Tablets und ähnliche Geräte erobern die Schulzimmer. Entgegen
verbreiteter Skepsis werden Kinder damit nicht zu Gamern, wie eine Studie
zeigt.
Der Einsatz mobiler Geräte fördert die Lust der Schüler am Lernen
Gute Noten für Tablets, NZZaS, 13.3. von René Donzé
In
wenigen Jahren werden wohl alle Schüler regelmässig mit mobilen Computern
arbeiten: sei dies mit Tablets, Laptops oder Smartphones. Mit diesen werden sie
Kopfrechnen üben, Französischvokabeln repetieren, sich auf ein Diktat
vorbereiten oder Fotos für eine Präsentation aufnehmen. Dass sich die Schule in
diese Richtung entwickelt, darin sind sich die meisten Akteure einig. Die Frage
ist nur, welche Geräte es sein werden, wie sie eingesetzt werden und was sie
nützen.
Bisher
arbeiteten viele Schulen vorwiegend mit Computern oder Laptops. Mittlerweile
aber steigen immer mehr auf Tablets um oder führen Tests damit durch - vom
Kindergarten bis zum Gymnasium. Erstmals wird jetzt eine breit angelegte Studie
mit Vergleichsschulen durchgeführt, finanziert vom IT-Anbieter Samsung. Sie umfasst 70 Klassen, wovon 42 mit Tablets ausgerüstet sind, 28 nicht.
Bereits liegen erste Zwischenergebnisse vor. Was erstaunt: «Entgegen den
Befürchtungen vieler Eltern verbringen Tablet-Schüler nicht mehr Zeit mit
Computerspielen», sagt Studienleiterin Doreen Prasse von der Pädagogischen
Hochschule Schwyz. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Schüler kaum
(Grafik).
Signifikant
hingegen sind andere Unterschiede. So suchen Tablet-Schüler zu Hause häufiger
für Schulaufgaben oder zum Lernen nach Informationen im Internet und
beschäftigen sich öfter auch ausserhalb des Klassenzimmers mit Lernprogrammen.
«Die Schüler haben die Chance, einen kompetenten Umgang mit den Geräten zu
lernen, das wirkt sich auch in ihrem Freizeitverhalten aus», sagt sie.
Mehr Spass und Einsatz
Im
Unterricht sind die Tablet-Schüler motiviert bei der Sache, zumindest in der
Primarschule. 60 Prozent geben an, sie hätten mehr Spass, würden sich beim
Lernen mehr anstrengen und besser mit anderen Schülern zusammenarbeiten. «Auch
die Schüler auf der Oberstufe sind sehr motiviert, schätzen aber die positiven
Effekte auf die Konzentration und Anstrengung etwas vorsichtiger ein», sagt
Prasse. Wie sich die Tablets auf die schulischen Leistungen auswirken, kann
erst nach Abschluss der dreijährigen Untersuchung ausgewertet werden. Die
Lehrer geben in der Studie an, dass der Unterricht dank Tablets differenzierter
und interessanter gestaltet werden kann. Allerdings sind auch hier die
Primarlehrer optimistischer als ihre Kollegen aus der Oberstufe.
Spätestens
mit der Einführung des Lehrplans 21, der Informatik und Medienbildung ab der
fünften Klasse vorsieht, müssen sich die Schulen Gedanken über ihre
IT-Ausrüstung machen. Für Prasse liegen die Vorteile der Tablets im Vergleich
zu stationären Computern auf der Hand: «Sie sind sofort betriebsbereit, einfach
zu bedienen, ortsunabhängig und machen keinen Lärm.»
Auch
aus Sicht des Luzerner Volksschulamtes, das seit zwei Jahren in vier
Primarschulen allen Kindern in der dritten Klasse Tablets abgibt, überwiegen
die Vorteile. «Die Ergebnisse sind vielversprechend», sagt Charles Vincent,
Leiter Dienststelle Volksschulbildung. Er sieht auch finanzielle Vorteile.
«Eine Ausstattung aller Schüler mit Tablets ist etwa gleich teuer wie die
Einrichtung von Computerzimmern», sagt er.
Eigene Geräte mitbringen
In
der Stadt Zürich läuft derzeit ein Test mit Tablets in zwei Klassen, sechs
weitere sollen in diesem Sommer folgen «Diese Versuche finden im Hinblick auf
eine mögliche spätere flächendeckende Einführung von mobilen Geräten in den
Schulen statt», sagt Schulamtssprecher Ralph Kreuzer. «Allerdings dürfte es
darauf hinauslaufen, dass die Schüler ihre eigenen Geräte mit in die Schule
bringen.» Die Kinder haben je länger, je früher persönliche mobile Geräte. Mit
diesen könnte auch im Unterricht gearbeitet werden.
Auch
Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbands Schweiz, geht davon aus, dass die
Zukunft den privaten Geräten gehört. «Bring your own device», heisst die
Losung. «Das wird so selbstverständlich werden wie das heutige Schreibetui»,
sagt Zemp.
Die wissenschaftliche Studie stellt also fest, dass Klassen, denen man Tablets schenkt, diese öfters für Hausaufgaben und zum Lernen verwenden als Klassen, die keine Tablets haben. Leuchtet irgendwie ein ...
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