4. Juni 2016

Präzisierungen zur Berner Zeugnisreform

Im Bericht der Berner Zeitung erhält man den Eindruck, dass die Arbeits- und Sozialbeurteilung zukünftig im Berner Zeugnis nicht mehr erwähnt wird. Dass das nur die halbe Wahrheit ist, erfahre ich nun von Lars Burgunder, einem Kritiker der Charakterbeurteilung. Was die Berner Zeitung unter „weniger und einfachere Zeugnisse“ verkauft, erhält durch die Präzisierungen von Burgunder eine deutlich andere Note. (uk)
Kommentar zu Berner Zeugnisreform, 3.6. von Lars Burgunder


Im BZ Bericht vom 23.2, nach meiner Kritik an der geplantenBeurteilung, sagte Pulver, er werde das Formular mit den Schlüsselkompetenzen überarbeiten. Und ein anderer ERZ Mitarbeiter meinte, sie werden über Bord geworfen. 

Nun, die zwei haben uns scheinbar einmal mehr Honig ums Maul gestrichen, ebenso kommt der Bericht in der BZ vom 3.6 daher. Mit gekonnter Rhetorik und gut gewählten Worten wird die neue Beurteilung als einfacher und besser verkauft.

Im "Bericht Konsultation Beurteilung LP21" wird gesagt, dass die Schlüsselkompetenzen "auf Wunsch der Hearing- Teilnehmenden" in die Beurteilung aufgenommen worden seien. Das mag ja sein, aber die Art und Weise, wie es dann am Präsentations- Hearing vorgestellt wurde (ich erinnere: 12min für drei Formulare!) und wie per Hand erheben eine eher positive Haltung zum Vorschlag erhoben wurde, verschlägt mir immer noch den Atem. Da wird manipuliert, und es werden Pseudo- Meinungen eingeholt, damit gesagt werden kann "wir haben die Lehrer nach ihrer Meinung gefragt". Aber eine Meinung vertritt man nicht mit Hand erheben!

Zum Formular der Schlüsselkompetenzen:

Schön, dass NIRGENDS steht, dass dieses Formular, neu in Fremd- (Lehrer) und Selbstbeurteilung (Schüler) und nur noch im 8. und 9. Schuljahr, dem Zeugnis beigelegt werden soll, wenn sich jemand bewirbt. Es wird, wie von uns schon kritisiert, so kommen, dass, wer das Formular nicht beilegt, etwas zu verstecken hat.

Schön, wie das Formular nun neu "Portfolio" heissen soll. Eine lächerlichere Bezeichnung für eine "Sammlung von Bewertungen" zu Teamfähigkeit, Einsatzfreude, Lernbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Umgangsformen und Ausdauer gibts ja wohl nicht!

Schön, wie unsere Kritik am Vorschlag umgangen wurde: die Kompetenzen "Konfliktfähigkeit", "Umgang mit Vielfalt" und "Höflichkeit" hat man kurzerhand zu "Umgangsformen" zusammengefasst. Und aus der "Kooperationsfähigkeit" wurde kurzerhand "Teamfähigkeit", was in der Schübe noch unter dem Punkt "kann mit anderen zusammenarbeiten" beurteilt worden ist.

Geblieben ist die Skala 1-10. Beurteilbar in einer "Dreipunktegruppe" (z.B. 5-7), von "wenig ausgeprägt und entwickelt" und "sehr ausgeprägt und entwickelt". 
Nie und nimmer werde ich sowas beurteilen. Ich behaupte mal, Lehrbetriebe mit viel Bewerbungen werden sich in Zukunft auf eine solche Beurteilung stützen, und sich kein eigenes Bild mehr von den Jugendlichen machen. Ich finde das beängstigend und gefährlich. 

Die von Pulver angekündigte Überarbeitung bringt keine grundlegende Veränderung.
Dass wir dazu Stellung nehmen können ist doch wiederum eine reine Alibiübung. 

"Die Mitwirkung zur neuen Schülerbeurteilung dauert bis Mitte September. Stellung nehmen können verschiedene schulinterne oder schulnahe Organisationen wie der bernische Schulleiterverband oder die Elternvereinigung. Aber auch der Verband bernischer Gemeinden, der Lehrerverband «Bildung Bern» und die Berner KMU erhalten die Unterlagen, nicht aber die bernischen Parteien.
Diese würden nicht angehört, weil es in der Kompetenz der Erziehungsdirektion liege, wie die Schülerbeurteilung geregelt werde: Das sagte Erwin Sommer, Vorsteher des kantonalen Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung, am Rand der Medienkonferenz". (BZ, 3.6)



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