Eigentlich
ist Kindergärtnerin Brigitta Anliker froh über jede Hilfe an ihrem
Kindergarten. Die Kinder – viele davon erst knapp vier Jahre alt – bräuchten
sehr oft Unterstützung im Kindergartenalltag. An ihrem
Kindergarten gehen aber nebst einer Hilfskraft und einer Seniorin auch
regelmässig eine Lehrerin für fremdsprachige Kinder sowie eine Heilpädagogin
ein und aus. «In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass so viele
verschiedene Leute vor allem Unruhe schaffen».
Hilfskräfte sollen Lehrerberuf nicht aushöhlen, Bild: Thomas Pressmann
Kritik an Senioren im Klassenzimmer, SRF, 13.2. von Mireille Guggenbühler
Gerade
jüngere Kinder seien aber auf konstante Beziehungen angewiesen, sagt Anliker.
Für sie gibt es deshalb nur eine Lösung dieses Problems: «Wir
Kindergärtnerinnen sollten regelmässig zu zweit im Team arbeiten können.»
Dadurch
würde sie keine Hilfskräfte mehr brauchen und auch der Einsatz von Fachleuten
könnte auf ein Minimum reduziert werden, ist Anliker überzeugt. Support erhält
Brigitta Anliker vom Lehrerinnen- und Lehrerverband Bildung Bern. Auch dort ist
man der Ansicht, dass der Einsatz der Hilfskräfte zugunsten von Teamteaching
aufgegeben oder zumindest reduziert werden sollte.
Insbesondere
hegt der Verband die Befürchtung, dass sich «immer mehr unprofessionelle Leute
in die Schule schleichen», sagt Erika Reichenbach vom Lehrerverband.
Offenbar
ist der Berufsstolz der Lehrkräfte verletzt. «Die Anforderungen an den Beruf
sind gestiegen», stellt Bildungsexperte Etienne Bütikofer fest. Er kann die
Kritik an den Hilfskräften verstehen. Doch: «Sie können viel beitragen, die
Rahmenbedingungen müssen aber klar sein.» Er ist dagegen, dass die Hilfskräfte
finanziell entschädigt werden. «Die Motivation muss im Vordergrund stehen, und
nicht das Geld», so Bütikofer.
Bei der
bernischen Erziehungsdirektion teilt man die Befürchtung vor immer mehr nicht
qualifizierten Hilfskräften in den Klassenzimmer nicht. «Wir wollen gut
ausgebildete Lehrkräfte an unseren Schulen und der Einsatz der Hilfskräfte
bedeutet nicht, dass wir den Lehrerberuf aushöhlen wollen», sagt Erwin Sommer,
Vorsteher des Amts für Volksschule und Kindergarten.
Der
Einsatz von Zweierteams an Klassen sei bereits einmal politisch geprüft,
aufgrund der finanziellen Belastung für den Kanton dann aber verworfen worden,
so Sommer weiter. Dennoch will die Erziehungsdirektion das Thema nicht ad acta
legen.
Sie hat
die Schulinspektorate nun damit beauftragt, aufzulisten, wie viele
Klassenhilfen, Senioren oder spezifische Fachleute an den einzelnen
Kindergärten arbeiten. Mit den gesammelten Daten sollen Berechnungen angestellt
werden, inwiefern sich mit Teamteaching Ressourcen einsparen liessen.
Da soll das Pferd wieder einmal am Schwanz aufgezäumt werden. Das grundsätzliche Problem ist doch die obligatorische Früheinschulung mit vier Jahren. Es gibt Kinder die noch ein weiteres Jahr für ihre normale Entwicklung brauchen würden. Würde man sie alle zurückstellen, wäre bei vielen der Einsatz von Logopäden, Heilpädagogen usw. nicht nötig. Die sogenannten "Hilfskräfte", sehr oft auch Lehrpersonen im Ruhestand, braucht es auch wegen der grossen Heterogenität in der Schule. Diese ist wird sogar mit verschiedenen Schulmodellen noch absichtlich gefördert, weil sie angeblich die Chancengleichheit fördern soll. Tatsächlich wird dadurch das Gegenteil bewirkt, indem sich der Schereneffekt immer mehr vergrössert.
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