2. März 2016

Lehrplan à la valaisanne

Im Interview erklärt der Walliser Bildungsdirektor Oskar Freysinger seine schulpolitischen Ansichten und was diese mit dem Lehrplan 21 zu tun haben.



















Oskar Freysinger war 27 Jahre lang Lehrer, Bild: Walliser Bote
"Ich bin nicht der Walliser Che Guevara", Walliser Bote, 2.3. von Werner Koder


Herr Staatsrat, was ist von diesem Büchlein zu halten?
«Es ist ein Leitfaden für alle Eltern, Schuldirektoren und Lehrer. Es ist schnell gelesen, weist aber eine grosse Dichte und Fülle an Informationen auf. Es ist nicht irgendein oberflächliches Geplänkel, sondern ein Wegweiser für den Schulalltag.»

Welche Auswirkungen haben die Thesen auf die Einführung des Lehrplans 21?
«Dieser wird frühestens 2017/ 2018 eingeführt. Wir werden diesen aber nicht einfach über unser Schulsystem stülpen wie einen Deckel, sondern einen Lehrplan 21 ‹à la valaisanne› einführen. Ich bin nicht gegen Kompetenzorientierung, aber gegen Kompetenzorientierung auf Kosten der Wissensvermittlung, denn eines geht nicht ohne das andere. Wir werden jene Aspekte des Lehrplans 21, die ins Konzept passen, übernehmen, andere verwerfen.»

Konkrete Massnahmen haben Sie aber noch nicht vom Lehrplan 21 abgeleitet?
«Nein, wenn wir auf Biegen und Brechen Massnahmen definierten, wäre das unklug, weil wir dann später vielleicht zurückkrebsen müssten. Wir werden keine Revolution, sondern eine Evolution anstreben. Ich bin ja nicht der Walliser Che Guevara. Wir werden den Lehrplan 21 analysieren und schrittweise an unsere Bedürfnisse anpassen.»

In Punkt 8 betonen Sie die Vermittlung von Werten. An welche Werte denken Sie dabei?
«Unser Weltbild ist seit Anfang der westlichen Welt gegeben. Es basiert auf den Zehn Geboten, die später in das römische Recht einflossen. Das ist der wesentliche Grundstock unseres Rechtsstaates.»

In Zeiten der Verweltlichung scheint es zunehmend schwierig, ein rein christliches Weltbild zu vermitteln.
«Mir ist wichtig, die Schüler im Bewusstsein zu stärken, dass in ihnen etwas ist, das über den Tod hinausgeht. Man kann das Seele nennen, oder auch anders. Fakt ist, es ist da. Die Schüler sollen wissen, dass sie nicht ein Hamburger auf zwei Beinen sind.»

Das spirituelle Bewusstsein ist Ihnen also wichtig?

«Wichtig ist, dass die Schüler nicht dem Nihilismus auf der einen Seite und dem Dogmatismus auf der anderen verfallen. Das können sie nur, wenn sie entdecken, dass in ihnen eine geistige Kraft steckt, die sie übersteigt, Hoffnung weckt und dem Leben einen Sinn gibt. Dann müssen sie durch die Beherrschung der Sprache und ihres Intellekts dazu befähigt werden, die Welt zu analysieren, zu hinterfragen und einzuordnen. Nur wem das gelingt, hat ein Rückgrat und kann Manipulationen widerstehen. Jener der SVP, wenn Sie so wollen. Aber auch jener der SP, des Islamismus und jeder anderen Manipulation.» 

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