Im Zürcher Streit um den Lehrplan 21 kommt es zu Krisengesprächen.
Man will die Lehrer nicht in die Arme der Lehrplangegner treiben.
Lehrplan: Drohung wirkt, NZZaS, 13.3. von René Donzé
Anfang
Woche hat der Zürcher Lehrerverband (ZLV) bekanntgegeben, dass er sich aus den
Arbeitsgruppen zum Lehrplan 21 zurückzieht. Auslöser für die Protestaktion war
ein Streit um die Lektionentafel, die bestimmt, welchem Schulfach wie viel Zeit
eingeräumt wird. «Ausgerechnet jene Variante, die wir Lehrer ablehnen, wurde
zur Weiterbearbeitung ausgewählt», sagt ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch. «Wir
wollen nicht Dekoration in Arbeitsgruppen sein, deren Empfehlungen einfach
übergangen werden.»
Der
Rückzug der Lehrer hat hinter den Kulissen Hektik ausgelöst. «Der Bildungsrat
kennt die Anliegen der Lehrpersonen und wird sich in Kürze nochmals mit diesen
an einer ausserordentlichen Sitzung auseinandersetzen», teilt die
Bildungsdirektion auf Anfrage mit. Die zuständige Regierungsrätin Silvia
Steiner (cvp.), die auch den Bildungsrat präsidiert, will sich zudem in den
nächsten Tagen mit den Lehrern zusammensetzen. «Es ist mir wichtig, die
Anliegen der Lehrerschaft genaustens zu prüfen und ernst zu nehmen», sagt
Steiner.
Sie
zeigt sich nicht von ungefähr dialogbereit. Sollte sich der ZLV definitiv
zurückziehen, verleiht das der Initiative «Lehrplan vors Volk» der
Lehrplan-Kritiker Auftrieb. «Wenn der Bildungsrat die Anliegen der Lehrer nicht
berücksichtigt, baut er zusätzlichen Widerstand auf», sagt Moritz Spillmann
(sp.), Präsident der kantonsrätlichen Bildungskommission. «Damit schafft er
neue Gegner des Lehrplans.»
Spillmann
sieht das Projekt auch gefährdet, weil mit der nun in der Bildungsdirektion
favorisierten Variante der Handarbeitsunterricht in der Primarschule abgebaut
würde - ein politisch heisses Eisen, das im Kanton Zürich schon einmal
angefasst wurde und zu einer erfolgreichen Initiative führte. Seither ist die
Handarbeitslektionenzahl im Volksschulgesetz festgeschrieben. Der Abbau
brauchte also eine Gesetzesänderung. «Das ist eine weitere Angriffsfläche gegen
den Lehrplan», sagt Spillmann.
Die
Lehrplangegner, angeführt von Kantonsrätin Anita Borer (svp.), sehen sich durch
den Streit zwischen Lehrern und Bildungsdirektion in ihrem Anliegen bestätigt.
«Das zeigt, dass es ein Mitspracherecht der Stimmbürger braucht», sagt Borer.
Sie will auf den ZLV zugehen: «Eine offizielle Unterstützung des Verbands für
unsere Initiative wäre schön.» Für ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch kommt
solcherlei noch nicht infrage. «Wir stehen nach wie vor hinter dem Lehrplan»,
sagt sie. Sie hofft auf eine Einigung mit der Bildungsdirektorin im
Lektionenstreit. Scheitern die Gespräche aber, dann wäre «alles offen».
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