Bei Sammelfächern handelt
es sich um Fächerverbünde; demnach würden beispielsweise Biologie, Chemie und
Physik zu «Natur und Technik» zusammengeschlossen. Da das Baselland Nein zu
diesen Sammelfächern gesagt hat, soll es die Lehrerausbildungen nun selber
zahlen.
Für Sabina Larcher ist es der wichtigste Auftritt
seit Amtsantritt. Morgen Montag wird die Direktorin der Pädagogischen
Hochschule (PH) bei der Krisensitzung nach dem Baselbieter Volks-Nein zu den Sammelfächern
erklären, wie die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) künftig Lehrer für die
zwei unterschiedlichen Schulsysteme in ihrem Einzugsgebiet ausbilden soll.
Dabei wird sie den Parlamentariern der vier Kantone
das Ausbildungsmodell präsentieren, wonach die Lehrer der FHNW künftig in
beiden Schulsystemen unterrichten und so Sekundarlehrer in den Kantonen
Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn werden können. Geplant ist der
Ausbildungsgang ab dem Herbstsemester 2017. Bei den Sammelfächern handelt es
sich um Fächerverbünde; demnach würden beispielsweise Biologie, Chemie und
Physik zu «Natur und Technik» zusammengeschlossen.
In Verlegenheit dürfte die PH-Direktorin die Frage
nach der Finanzierung der Doppelspurigkeit bringen. PH-Sprecher Michael
Hunziker spricht zwar von Mehrkosten unter einer Million jährlich. Intern wird
aber von Kosten in Millionenhöhe gesprochen. Wer das bezahlen wird, ist
ungewiss. Die FHNW ging bisher davon aus, dass sich sämtliche vier Kantone an
den Kosten beteiligen würden. Gegenüber der «bz Basel» sagte Alexander Hofmann,
Vizedirektor der Pädagogischen Hochschule, die Kantone würden das Modell
«gemeinsam tragen».
Weit gefehlt. Stattdessen zeichnet sich ein neuer
Nachbarschaftsstreit ab. Die Basler GLP-Grossrätin Martina Bernasconi,
Präsidentin der Interparlamentarischen Geschäftsprüfungskommission der FHNW,
will den Landkanton für den zusätzlichen Aufwand selber aufkommen lassen. Sie verweist
auf Paragraf 26 im Staatsvertrag. Im vierten Absatz steht, dass «im Auftrag
eines einzelnen Vertragskantons geführte Bildungsangebote» vom jeweiligen
Kanton selbst finanziert werden müssen. Für Regierungskandidatin Bernasconi ist
der Fall klar: «Baselland ist der Kanton, der ausschert. Auch wenn im Aargau
noch eine Volksabstimmung über den Lehrplan 21 ansteht, ist anzunehmen, dass es
künftig nur im Baselbiet Einzelfächer geben wird.» Unterstützung bekommt
Bernasconi aus dem Kanton Aargau: Kommissionsmitglied Manfred Dubach (SP) sagt,
es sei nur recht, wenn das Baselbiet alleine für diese Studiengänge in die
Tasche greifen müsse. Die Lehrerweiterbildungen, die der Aargau im Gegensatz
etwa zu Basel-Stadt an der PH durchführe, müsse sein Kanton ebenfalls aus der
eigenen Tasche bezahlen.
Im Baselbiet setzt sich erst langsam die Erkenntnis
durch, dass der Volksentscheid vom 5. Juni teuer zu stehen kommen könnte. Linke
und rechte Politiker sind sich für einmal einig: Die Begehrlichkeiten der
Nachbarkantone sollten am besten gar nicht thematisiert werden.
Grünen-Landrätin Marie-Theres Beeler hält es für «nicht sinnvoll», den besagten
Passus des FHNW-Staatsvertrags in der Öffentlichkeit zu erwähnen. Sie ist wie
Oskar Kämpfer Teil der Baselbieter Delegation in der Interparlamentarischen
Geschäftsprüfungskommission. Der Baselbieter SVP-Präsident Kämpfer sieht die
Forderung der Basler Regierungskandidatin Bernasconi als Akt der
Feindseligkeit. «Die Forderung aus der Stadt zeigt auf, dass offenbar der
Begriff ‹Partnerschaft› nur gilt, wenn Baselland als Kopfnicker in der
‹Partnerschaft› mitwirkt.» Sollten die Kosten der Uni und der FHNW tatsächlich
gerecht verteilt werden, würden sich die Basler Parlamentarier bestimmt wehren.
Globalbudget ist
gefährdet
Die Misstöne sollten die Fachhochschulleitung im
Hinblick auf das Globalbudget der Leistungsperiode 2018–2020 nachdenklich
stimmen. Vor fünf Jahren sagte das Baselbieter Parlament erst im zweiten Anlauf
Ja zum FHNW-Etat. Immerhin zogen damals die Bildungsdirektoren der vier
Nordwestschweizer Kantone am gleichen Strick.
Nun droht sich der Konflikt auch auf die
Exekutivebene auszuweiten. Vom bereits beschlossenen «gemeinsam getragenen»
Modell der vier Kantone weiss der Basler Bildungsdirektor Christoph Eymann
(LDP) genauso wenig wie Bernasconi. Auf Anfrage lässt er ausrichten, die
Diskussion über das Globalbudget der FHNW werde «demnächst» im
Regierungsausschuss stattfinden. Thema sei «auf der Grundlage des
Informationsmaterials der PH» auch «erstmals» der Verteilschlüssel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen