Der Grosse Rat will nicht über Lehrpläne entscheiden. Mit 97:22 Stimmen
hat er die Initiative «Ja zu einer guten Volksschule» abgelehnt. Befürworter
und Gegner gaben sich vergeblich Mühe, darüber hinwegzureden, dass es dieser
Volksinitiative nicht um die Kompetenzen des Grossen Rats geht, sondern in
erster Linie darum, den Lehrplan 21 zu torpedieren.
Worum es der Initiative geht (sic!), Thurgauer Zeitung, 16.6. Kommentar von David Angst
Die Gegner argumentieren,
ein Lehrplan sei kein Gesetz, sondern ein Planungsinstrument, und gehöre damit
nicht ins Parlament. Das mag im Grundsatz stimmen. Dass der Lehrplan ein
Politikum geworden ist, können sie dadurch allerdings nicht verhindern. Und es leuchtet
nicht ein, weshalb ein Grosser Rat, der per Motion ein Fach (Frühfranzö- sisch)
aus dem Stundenplan kippt, nicht auch einen Lehrplan beurteilen kann.
Allerdings haben die Befürworter mit widersprüchlichen Forderungen gleich
selber Stolpersteine in die Initiative eingebaut. Sie verlangen einerseits,
dass das Parlament und gegebenenfalls das Volk Lehrpläne genehmigen sollte.
Andererseits geben sie im Initiativtext bereits Details vor, die zwingend darin
enthalten sein müssten. Damit entlarven sie sich selber. Die Urheber der
Initiative «Ja zu einer guten Thurgauer Volksschule» gehören zu einer
Protestbewegung, die sich in 13 Deutschschweizer Kantonen formiert hat, um den
Lehrplan 21 zu verhindern. Sie setzt sich zusammen aus wertkonservativen und freikirchlichen
Kreisen und aus Politikern, die sich mit einer Oppositionsrolle profilieren
wollen. Ihre Motive mögen sich unterscheiden, ihr Ziel aber ist das gleiche:
Sie wollen verhindern, dass die Schule sich den gesellschaftlichen
Veränderungen und der Informationstechnologie anpasst. Und deshalb hat der
Grosse Rat gestern richtig entschieden.
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