Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) verlässt die kantonalen
Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Lehrplans 21 per sofort, schreibt er in einer
Mitteilung von heute Montag. Der Grund dafür sei, dass die Bildungsdirektion
die Mitarbeit der Lehrpersonenverbände nicht ernst nehme und sich in zentralen
Fragen ins Abseits begebe.
Eklat um Lehrplan 21: Silvia Steiner reagiert, Tages Anzeiger, 7.3. von Pascal Unternährer und Liliane Minor
Die Zusammenarbeit für das Megaprojekt
besteht seit einem Jahr und sei sehr intensiv, heisst es seitens des ZLV. Doch
nun müsse er als grösster Lehrpersonenverband der Volksschule «ernüchtert
feststellen», dass von den Ergebnissen der Arbeitsgruppen am Schluss «kaum
etwas übrig bleibt». Die übergeordnete Steuergruppe der Bildungsdirektion fälle
immer wieder Entscheide, die den Resultaten aus den Arbeitsgruppen «teilweise
diametral» gegenüberständen.
Falsche Lektionentafel
Der ZLV sei sich bewusst, dass nicht
alle Anliegen der Personalverbände umgesetzt werden könnten, schreibt er
weiter. Trotzdem gehe er davon aus, dass seine fachlichen Inputs aus dem
Schulalltag ernst genommen würden. «Besonders stossend» sei, dass die Bildungsdirektion
jetzt genau jene Lektionentafel favorisiere, die in den Arbeitsgruppen von
allen Lehrpersonenverbänden abgelehnt wurde. Das aber sei der wichtigste
Entscheid bei der Einführung des Lehrplans 21.
Da eine Intervention bei der
Bildungsdirektion und beim Bildungsrat ohne Resultat geblieben sei, verlasse
der ZLV die Arbeitsgruppen. «Für die Bildungsdirektion sind die
Lehrpersonenverbände offenbar nur Dekoration», kritisiert ZLV-Vizepräsident
Kurt Willi.
ZLV droht mit Nein zum Lehrplan
Da die Rahmenbedingungen momentan «in
keiner Art und Weise» mehr stimmten und Umsetzungsressourcen etwa für
Weiterbildungen fehlten, kommt der ZLV zum Schluss, dass er die Einführung des
neuen Lehrplans im Kanton Zürich nicht mehr unterstützen kann.
Das ist
pikant, da bereits eine Volksinitiative von reformkritischen Kräften wie der
SVP und der EDU eingereicht wurde, welche den Entscheid der Einführung des
Lehrplans 21 dem Parlament und dem Volk übertragen will. Bisher unterstützte
der ZLV den Lehrplan
21.
Entscheid im April
Bildungsdirektorin Silvia Steiner
(CVP) bedauert den Schritt des Lehrerverbands und gibt sich auf Anfrage
erstaunt. «Der Entscheid ist für mich insofern nicht nachvollziehbar, als der
ZLV hinter dem Lehrplan 21 steht.» Nun will Steiner das Gespräch mit dem
Verband suchen und die umstrittenen Punkte erörtern.
Die Arbeiten an der
Vernehmlassungsvorlage zur Einführung des nationalen Lehrplans sind fast
beendet. Am 11. April entscheidet der Bildungsrat über die Vorlage. Umstritten
ist, ob etwa nur eine Version der Lektionentafel in die Vernehmlassung
geschickt werden soll oder zwei.
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