsdurchschnitt, den es in der jeweiligen Klasse gibt.
Neuweg, der die Abteilung
für Wirtschafts- und Berufspädagogik der Uni Linz leitet, und die Pädagogische
Hochschule (PH) Oberösterreich begleiten derzeit im Auftrag des
Bildungsressorts Lehrer aus der Schulpraxis bei der Erarbeitung von
Kompetenzrastern für jedes Fach und jede Schulstufe der Sekundarstufe (Neue
Mittelschule/NMS, AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS, Berufs-
und Polytechnische Schulen). Diese sollen klar darstellen, wofür eine Note
tatsächlich steht: Auf einem A4-Blatt pro Schüler und Semester soll dann
ersichtlich sein, welche Teile des Lehrplans er schon beherrscht und wo er sich
noch verbessern muss – für Neuweg eine gute Rückmeldungsmöglichkeit für den
Schüler auch unter dem Semester bzw. Schuljahr. "Das soll ja kein
Aburteilungsinstrument sein."
Bis zu acht Kompetenzen
Derzeit versucht die
Arbeitsgruppe – vorerst für die sechs Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch,
Geschichte, Sport und Informatik –, die vage formulierten Lehrpläne auf drei
bis fünf Kompetenzen pro Semester bzw. fünf bis acht Kompetenzen pro Jahr zu
verdichten, die ein Schüler beherrschen soll. Der Lehrer soll auf dem A4-Blatt
dann jeweils eintragen können, in welchem Ausmaß der Schüler bei den
verschiedenen Leistungsüberprüfungen die Grundanforderungen erreicht oder
übertroffen hat.
Beispiel
Betriebswirtschaft: Bei einem konkreten Projekt muss der Lehrer im Raster
angeben, wie gut der Schüler fünf verschiedene Dimensionen (Fachsprache,
Analyse der Problemstellung, Treffen angemessener Entscheidungen samt
Begründung, praxistaugliche Pläne zur Entscheidungsumsetzung, Demonstration von
dafür nötigen Schlüsselkompetenzen wie Verwaltungs- und Bürokompetenz)
beherrscht. Die Beurteilungsmöglichkeiten sind an die jeweilige Dimension
angepasst: Bei der Dimension Analyse reichen sie konkret von "A –
Problemstellung ausführlich sowie korrekt und nachvollziehbar analysiert"
bis zu "E – Problemstellung nicht oder nur ansatzweise analysiert".
Essenziell für den Erfolg
des neuen Rückmeldungsinstruments ist aus Neuwegs Sicht dabei eines: "Es
muss verständlich und schlank sein und darf nicht zu einer administrativen
Mehrbelastung der Lehrerinnen und Lehrer führen." Dafür brauche es auch
eine vernünftige EDV-Lösung.
Die ersten Raster hat die
Arbeitsgruppe schon fertig, im kommenden Schuljahr sollen sie in rund 60
Klassen feldgetestet werden. Ende 2017 sollen dann Empfehlungen an das
Ministerium gehen, wie man eine neue Leistungsrückmeldung aufsetzen könnte.
Möglicher Nebeneffekt laut Bildungsministerium: Die umstrittene siebenteilige
Notenskala an den Neuen Mittelschulen (NMS) könnte fallen. Frühestens 2018/19
könnte dann die neue Benotung in allen Sekundarstufen umgesetzt werden.
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