26. Juni 2016

Teure Lehrerausbildung

Im Durchschnitt kostet die Ausbildung für eine Lehrkraft auf Stufe Sek I 134'700 Franken. Darin sind die Kosten für die Infrastruktur nicht eingerechnet. Damit beantwortet die Aargauer Regierung eine Interpellation.
Was kostet eigentlich die Ausbildung zur Lehrperson? Und wie viele arbeiten dann im Aargau? Aargauer Zeitung, 25.6. von Jörg Meier



Die Personalsituation an der Volksschule Aargau hat sich im Schuljahr 2015/2016 im Vergleich zu den Vorjahren leicht entschärft. Die Zahl ausgeschriebener Stellen geht kontinuierlich zurück. Dazu beigetragen haben die steigenden Absolventenzahlen der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW). Da gibt es ein Plus von 208 Prozent innerhalb von drei Jahren zu vermelden.

Geholfen hat auch das Studienprogramm für erfahrene Berufspersonen und die Möglichkeit, dass Studierende noch vor Abschluss der Ausbildung im Teilpensum unterrichten dürfen. Angespannt bleibt die Situation im Bereich der schulischen Heilpädagogik. Entspannung ist hingegen im Bereich Kindergarten zu erwarten. Dies, weil die Löhne der Kindergärtnerinnen an diejenigen der Primarlehrer angeglichen worden sind. Aber auch, weil die beschlossenen Sparmassnahmen zu einem Abbau von Kindergarten-Stellenprozenten dazu führen, dass weniger Kindergärtnerinnen benötigt werden.

Diese Angaben macht die Regierung in der Beantwortung einer Interpellation von Grossrat Martin Brügger (SP), die von 17 weiteren Ratsmitgliedern unterstützt wird. Brügger stellt in seinem Vorstoss Fragen zur Situation der Lehrerausbildung und des Arbeitsmarktes im interkantonalen Vergleich.

70 Prozent bleiben im Aargau
Es sei ein Merkmal der heutigen Ausbildung, dass sie zur Unterrichtstätigkeit in allen Kantonen befähige und der heutigen Mobilität der Menschen nicht im Wege stehe, erklärt die Regierung. Im Klartext: Von den Aargauer Studierenden, die in den Jahren 2013– 2015 an der PH FHNW ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind heute rund 70 Prozent an einer aargauischen Schule angestellt. Wo sich die übrigen befinden, darüber gibt es keine Zahlen.

Das bedeutet: Es ist nicht bekannt, wie viele im Aargau ausgebildete Lehrpersonen eine, meist besser bezahlte, Anstellung in einem andern Kanton angenommen haben. Die Regierung weist aber darauf hin, dass auch der umgekehrte Fall häufig eintrete: dass Lehrerinnen und Lehrer mit Abschlüssen an anderen pädagogischen Hochschulen in Aargauer Gemeinden unterrichten. So könne auch der Kanton Aargau von ausserkantonal ausgebildeten Lehrpersonen profitieren.

Was die Ausbildung kostet
Die Frage, die wohl am meisten interessiert, stellen die Interpellanten am Schluss: «Wie hoch belaufen sich die Gesamtkosten einer Lehrerausbildung?» Auch hier hat die Regierung eine Antwort bereit. Allerdings beruft sie sich auf Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Die Ausbildung zur Lehrperson auf der Vorschul- und Primarstufe kostet im Schnitt 85 400 Franken, auf der Sekundarstufe I 134 700 Franken; und auf der Sekundarstufe II 168 200 Franken. Nicht eingerechnet sind die Kosten für die Infrastruktur.

Schliesslich verweist die Regierung darauf, dass Prognosen zur Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt für Lehrpersonen mit zahlreichen Unsicherheiten verbunden seien, da verschiedene Faktoren schwer einschätzbar seien. Dazu gehören etwa bildungs- und finanzpolitische Entscheide, aber auch sich ändernde Präferenzen der Lehrpersonen in Bezug auf Arbeitsort und Arbeitspensum. Zudem seien in einem offenen und dynamischen Arbeitsmarkt wie im Kanton Aargau Prognosen, die sich bloss auf einen einzelnen Kanton beschränkten, grundsätzlich problematisch.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen