26. Juni 2016

Wer bezahlt die Baselbieter Lehrerausbildung?

Bei Sammelfächern handelt es sich um Fächerverbünde; demnach würden beispielsweise Biologie, Chemie und Physik zu «Natur und Technik» zusammengeschlossen. Da das Baselland Nein zu diesen Sammelfächern gesagt hat, soll es die Lehrerausbildungen nun selber zahlen.
Die vier Trägerkantone der FHNW sind sich uneins, Bild: Stefano Schroeter
Teurer Baselbieter Alleingang: Fachhochschule bildet nun zwei verschiedene Lehrer-Typen aus, Basellandschaftliche Zeitung, 26.6. von Leif Simonsen
Für Sabina Larcher ist es der wichtigste Auftritt seit Amtsantritt. Morgen Montag wird die Direktorin der Pädagogischen Hochschule (PH) bei der Krisensitzung nach dem Baselbieter Volks-Nein zu den Sammelfächern erklären, wie die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) künftig Lehrer für die zwei unterschiedlichen Schulsysteme in ihrem Einzugsgebiet ausbilden soll.

Dabei wird sie den Parlamentariern der vier Kantone das Ausbildungsmodell präsentieren, wonach die Lehrer der FHNW künftig in beiden Schulsystemen unterrichten und so Sekundarlehrer in den Kantonen Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn werden können. Geplant ist der Ausbildungsgang ab dem Herbstsemester 2017. Bei den Sammelfächern handelt es sich um Fächerverbünde; demnach würden beispielsweise Biologie, Chemie und Physik zu «Natur und Technik» zusammengeschlossen.

In Verlegenheit dürfte die PH-Direktorin die Frage nach der Finanzierung der Doppelspurigkeit bringen. PH-Sprecher Michael Hunziker spricht zwar von Mehrkosten unter einer Million jährlich. Intern wird aber von Kosten in Millionenhöhe gesprochen. Wer das bezahlen wird, ist ungewiss. Die FHNW ging bisher davon aus, dass sich sämtliche vier Kantone an den Kosten beteiligen würden. Gegenüber der «bz Basel» sagte Alexander Hofmann, Vizedirektor der Pädagogischen Hochschule, die Kantone würden das Modell «gemeinsam tragen».

Weit gefehlt. Stattdessen zeichnet sich ein neuer Nachbarschaftsstreit ab. Die Basler GLP-Grossrätin Martina Bernasconi, Präsidentin der Interparlamentarischen Geschäftsprüfungskommission der FHNW, will den Landkanton für den zusätzlichen Aufwand selber aufkommen lassen. Sie verweist auf Paragraf 26 im Staatsvertrag. Im vierten Absatz steht, dass «im Auftrag eines einzelnen Vertragskantons geführte Bildungsangebote» vom jeweiligen Kanton selbst finanziert werden müssen. Für Regierungskandidatin Bernasconi ist der Fall klar: «Baselland ist der Kanton, der ausschert. Auch wenn im Aargau noch eine Volksabstimmung über den Lehrplan 21 ansteht, ist anzunehmen, dass es künftig nur im Baselbiet Einzelfächer geben wird.» Unterstützung bekommt Bernasconi aus dem Kanton Aargau: Kommissionsmitglied Manfred Dubach (SP) sagt, es sei nur recht, wenn das Baselbiet alleine für diese Studiengänge in die Tasche greifen müsse. Die Lehrerweiterbildungen, die der Aargau im Gegensatz etwa zu Basel-Stadt an der PH durchführe, müsse sein Kanton ebenfalls aus der eigenen Tasche bezahlen.

Im Baselbiet setzt sich erst langsam die Erkenntnis durch, dass der Volksentscheid vom 5. Juni teuer zu stehen kommen könnte. Linke und rechte Politiker sind sich für einmal einig: Die Begehrlichkeiten der Nachbarkantone sollten am besten gar nicht thematisiert werden. Grünen-Landrätin Marie-Theres Beeler hält es für «nicht sinnvoll», den besagten Passus des FHNW-Staatsvertrags in der Öffentlichkeit zu erwähnen. Sie ist wie Oskar Kämpfer Teil der Baselbieter Delegation in der Interparlamentarischen Geschäftsprüfungskommission. Der Baselbieter SVP-Präsident Kämpfer sieht die Forderung der Basler Regierungskandidatin Bernasconi als Akt der Feindseligkeit. «Die Forderung aus der Stadt zeigt auf, dass offenbar der Begriff ‹Partnerschaft› nur gilt, wenn Baselland als Kopfnicker in der ‹Partnerschaft› mitwirkt.» Sollten die Kosten der Uni und der FHNW tatsächlich gerecht verteilt werden, würden sich die Basler Parlamentarier bestimmt wehren.

Globalbudget ist gefährdet
Die Misstöne sollten die Fachhochschulleitung im Hinblick auf das Globalbudget der Leistungsperiode 2018–2020 nachdenklich stimmen. Vor fünf Jahren sagte das Baselbieter Parlament erst im zweiten Anlauf Ja zum FHNW-Etat. Immerhin zogen damals die Bildungsdirektoren der vier Nordwestschweizer Kantone am gleichen Strick.
Nun droht sich der Konflikt auch auf die Exekutivebene auszuweiten. Vom bereits beschlossenen «gemeinsam getragenen» Modell der vier Kantone weiss der Basler Bildungsdirektor Christoph Eymann (LDP) genauso wenig wie Bernasconi. Auf Anfrage lässt er ausrichten, die Diskussion über das Globalbudget der FHNW werde «demnächst» im Regierungsausschuss stattfinden. Thema sei «auf der Grundlage des Informationsmaterials der PH» auch «erstmals» der Verteilschlüssel.



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