Die Freiwillige
Schulsynode (FSS) setzt sich mit dieser Abstimmungsvorlage zur freien Wahl der
Wahlpflichtfächer für eine Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler in
Basel-Stadt ein. Es geht darum, einen offensichtlichen Systemfehler zu
verhindern, bei dem ausgerechnet die Jugendlichen im leistungsstarken P-Zug
krass benachteiligt werden.
Um die Leistungen der
kantonalen Schulabgänger tatsächlich zu stärken, braucht es deswegen am
28. Februar ein deutliches Ja zur freien Wahl der Wahlpflichtfächer.
Ja zur Initiative "für freie Wahl der Wahlpflichtfächer", Basler Zeitung, 15.2. von Jean-Michel Héritier, Präsident der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt
Stellen Sie sich vor,
Ihr Kind besucht die Sekundarschule in Basel-Stadt. 30 Lektionen pro Woche sind
im Stundenplan fest vorgeschrieben (Mathematik, Sprachen, Natur und Technik,
Sport und Weiteres). Für die restlichen vier Wochenlektionen müssen die Jugendlichen
auswählen («Wahlpflicht»): Aus einem spannenden Angebot von insgesamt sieben
Fächern dürfen sie dabei aber nur deren zwei belegen.
Anders als im
Nachbarkanton Basel-Landschaft geniessen hier die städtischen Schülerinnen und
Schüler im A-Zug und im E-Zug die volle Wahlfreiheit. So können sie
beispielsweise Naturwissenschaften (Mint) und Sprachen (Lingua) als Wahlpflichtfächer
auswählen, wenn sie dies wollen. Als Alternative stehen ihnen gestalterische
Fächer und Musik offen. Bei der zu treffenden Auswahl werden sie von ihren
Lehrerpersonen im Sinne der sinnvollen beruflichen Orientierung allesamt
persönlich beraten.
Doch ausgerechnet im
P-Zug, dem leistungsstärksten aller drei Sekundarschulniveaus, werden die
Schülerinnen und Schüler in diesem wegweisenden Prozess behindert. Hier ist die
Auswahl zusätzlich reguliert und somit eingeschränkt, was zu abstrusen
Situationen für die betroffenen Jugendlichen führen kann. Dazu drei
haarsträubende Beispiele, welche den von der FSS bekämpften Systemfehler
verdeutlichen:
Sara ist eine
ausgesprochen motivierte Schülerin. Sie möchte später gerne Sprachen studieren
und sich zur Dolmetscherin ausbilden lassen. Von den angebotenen
Wahlpflichtfächern interessieren sie «Lingua Latein» und «Lingua Italienisch»
mit Abstand am meisten. Doch ihre Vorfreude auf diese beiden attraktiven
Lernfelder ist leider vergeblich, weil sie laut Vorschrift im P-Zug nur eines
davon auswählen darf.
Für Joël war es schon
als kleiner Junge ein klarer Fall: Wie seine Eltern möchte auch er später
einmal Arzt werden. Als beste Vorbereitung auf das angestrebte Medizinstudium
hat er für sich die Wahlpflichtfächer «Mint» und «Lingua Latein» ausgewählt.
Doch auch er wird ausgebremst, denn diese Kombination ist auch nicht erlaubt.
Stattdessen muss er ausgerechnet «Gestalten» oder «Musik» anwählen, welche ihm
persönlich noch nie sonderlich behagt haben.
Laura hat sich schon
früh für alles interessiert, was mit Mode und Design zu tun hat. Daher erklärt
sie ein Studium an der gleichnamigen Hochschule zu ihrem Berufsziel. Ohne zu
zögern, wählt sie dafür die Wahlpflichtfächer «Bildnerisches Gestalten» und
«Textiles Gestalten» aus, was ihr im P-Zug ebenfalls untersagt ist. Sie
überlegt sich nun einen Wechsel ins E-Niveau der Sekundarschule, obschon dies
aufgrund ihrer schulischen Leistungen völlig unangebracht ist.
Begabteste haben Nachsehen
Das Gegnerkomitee der
Initiative «für eine freie Wahl aller Wahlpflichtfächer in der Sekundarschule»
gibt vor, sich gegen eine Senkung des Leistungsniveaus in den Basler Schulen zu
engagieren. Doch mit diesem Vorgehen wird genau das Gegenteil davon erreicht:
Wenn den leistungsstärksten Schülerinnen und Schülern verboten wird, sowohl
Naturwissenschaften als auch Sprachen anzuwählen, werden ausgerechnet die
begabtesten Jugendlichen in ihrer Bildung und beruflichen Orientierung
behindert. Intelligenz darf doch nicht bestraft werden! Für eine Stärkung des
Ausbildungsplatzes Basel braucht es deswegen keine neuen, unnötigen
Regulierungen, sondern faire Spielregeln für alle Schülerinnen
und Schüler in der Sekundarschule.
Liebe Leserin, lieber
Leser: Bitte tragen Sie dazu bei, dass unsere Jugendlichen weiterhin gerne zur
Schule gehen, weil sie in ihren Interessen und Fähigkeiten ernst genommen
werden und so zu verantwortungsbewussten Mitgliedern der Gesellschaft
heranwachsen können. Stimmen Sie darum am 28. Februar Ja zur freien Wahl
der Wahlpflichtfächer, vielen Dank!
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