«On ne peut pas apprendre
une langue sans vocabulaire»: So formulierte es der Bildungsdirektor des
zweisprachigen Kantons Wallis gestern an der Medienkonferenz in Bern. Manchmal
reichen Binsenwahrheiten, um Korrekturen einzuleiten. Dass sich die sechs Kantone
Baselland, Basel-Stadt, Wallis, Freiburg, Solothurn und Bern nur gerade bei der
Wahl von Französisch als erste Fremdsprache wirklich einig sind, konnten die
Bildungsdirektoren gestern in Bern nicht verbergen. Doch dank der
Schulharmonisierung ziehen sie jetzt dennoch alle am gleichen Strick und
korrigieren das Frühfremdsprachen-Konzept Passepartout. Für die Kritiker der
Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’œil» ist das ein Erfolg. Für die
Schülerinnen und Schüler sogar ein eminent wichtiger. Ob Schüler beim
Schulaustritt einigermassen korrekt Französisch oder Englisch sprechen können,
ist nämlich keineswegs nur eine Nebensache.
Schulreformen sind nicht tabu, Basler Zeitung, 24.6. Kommentar von Thomas Dähler
Offen
bleibt aber in jedem Fall die Frage, ob die angekündigten Korrekturen genügen.
Trotz bald verbesserter Lehrmittel bleibt die Schwierigkeit, dass die
Primarschüler zwei Sprachen quasi gleichzeitig und mit einem geringen
Stundenkontingent erlernen müssen. Zwar gibt es viele Bemühungen,
Schüleraustausche zwischen den Sprachgruppen zu organisieren oder Projekte mit Fremsprachen
in anderen Fächern zu realisieren. Doch für die meisten wird es auch in Zukunft
bei isolierten Einzelstunden in Französisch oder Englisch bleiben. Es wäre
deshalb wichtig, auch den Beginn und die Intensität des Fremdsprachenunterrichts
im Auge zu behalten.
Ungelöst
ist zudem das grösste Defizit der sprachlichen Harmonisierung: Die Kantone
haben die unterschiedlichen Reihenfolgen der Sprachen zementiert. Für eine Willensnation
wie die Schweiz kann dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die
voreilige Behauptung, zum Schluss beherrschten die Schülerinnen und Schüler in
allen Landesteilen die Fremdsprachen etwa gleich gut, wird überprüfbar sein,
wenn die ersten Harmos-Schüler im Erwachsenenleben stehen.
Die
Zusammenarbeit der Kantone hat jetzt immerhin aufgezeigt, dass die
verantwortlichen Bildungsdirektoren in der Lage sind, auf die Signale aus den
Schulzimmern zu hören und darauf auch angemessen zu reagieren. Das ist ein
gutes Zeichen: Bei allem Streben nach persönlicher Profilierung bleibt es
wichtig, dass Entscheidungen im Bildungsbereich nicht nach politischen
Kriterien, sondern nach dem effektiven Sachverhalt gefällt werden.
Sprachkenntnisse sind messbar. Schulreformen sind, wenn nötig, korrigierbar.
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