Mit 3200 Unterschriften hat das Komitee gegen den Lehrplan 21 seine Volksinitiative eingereicht. Die Abstimmung findet voraussichtlich im Mai/Juni 2017 statt.
Die Initianten bei der Einreichung der Unterschriften, Bild: Hansjörg Sahli
Solothurn ist als achter Kanton gegen den Lehrplan 21, Solothurner Zeitung, 25.6. von Elisabeth Seifert
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Solothurn ist der achte Kanton, in dem eine
Volksinitiative gegen den harmonisierten Deutschschweizer Lehrplan zustande
gekommen ist. Das Komitee «Ja zu einer guten Volksschule – ohne Lehrplan 21»
hat gestern 3'200 Unterschriften bei der Staatskanzlei eingereicht. Rund einen
Monat vor Ablauf der eineinhalbjährigen Sammelfrist. «Zu Beginn war es
schwierig, den Menschen auf der Strasse zu erklären, worum es überhaupt geht»,
erläuterte Komitee-Mitglied und EVP-Kantonsrat René Steiner (Olten) den etwas
harzigen Start der Unterschriftensammlung. In den letzte Monaten aber habe der
Widerstand gegen den Lehrplan 21 zugenommen.
Mittlerweile sind in grösseren Teilen der Nordwest-
und Ostschweiz entsprechende Volksinitiativen zustande gekommen: so in den
Kantonen Baselland, Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, Appenzell
Innerrhoden und St. Gallen. Noch nicht abgeschlossen ist die
Unterschriftensammlung in Bern, Luzern und Graubünden.
Teilerfolg in Baselland
Stellung genommen haben die Stimmbürger bislang
einzig im Kanton Baselland sowie in Appenzell. Im Nachbarkanton erzielten die
Lehrplan-Gegner einen Teilerfolg, indem sich das Stimmvolk gegen die geplanten
Sammelfächer auf der Sekundarstufe I ausgesprochen hat. In Appenzell fand das
Anliegen keine Mehrheit.
Im Kanton Solothurn wird der Souverän gemäss
Auskunft von Staatsschreiber Andreas Eng aller Voraussicht nach im Mai oder Juni
2017 über die Volksinitiative befinden. Zuvor wird noch der Kantonsrat dazu
Stellung nehmen. Gemäss den Plänen des Bildungsdepartments soll der Lehrplan 21
ab August 2018 in den Solothurner Volksschulen umgesetzt werden.
«Dieser Lehrplan wird der Schule schaden», ist EVP-Politiker René Steiner überzeugt, der dabei seine ganze Partei hinter sich weiss. Neben der EVP kämpft die SVP sowie die GLP geschlossen gegen die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Solothurn. Dem Komitee angeschlossen haben sich zudem einzelne prominente Vertreter der CVP sowie Bürgerinnen und Bürger ohne Parteibindung.
Inhalt vor Kompetenz
Kritisch beurteilen die Lehrplan-Gegner
insbesondere den neu auf den Erwerb von «Kompetenzen» ausgerichteten
Unterricht. Dadurch komme die Vermittlung von grundlegenden Inhalten zu kurz,
meint Lehrerin und GLP-Kantonsrätin Nicole Hirt (Grenchen). Die von mehreren
Kantonen (darunter auch Solothurn) soeben beschlossene Überarbeitung des
Französisch-Lehrmittels «Milles Feuilles» mache deutlich, dass gerade jüngere
Schüler auf die strukturierte Vermittlung von Wissen angewiesen sind. «Zuerst
braucht es Inhalte und Wissen und dann können Kompetenzen erarbeitet werden.»
Der kompetenzorientierte Unterricht setze indes stark auf das selbst
entdeckende Lernen, was gerade für Schwächere eine Überforderung bedeute. Hirt:
«Die Schüler werden alleine gelassen.»
Weiter kritisiert die GLP-Politikerin das Fehlen
verbindlicher Jahresziele im Lehrplan 21. Auch das werde dazu beitragen, dass
die Niveau-Unterschiede innerhalb der Klassen immer noch grösser werden.
Ähnlich wie im Kanton Baselland bekämpft das hiesige Komitee zudem Sammelfächer
auf der Sekundarstufe I. Und schliesslich soll im Gesetz verankert werden, dass
es auch künftig einen speziell auf den Kindergarten ausgerichteten
Rahmenlehrplan gibt.
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