29. Juni 2016

Harte Kritik des Aargauer Initiativkomitees

Der Grosse Rat hat am Dienstag die Volksinitiative «Ja zu einer guten Bildung - Nein zum Lehrplan 21» abgelehnt. Nun meldet sich das Initiativkomitee mit harter Kritik an Fraktionen, Regierung und Lehrerverband zu Wort.
Initiativkomitee will im Zweifelsfall bis vor Gericht gehen, Aargauer Zeitung, 29.6.


Das Initiativkomitee zeigt sich nicht überrascht, dass seine Initiative im Grossen Rat wenig Chancen erhielt. Aufgrund der Abstimmung gestern Dienstag im Grossen Rat führen die Befürworter der Initiative ihre wichtigsten Argumente in einer Medienmitteilung nochmals auf und macht Vorwürfe.

Die Regierung soll im Vorfeld "unrichtige und aus der Luft gegriffene Behauptungen" verbreitet haben, heisst es in einer Pressemitteilung des Initiativkomitees. Mit dem Lehrplan 21 werde keine landesweite Harmonisierung erreicht. So lassen sich Lernziele kaum vergleichen, wenn sie neu auf drei Jahre statt wie bisher auf ein Jahr verteilt werden. Ebenso müsste eine einheitliche Fremdsprachenregelung gewährleistet sein, findet das Initiativekomitee. Nicht zuletzt führe auch der Widerstand in den Kantonen zu einzelnen Abweichungen des Lehrplans, wie es kürzlich in Baselland mit der Forderung nach einem Verzicht auf Sammelfächer geschah.

«Lehrer werden zu stummen Kopfnickern degradiert»
Das Initiativkomitee betont, dass eine breite Debatte wünschenswert gewesen wäre, um eine Harmonisierung zu erreichen. Diese wurde allerdings von der Erziehungsdirektorenkonferenz unterdrückt.

Das Initiativkomitee ärgert sich über die angefragten Grossrats-Fraktionen. Offenbar war keine bereit, mit den Initianten zu sprechen. Den Lehrerverband wiederum kritisiert das Komitee, dieser habe jegliche kritische Äusserung zum Lehrplan 21 im Schulblatt verboten.

Fächer oder Kompetenzen. Zu dieser Grundsatzfrage rund um den Lehrplan 21 schreiben die Initianten: Fächer sollen teilweise durch Kompetenzen ersetzt werden, die nirgends so richtig einzuordnen seien. "Die sogenannten Sammelfächer haben mehr mit modischer Gesellschaftspolitik als mit dem humanistischen Gesellschaftsbegriff zu tun. Doch genau dieser Begriff ist noch immer gesetzlicher Auftrag an unser Bildungswesen."

Die Initianten räumen ein, dass kompetenzorientierter Unterricht in der Berufsbildung durchaus Sinn mache, in der Volksschule liege der Schwerpunkt aber auf Bildung. Der von der Initiative vorgeschlagene Fächerkanon soll dies garantieren. Beispielsweise sei Informatik das einzige wirklich neue Fach seit den letzten 30 Jahren.

30 Millionen für Lehrplan 21?

Ein weiteres Argument der Initiativgegner beinhaltet die regierungsrätliche Drohung, dass die Initiative bedeutende Mehrkosten für den Kanton und die Gemeinden verursache. Die Initianten behaupten, es wäre das erste Mal, dass eine derart fundamentale Reform einer Staatsaufgabe wie der Lehrplan 21 billiger zu stehen käme als eine schrittweise Adaption der heutigen Schule an neue Verhältnisse. 

Bisher kostete der Lehrplan 21 die betroffenen Kantone 30 Millionen Franken. Die Erstellung neuer Lehrmittel, die Umschulung tausender Lehrpersonen, die Kosten interner und externer Evaluationen, Investitionen in neue Bauten zwecks Bereitstellung “neuer Lernumgebungen” und vieles mehr. Diese Kosten wurden nirgends ausgewiesen.

Juristische Schritte?
Die Absicht der Regierung, den Lehrplan 21 ohne Rücksicht auf den Ausgang der Volksabstimmung über die Initiative einzuführen, stösst auf harte Kritik bei den Initianten. Die Regierung missachte den Volkswillen und setze auf "sture Machtpolitik". Das Komitee werde nicht zögern, den Regierungsrat vor Verwaltungsgericht zu zitieren, sollte die Regierung den Lehrplan "ohne Rücksicht auf den Ausgang der Volksabstimmung über die Initiative einführen".



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