Die Baselbieter
Sekundarschulen stellen im kommenden Schuljahr 2016/17, also ab August, auf die
neuen und auch umstrittenen Sprachlehrmittel «Clin d’oeil» in Französisch und
«New World» in Englisch um. Viele Sekundarschullehrer wurden dazu verknurrt,
teure, mehrwöchige Fortbildungskurse zu besuchen. Nun weisen Sekundarschulen
darauf hin, dass sie zwar ausgebildet, aber nicht entsprechend den
Vorstellungen der Lehrmittelhersteller mit Computern ausgerüstet sind.
Sek-Schule «planmässig» zu spät ausgerüstet, Basler Zeitung, 3.6. von Daniel Wahl
Heute stehen einer Klasse
bloss vier Computer zur Verfügung, wobei die Geräte meist in einem separaten
Computer-Raum stehen und nur mit entsprechendem organisatorischem Aufwand des
Lehrers in Betrieb genommen werden können.
Ein Gerät pro Schüler
propagiert
Als ideal aus didaktischer
Sicht wird ein Gerät pro Schüler propagiert: «Um die Mehrsprachigkeitsdidaktik
richtig umzusetzen, müssen die Lernenden eigenständig an einem Gerät arbeiten
können. Mit sehr wenigen Geräten ist der flexible Einsatz eingeschränkt, die
Lernenden können das Lerntempo nur bedingt selber bestimmen, und für die
Lehrperson entsteht ein hoher Organisationsaufwand», heisst es im Passepartout-Sprachenkonzept.
Allerdings räumt man auch ein, dass die didaktische Bewertung nicht das einzige
Beschaffungskriterium sei. So können die Computer nicht Top-Down verordnet
werden, wenn die Lehrer zu wenig gewandt seien, die Geräte im Unterricht
einzusetzen. Berücksichtigt werde auch das Budget der Kantone.
An einigen Schulen, wie an
der Sekundarschule Burg in Liestal, wird man aber grundsätzlich nicht in der
Lage sein, gemäss neuem Fremdsprachenkonzept unterrichten zu können. Es fehle
ein brauchbarer Internetzugang. Selber Geräte mit eigenem Budget zu kaufen, sei
nicht erlaubt, weil der Support der IT-Abteilung der Bildungsdirektion (BKSD)
nicht gewährleistet sei.
Eine Nachfrage beim Kanton
zeigt: Derzeit müssen an einigen Schulen die Glasfasernetze erst noch
installiert werden, damit sich die vielen Schulcomputer einloggen können, um
sich beispielsweise mit den Online-Inhalten von «New World» verbinden zu
können. Nur mit «Clin d’Oeil» können Schüler Internet-unabhängig lernen.
«Planmässiger Fortschritt»
Die BKSD schreibt, dass
die Projektarbeiten nach den Vorgaben des Landratsbeschlusses vom Dezember 2013
«planmässig» vorangeschritten seien. In diesen drei Jahren habe man erkannt,
dass der vollständige technische Anschluss der Sekundarschule an das
Glasfasernetzwerk von grundlegender Bedeutung ist. «Doch diese Arbeiten sind
erst per Ende 2016 abgeschlossen» – ein halbes Jahr nach Unterrichtsbeginn,
wie die Bildungsdirektion einräumt. Und eine 1:1-Ausrüstung ist konzeptionell
erst im Prüfstadium.
Mit der Ausrüstung von
Schulen übe man sich in Zurückhaltung, rechtfertigt sich die BKSD. Die
Erfahrung zeige, dass man den Einsatz von Computern an Schulen langsam angehen
müsse. So sagt Christoph Steiner, Leiter Stab Informatik: «Wir gehen die
breitere Ausrüstung von Schulen mit Computern mit Umsicht an. Schulen und
Lehrpersonen, die sich stark für einen umfassenden Einbezug von
Informatikmitteln interessieren, können prioritär behandelt werden.»
Indessen hat die
«computerwillige» Sekundarschule Burg in Liestal nächste Woche einen Termin mit
der IT-Abteilung der BKSD erhalten, um «Lösungen zu besprechen».
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