Das Fremdsprachenprojekt Passepartout in den
Primar- und Sekundarschulen der Kantone Baselland, Basel-Stadt, Wallis,
Freiburg, Solothurn und Bern soll nachgebessert werden. Die sechs
Bildungsdirektoren der beteiligten Kantone zogen gestern in Bern vor den Medien
eine Zwischenbilanz zum Projekt und stellten Sofortmassnahmen vor. «Die
Situation ist ziemlich bedenklich», erklärte der Walliser Staatsrat Oskar
Freysinger. Die Französisch-Lehrkräfte seien mit den Resultaten unzufrieden.
«Es gibt Reibungen», erklärte der Berner Regierungsrat Bernhard Pulver,
«deshalb haben wir gehandelt.» Die Lehrmittel würden überarbeitet.
Die Französisch-Lehrmittel werden nachgebessert, Basler Zeitung, 24.6. von Thomas Dähler
Ursprünglich hatten die
zuständigen Regierungsmitglieder in den sechs Kantonen stets betont, das
Projekt werde bis zum Vorliegen der ersten Auswertungen 2018 unverändert umgesetzt.
Doch die wachsende Kritik hat die Bildungsdirektoren nun dazu bewogen, bereits
jetzt einzugreifen.
Das Projekt an sich, die
Harmonisierung unter den sechs Kantonen, die sich für Französisch als erste
Fremdsprache ab der dritten Klasse entschieden haben, sowie die enge
Zusammenarbeit zwischen den Bildungsdirektionen stellten die
Regierungsvertreter gestern nicht infrage. «Wir stehen voll und ganz hinter
unserem Vorhaben», betonte der Solothurner Regierungsrat Remo Ankli. Die
Harmonisierung sei ein Gewinn für alle.
«Wir können nicht warten»
Freysinger zählte die
Defizite der umstrittenen Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’œil» auf: Die
Grammatik komme zu kurz, der Grundwortschatz werde zu oberflächlich vermittelt,
genügend Übungsmaterial fehle, und die Schüler würden mit der erwarteten
Eigenverantwortung überfordert. Weil es aus Walliser Sicht mit den
Nachbesserungen zu langsam gehe, habe seine Direktion ein eigenes
Ergänzungsheft erarbeitet, das in den Walliser Schulen per sofort verwendet
werde. «Wir können nicht warten», sagte Freysinger.
Auch in den übrigen
Kantonen werden erste Massnahmen sofort umgesetzt. Schon ab Sommer steht ein
Ergänzungsband «On bavarde» zum Lehrmittel «Clin d’œil» bereit, wie Freysingers
Solothurner Kollege Ankli ausführte. Erarbeitet würden zudem eine
Zusammenstellung der Redewendungen, eine Übersicht über den Wortschatz sowie
zusätzliches Übungsmaterial. Eingeführt würde dies laufend. Zudem werde das
Projekt «Praxishilfen» gestartet, das Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten
zugutekomme und den Lehrern aufzeige, wie sie Aufgaben vereinfachen könnten.
Für das Englisch-Lehrmittel «New World» stehe ab sofort eine Übersicht über die
Sprachstrukturen zur Verfügung.
Die Baselbieter
Regierungsrätin Monica Gschwind erläuterte, wie die einst gesetzten Lernziele
bei den Schülerinnen und Schülern überprüft werden. Geplant sei «eine gross
angelegte Evaluation» durch das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität
Freiburg. Zudem würden im kommenden Frühling 1500 Schülerinnen und Schüler aus
den 6. Klassen aller Kantone befragt, drei Jahre später ebenso viele aus den 9.
Klassen. Erste Ergebnisse seien im Sommer 2018 zu erwarten. Gschwind kündigte
zudem an, dass sie in ihrem eigenen Kanton Hearings mit den Lehrerinnen und Lehrern
veranstalten werde.
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