Was ist eigentlich besser? Ein zentrales
Bildungssystem, bei dem alle Inhalte und Prüfungen im Land gleich sind oder ein
dezentrales, bei dem jedes Bundesland selbst entscheidet? Deutschland, die
Schweiz und Kanada haben dazu jetzt eine Vereinbarung unterzeichnet.
Föderalismus in der Diskussion, Deutschlandfunk, 3.3. von Claudia van Laak
Kanada schneidet regelmäßig gut ab bei den Pisa-Tests, das
Bildungssystem ist ein föderales, die Struktur allerdings landesweit
einheitlich. Alle Schulen arbeiten im Ganztagsbetrieb, es gibt kein
gegliedertes System wie in Deutschland, erläutert Doug Currie, derzeit
Vorsitzender des Council of Ministers of Education der kanadischen
Kultusministerkonferenz. Er freut sich über die Unterzeichnung des Vertrages
mit der Schweiz und Deutschland. Die drei Länder versichern darin, künftig bei
der Bildung stärker zusammenarbeiten zu wollen.
"Wir wollen mehr über die Erfolge des deutschen Schulsystems
lernen, natürlich auch über die des schweizerischen. Und: Kanada hat im
weltweiten Vergleich ein sehr gut bewertetes Bildungssystem, also was können
wir den beiden Partner-Ländern anbieten, was sie von uns lernen
können."
Ein großes Problem von föderal strukturierten Bildungssystemen: Sie
machen Familien mit schulpflichtigen Kindern den Umzug schwer. In der Schweiz
ist das leider noch viel komplizierter als in Deutschland, gibt Christian
Amsler zu. Er vertritt die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren.
"Wir leben ja in einem mehrsprachigen Land, wir haben ja vier
Landessprachen, und da haben wir ein bisschen ein Problem, dass die Kantone da
nicht harmonisiert sind, das kann direkt zu Problemen führen."
Doch: die Gesellschaft wird immer mobiler – die Länder, die auf föderale
Bildungssysteme schwören, werden nicht darum herumkommen, ihre Schulen
vergleichbarer als bislang zu machen. Die Bremer Bildungssenatorin Claudia
Bogedan, seit Anfang des Jahres Präsidentin der Kultusministerkonferenz KMK:
"Also ich glaube, die Mobilität sollen wir nicht gefährden, daran
arbeiten wir als KMK. Wir wollen, dass Menschen mobil sein können, wir wollen
auch, dass die Schulsysteme eine größere Vergleichbarkeit haben, aber eine
Gleichmacherei, das kann es nicht geben, und dafür steht ja gerade diese
trilaterale Kooperation. Uns mit anderen föderalen Systemen auszutauschen, die
ähnliche, aber auch gute Erfahrungen machen mit ihren föderalen Systemen."
Beim Abitur geht es momentan in Richtung Zentralisierung. Es entsteht
ein gemeinsamer Aufgabenpool, die nördlichen Bundesländer arbeiten an einem
"Nord-Abitur", auch Berliner und Brandenburger Gymnasiasten
schreiben in bestimmten Fächern gemeinsame Prüfungen. Die Schweizer raten
zu einer noch stärkeren Vereinheitlichung. Wir schwören auf unser
Zentralabitur, sagt Erziehungsrat Christian Amsler.
"Ich glaube schon, dass es Sinn macht. Man kann natürlich auch
sagen, es ist schön, wenn etwas Wettbewerb herrscht, und vielleicht
verschiedene Niveaus sind, aber das führt natürlich schon zu Problemen. Und ich
fände es nicht gut, wenn renommierte Hochschulen wie die Universität Zürich
oder die Eidgenössisch Technische Hochschule Zürich mit ganz
unterschiedlichen Studenten konfrontiert wären, mit ganz unterschiedlichen
Wissensständen, das finde ich nicht gut."
KMK-Präsidentin Claudia Bogedan dagegen kann sich ein deutsches
Zentralabitur nicht vorstellen. "Alle schreiben am selben Tag dieselben
Aufgaben, das wird nicht gehen" – ist sie überzeugt. Die Schweiz,
Deutschland und Kanada beteuern, voneinander lernen zu wollen – aber vielleicht
nur dort, wo es nicht wehtut.
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