Im Interview erklärt der Walliser Bildungsdirektor Oskar Freysinger seine schulpolitischen Ansichten und was diese mit dem Lehrplan 21 zu tun haben.
Oskar Freysinger war 27 Jahre lang Lehrer, Bild: Walliser Bote
"Ich bin nicht der Walliser Che Guevara", Walliser Bote, 2.3. von Werner Koder
Herr
Staatsrat, was ist von diesem Büchlein zu halten?
«Es ist
ein Leitfaden für alle Eltern, Schuldirektoren und Lehrer. Es ist schnell
gelesen, weist aber eine grosse Dichte und Fülle an Informationen auf. Es ist
nicht irgendein oberflächliches Geplänkel, sondern ein Wegweiser für den
Schulalltag.»
Welche Auswirkungen
haben die Thesen auf die Einführung des Lehrplans 21?
«Dieser
wird frühestens 2017/ 2018 eingeführt. Wir werden diesen aber nicht einfach
über unser Schulsystem stülpen wie einen Deckel, sondern einen Lehrplan 21 ‹à
la valaisanne› einführen. Ich bin nicht gegen Kompetenzorientierung, aber gegen
Kompetenzorientierung auf Kosten der Wissensvermittlung, denn eines geht nicht
ohne das andere. Wir werden jene Aspekte des Lehrplans 21, die ins Konzept
passen, übernehmen, andere verwerfen.»
Konkrete
Massnahmen haben Sie aber noch nicht vom Lehrplan 21 abgeleitet?
«Nein,
wenn wir auf Biegen und Brechen Massnahmen definierten, wäre das unklug, weil
wir dann später vielleicht zurückkrebsen müssten. Wir werden keine Revolution,
sondern eine Evolution anstreben. Ich bin ja nicht der Walliser Che Guevara.
Wir werden den Lehrplan 21 analysieren und schrittweise an unsere Bedürfnisse
anpassen.»
In Punkt
8 betonen Sie die Vermittlung von Werten. An welche Werte denken Sie dabei?
«Unser
Weltbild ist seit Anfang der westlichen Welt gegeben. Es basiert auf den Zehn
Geboten, die später in das römische Recht einflossen. Das ist der wesentliche
Grundstock unseres Rechtsstaates.»
In Zeiten
der Verweltlichung scheint es zunehmend schwierig, ein rein christliches
Weltbild zu vermitteln.
«Mir ist
wichtig, die Schüler im Bewusstsein zu stärken, dass in ihnen etwas ist, das
über den Tod hinausgeht. Man kann das Seele nennen, oder auch anders. Fakt ist,
es ist da. Die Schüler sollen wissen, dass sie nicht ein Hamburger auf zwei
Beinen sind.»
Das
spirituelle Bewusstsein ist Ihnen also wichtig?
«Wichtig
ist, dass die Schüler nicht dem Nihilismus auf der einen Seite und dem
Dogmatismus auf der anderen verfallen. Das können sie nur, wenn sie entdecken,
dass in ihnen eine geistige Kraft steckt, die sie übersteigt, Hoffnung weckt
und dem Leben einen Sinn gibt. Dann müssen sie durch die Beherrschung der
Sprache und ihres Intellekts dazu befähigt werden, die Welt zu analysieren, zu
hinterfragen und einzuordnen. Nur wem das gelingt, hat ein Rückgrat und kann
Manipulationen widerstehen. Jener der SVP, wenn Sie so wollen. Aber auch jener
der SP, des Islamismus und jeder anderen Manipulation.»
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