3. Juni 2016

Computer für "modernen" Sprachunterricht fehlen

Die Baselbieter Sekundarschulen stellen im kommenden Schuljahr 2016/17, also ab August, auf die neuen und auch umstrittenen Sprachlehrmittel «Clin d’oeil» in Französisch und «New World» in Englisch um. Viele Sekundarschullehrer wurden dazu verknurrt, teure, mehrwöchige Fortbildungskurse zu besuchen. Nun weisen Sekundarschulen darauf hin, dass sie zwar ausgebildet, aber nicht entsprechend den Vorstellungen der Lehrmittelhersteller mit Computern ausgerüstet sind.
Sek-Schule «planmässig» zu spät ausgerüstet, Basler Zeitung, 3.6. von Daniel Wahl


Heute stehen einer Klasse bloss vier Computer zur Verfügung, wobei die Geräte meist in einem separaten Computer-Raum stehen und nur mit entsprechendem organisatorischem Aufwand des Lehrers in Betrieb genommen werden können.

Ein Gerät pro Schüler propagiert
Als ideal aus didaktischer Sicht wird ein Gerät pro Schüler propagiert: «Um die Mehrsprachigkeitsdidaktik richtig umzusetzen, müssen die Lernenden eigenständig an einem Gerät arbeiten können. Mit sehr wenigen Geräten ist der flexible Einsatz eingeschränkt, die Lernenden können das Lerntempo nur bedingt selber bestimmen, und für die Lehrperson entsteht ein hoher Organisationsaufwand», heisst es im Passe­partout-Spra­chenkonzept. Allerdings räumt man auch ein, dass die didaktische Bewertung nicht das einzige Beschaffungskriterium sei. So können die Computer nicht Top-Down verordnet werden, wenn die Lehrer zu wenig gewandt seien, die Geräte im Unterricht einzusetzen. Berücksichtigt werde auch das Budget der Kantone.

An einigen Schulen, wie an der Sekundarschule Burg in Liestal, wird man aber grundsätzlich nicht in der Lage sein, gemäss neuem Fremdsprachenkonzept unterrichten zu können. Es fehle ein brauchbarer Internetzugang. Selber Geräte mit eigenem Budget zu kaufen, sei nicht erlaubt, weil der Support der IT-Abteilung der Bildungsdirektion (BKSD) nicht gewährleistet sei.

Eine Nachfrage beim Kanton zeigt: Derzeit müssen an einigen Schulen die Glasfasernetze erst noch installiert werden, damit sich die vielen Schulcomputer einloggen können, um sich beispielsweise mit den Online-Inhalten von «New World» verbinden zu können. Nur mit «Clin d’Oeil» können Schüler Internet-unabhängig lernen.

«Planmässiger Fortschritt»
Die BKSD schreibt, dass die Projektarbeiten nach den Vorgaben des Landratsbeschlusses vom Dezember 2013 «planmässig» vorangeschritten seien. In diesen drei Jahren habe man erkannt, dass der vollständige technische Anschluss der Sekundarschule an das Glasfasernetzwerk von grundlegender Bedeutung ist. «Doch diese Arbeiten sind erst per Ende 2016 abgeschlossen» – ein halbes Jahr nach Unterrichts­beginn, wie die Bildungsdirektion einräumt. Und eine 1:1-Ausrüstung ist konzeptionell erst im Prüfstadium.
Mit der Ausrüstung von Schulen übe man sich in Zurückhaltung, rechtfertigt sich die BKSD. Die Erfahrung zeige, dass man den Einsatz von Computern an Schulen langsam angehen müsse. So sagt Christoph Steiner, Leiter Stab Informatik: «Wir gehen die breitere Ausrüstung von Schulen mit Computern mit Umsicht an. Schulen und Lehrpersonen, die sich stark für einen umfassenden Einbezug von Informatikmitteln interessieren, können prioritär behandelt werden.»

Indessen hat die «computerwillige» Sekundarschule Burg in Liestal nächste Woche einen Termin mit der IT-Abteilung der BKSD erhalten, um «Lösungen zu besprechen».


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