12. Januar 2016

Waldkindergarten: Zweifel am Nutzen

Viele Gemeinden hätten gerne einen Waldkindergarten, doch die kantonalen Auflagen sind streng. Ein Kindergarten im Wald ist mit höheren Kosten sowie zusätzlichem Aufwand verbunden. Das Beispiel Aarau zeigt: Niemand kann sich das mehr leisten.











Höhere Betriebskosten bei Waldkindergärten, Bild: Sandra Ardizzone
Zweifel am Nutzen: Walderkindergarten sind extrem teuer, Aargauer Zeitung, 11.1. von Ueli Wild


Die Aarauer Schulpflege hält es für erwiesen, dass ein Natur - und Bewegungskindergarten im Binzenhof die Schulraumplanung nicht entlasten wird. Sie hat dem Stadtrat deshalb empfohlen, den Projektierungskredit für die Erweiterung des «normalen» Kindergartens Binzenhof dem Einwohnerrat noch einmal vorzulegen. Das Geschäft ist für die Sitzung vom 25. Januar traktandiert.

Die Vorlage war vor einem knappen Jahr vom Einwohnerrat mit 39 gegen 3 Stimmen deutlich zurückgewiesen worden. Die Freisinnigen hatten argumentiert, angesichts der Finanzknappheit sei Kreativität gefragt.

Ein Waldkindergarten spare Investitionskosten. SVP, SP, CVP und GLP folgten der FDP. Damit fasste der Stadtrat den Auftrag, für den Schulkreis Gönhard, Goldern, Binzenhof die Möglichkeiten eines Waldkindergartens zu sondieren und dem Einwohnerrat einen entsprechenden Antrag vorzulegen.

Nun liegt der Antrag vor: 125 000 Franken soll der Einwohnerrat für die Projektierung einer Kindergartenerweiterung bewilligen. Die Investitionskosten betragen, grob geschätzt, 1,205 Mio. Franken.

Von einem Natur- und Bewegungskindergarten ist in der Vorlage nicht mehr die Rede – ausser unter negativem Vorzeichen. So steht zwar ausser Zweifel, dass die Investitionskosten für einen Waldkindergarten niedriger sind als für einen konventionellen Kindergarten. Umgekehrt zeigt die Botschaft, dass die Betriebskosten beim Waldkindergarten höher sind.

Alle bestehenden Waldkindergärten im Aargau werden an einem einzigen Standort angeboten. Gleich wie in Windisch müssten in Aarau die Kinder mit einem Schulbus zum Standort gefahren werden. In Windisch werden die Kosten dafür über Sponsoring aufgefangen.

Die andere Möglichkeit, je ein Angebot pro Kindergartenschulkreis zu schaffen, führte, wie es in der Botschaft des Stadtrates heisst, zu einem Überangebot. «Und die bei diesem Modell notwendigen zusätzlichen Begleitpersonen pro Kindergartenabteilung verursachen Mehrkosten, welche durch die Gemeinde getragen werden müssten.»

BKS gegen Waldkindergärten
Auch die Vorgaben des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) setzen der Führung eines Natur- und Bewegungskindergartens an der Volksschule klare Grenzen.
Damit die Ziele des Lehrplans erreicht werden können, setzt dieser voraus, dass mindestens die Hälfte der Unterrichtszeit in dafür geeigneten Räumlichkeiten verbracht wird. Abweichungen von dieser Regel sind möglich, wenn alle betroffenen Eltern einverstanden sind.

Das BKS lehnt die Schaffung von Natur- und Bewegungskindergärten im Grunde ab. Die Konzepte der Waldkindergärten in Kölliken, Magden, Windisch und Zofingen wurden noch vor der Übernahme der Kindergärten in die obligatorische Volksschule genehmigt.
Zu berücksichtigen sind laut Botschaft auch Überlegungen zur Haftung bei einem Unfall und zur gesellschaftlichen Entwicklung: «Die Meinung der Gesellschaft über optimale Förderung im Kindergarten kann schneller ändern, als dass Schulraum zur Verfügung gestellt werden kann.»

Die Verzögerung bei der Erweiterung des Kindergartens Binzenhof um eine dritte Abteilung hat zur Folge, dass während der Bauzeit der Erweiterung der Schulanlage Gönhard zusätzliche Provisorien nötig sind. Als Übergangslösung wurde am Standort Gönhard auf dem Lehrerparkplatz Weltistrasse bereits eine provisorische Abteilung geschaffen.


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