Der Grosse
Rat hat am Dienstag die Volksinitiative «Ja zu einer guten Bildung - Nein zum
Lehrplan 21» abgelehnt. Nun meldet sich das Initiativkomitee mit harter Kritik
an Fraktionen, Regierung und Lehrerverband zu Wort.
Initiativkomitee will im Zweifelsfall bis vor Gericht gehen, Aargauer Zeitung, 29.6.
Das Initiativkomitee zeigt
sich nicht überrascht, dass seine Initiative im Grossen Rat wenig Chancen
erhielt. Aufgrund der Abstimmung gestern Dienstag im Grossen Rat führen die Befürworter der Initiative
ihre wichtigsten Argumente in einer Medienmitteilung nochmals auf und macht
Vorwürfe.
Die Regierung soll im Vorfeld
"unrichtige und aus der Luft gegriffene Behauptungen" verbreitet
haben, heisst es in einer Pressemitteilung des Initiativkomitees. Mit dem
Lehrplan 21 werde keine landesweite Harmonisierung erreicht. So lassen
sich Lernziele kaum vergleichen, wenn sie neu auf drei Jahre statt wie bisher
auf ein Jahr verteilt werden. Ebenso müsste eine einheitliche
Fremdsprachenregelung gewährleistet sein, findet das
Initiativekomitee. Nicht zuletzt führe auch der Widerstand in den Kantonen
zu einzelnen Abweichungen des Lehrplans, wie es kürzlich in Baselland mit der
Forderung nach einem Verzicht auf Sammelfächer geschah.
«Lehrer werden zu stummen
Kopfnickern degradiert»
Das Initiativkomitee betont, dass
eine breite Debatte wünschenswert gewesen wäre, um eine Harmonisierung zu
erreichen. Diese wurde allerdings von der
Erziehungsdirektorenkonferenz unterdrückt.
Das Initiativkomitee ärgert sich
über die angefragten Grossrats-Fraktionen. Offenbar war keine bereit, mit
den Initianten zu sprechen. Den Lehrerverband wiederum kritisiert das Komitee,
dieser habe jegliche kritische Äusserung zum Lehrplan 21 im Schulblatt
verboten.
Fächer oder Kompetenzen. Zu dieser Grundsatzfrage rund um
den Lehrplan 21 schreiben die Initianten: Fächer sollen teilweise
durch Kompetenzen ersetzt werden, die nirgends so richtig einzuordnen seien.
"Die sogenannten Sammelfächer haben mehr mit modischer
Gesellschaftspolitik als mit dem humanistischen Gesellschaftsbegriff zu tun.
Doch genau dieser Begriff ist noch immer gesetzlicher Auftrag an unser
Bildungswesen."
Die Initianten
räumen ein, dass kompetenzorientierter Unterricht in der Berufsbildung durchaus
Sinn mache, in der Volksschule liege der Schwerpunkt aber auf Bildung. Der von
der Initiative vorgeschlagene Fächerkanon soll dies garantieren. Beispielsweise
sei Informatik das einzige wirklich neue Fach seit den letzten 30 Jahren.
30 Millionen für Lehrplan 21?
Ein weiteres Argument der Initiativgegner beinhaltet die regierungsrätliche Drohung, dass die Initiative bedeutende Mehrkosten für den Kanton und die Gemeinden verursache. Die Initianten behaupten, es wäre das erste Mal, dass eine derart fundamentale Reform einer Staatsaufgabe wie der Lehrplan 21 billiger zu stehen käme als eine schrittweise Adaption der heutigen Schule an neue Verhältnisse.
Bisher kostete
der Lehrplan 21 die betroffenen Kantone 30 Millionen Franken. Die Erstellung
neuer Lehrmittel, die Umschulung tausender Lehrpersonen, die Kosten
interner und externer Evaluationen, Investitionen in neue Bauten zwecks Bereitstellung
“neuer Lernumgebungen” und vieles mehr. Diese Kosten wurden nirgends
ausgewiesen.
Juristische Schritte?
Die Absicht der Regierung, den Lehrplan 21 ohne Rücksicht
auf den Ausgang der Volksabstimmung über die Initiative einzuführen, stösst auf
harte Kritik bei den Initianten. Die Regierung missachte den Volkswillen und
setze auf "sture Machtpolitik". Das Komitee werde nicht zögern, den
Regierungsrat vor Verwaltungsgericht zu zitieren, sollte die Regierung den
Lehrplan "ohne Rücksicht auf den Ausgang der Volksabstimmung über die
Initiative einführen".
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