24. Juni 2016

Passepartout reagiert auf Lehrmittel-Kritik

 Das Fremdsprachenprojekt Passepartout in den Primar- und Sekundarschulen der Kantone Baselland, Basel-Stadt, Wallis, Freiburg, Solothurn und Bern soll nachgebessert werden. Die sechs Bildungsdirektoren der beteiligten Kantone zogen gestern in Bern vor den Medien eine Zwischenbilanz zum Projekt und stellten Sofortmassnahmen vor. «Die Situation ist ziemlich bedenklich», erklärte der Walliser Staatsrat Oskar Freysinger. Die Französisch-Lehrkräfte seien mit den Resultaten unzufrieden. «Es gibt Reibungen», erklärte der Berner Regierungsrat Bernhard Pulver, «deshalb haben wir gehandelt.» Die Lehrmittel würden überarbeitet.
Die Französisch-Lehrmittel werden nachgebessert, Basler Zeitung, 24.6. von Thomas Dähler


Ursprünglich hatten die zuständigen Regierungsmitglieder in den sechs Kantonen stets betont, das Projekt werde bis zum Vorliegen der ersten Auswertungen 2018 unverändert umgesetzt. Doch die wachsende Kritik hat die Bildungsdirektoren nun dazu bewogen, bereits jetzt einzugreifen.

Das Projekt an sich, die Harmonisierung unter den sechs Kantonen, die sich für Französisch als erste Fremdsprache ab der dritten Klasse entschieden haben, sowie die enge Zusammenarbeit zwischen den Bildungsdirektionen stellten die Regierungsvertreter gestern nicht infrage. «Wir stehen voll und ganz hinter unserem Vorhaben», betonte der Solothurner Regierungsrat Remo Ankli. Die Harmonisierung sei ein Gewinn für alle.

«Wir können nicht warten»
Freysinger zählte die Defizite der umstrittenen Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’œil» auf: Die Grammatik komme zu kurz, der Grundwortschatz werde zu oberflächlich vermittelt, genügend Übungsmaterial fehle, und die Schüler würden mit der erwarteten Eigenverantwortung überfordert. Weil es aus Walliser Sicht mit den Nachbesserungen zu langsam gehe, habe seine Direktion ein eigenes Ergänzungsheft erarbeitet, das in den Walliser Schulen per sofort verwendet werde. «Wir können nicht warten», sagte Freysinger.
Auch in den übrigen Kantonen werden erste Massnahmen sofort umgesetzt. Schon ab Sommer steht ein Ergänzungsband «On bavarde» zum Lehrmittel «Clin d’œil» bereit, wie Freysingers Solothurner Kollege Ankli ausführte. Erarbeitet würden zudem eine Zusammenstellung der Redewendungen, eine Übersicht über den Wortschatz sowie zusätzliches Übungsmaterial. Eingeführt würde dies laufend. Zudem werde das Projekt «Praxishilfen» gestartet, das Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten zugutekomme und den Lehrern aufzeige, wie sie Aufgaben vereinfachen könnten. Für das Englisch-Lehrmittel «New World» stehe ab sofort eine Übersicht über die Sprachstrukturen zur Verfügung.

Die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind erläuterte, wie die einst gesetzten Lernziele bei den Schülerinnen und Schülern überprüft werden. Geplant sei «eine gross angelegte Evaluation» durch das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg. Zudem würden im kommenden Frühling 1500 Schülerinnen und Schüler aus den 6. Klassen aller Kantone befragt, drei Jahre später ebenso viele aus den 9. Klassen. Erste Ergebnisse seien im Sommer 2018 zu erwarten. Gschwind kündigte zudem an, dass sie in ihrem eigenen Kanton Hearings mit den Lehrerinnen und Lehrern veranstalten werde.


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