7. März 2016

Eklat um Lehrplan 21

Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) verlässt die kantonalen Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Lehrplans 21 per sofort, schreibt er in einer Mitteilung von heute Montag. Der Grund dafür sei, dass die Bildungsdirektion die Mitarbeit der Lehrpersonenverbände nicht ernst nehme und sich in zentralen Fragen ins Abseits begebe.
Eklat um Lehrplan 21: Silvia Steiner reagiert, Tages Anzeiger, 7.3. von Pascal Unternährer und Liliane Minor


Die Zusammenarbeit für das Megaprojekt besteht seit einem Jahr und sei sehr intensiv, heisst es seitens des ZLV. Doch nun müsse er als grösster Lehrpersonenverband der Volksschule «ernüchtert feststellen», dass von den Ergebnissen der Arbeitsgruppen am Schluss «kaum etwas übrig bleibt». Die übergeordnete Steuergruppe der Bildungsdirektion fälle immer wieder Entscheide, die den Resultaten aus den Arbeitsgruppen «teilweise diametral» gegenüberständen.
Falsche Lektionentafel
Der ZLV sei sich bewusst, dass nicht alle Anliegen der Personalverbände umgesetzt werden könnten, schreibt er weiter. Trotzdem gehe er davon aus, dass seine fachlichen Inputs aus dem Schulalltag ernst genommen würden. «Besonders stossend» sei, dass die Bildungsdirektion jetzt genau jene Lektionentafel favorisiere, die in den Arbeitsgruppen von allen Lehrpersonenverbänden abgelehnt wurde. Das aber sei der wichtigste Entscheid bei der Einführung des Lehrplans 21.
Da eine Intervention bei der Bildungsdirektion und beim Bildungsrat ohne Resultat geblieben sei, verlasse der ZLV die Arbeitsgruppen. «Für die Bildungsdirektion sind die Lehrpersonenverbände offenbar nur Dekoration», kritisiert ZLV-Vizepräsident Kurt Willi.
ZLV droht mit Nein zum Lehrplan
Da die Rahmenbedingungen momentan «in keiner Art und Weise» mehr stimmten und Umsetzungsressourcen etwa für Weiterbildungen fehlten, kommt der ZLV zum Schluss, dass er die Einführung des neuen Lehrplans im Kanton Zürich nicht mehr unterstützen kann.
Das ist pikant, da bereits eine Volksinitiative von reformkritischen Kräften wie der SVP und der EDU eingereicht wurde, welche den Entscheid der Einführung des Lehrplans 21 dem Parlament und dem Volk übertragen will. Bisher unterstützte der ZLV den Lehrplan 21.

Entscheid im April
Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) bedauert den Schritt des Lehrerverbands und gibt sich auf Anfrage erstaunt. «Der Entscheid ist für mich insofern nicht nachvollziehbar, als der ZLV hinter dem Lehrplan 21 steht.» Nun will Steiner das Gespräch mit dem Verband suchen und die umstrittenen Punkte erörtern.
Die Arbeiten an der Vernehmlassungsvorlage zur Einführung des nationalen Lehrplans sind fast beendet. Am 11. April entscheidet der Bildungsrat über die Vorlage. Umstritten ist, ob etwa nur eine Version der Lektionentafel in die Vernehmlassung geschickt werden soll oder zwei.


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