Höhere Betriebskosten bei Waldkindergärten, Bild: Sandra Ardizzone
Zweifel am Nutzen: Walderkindergarten sind extrem teuer, Aargauer Zeitung, 11.1. von Ueli Wild
Die Aarauer Schulpflege
hält es für erwiesen, dass ein Natur - und Bewegungskindergarten im Binzenhof
die Schulraumplanung nicht entlasten wird. Sie hat dem Stadtrat deshalb
empfohlen, den Projektierungskredit für die Erweiterung des «normalen»
Kindergartens Binzenhof dem Einwohnerrat noch einmal vorzulegen. Das Geschäft
ist für die Sitzung vom 25. Januar traktandiert.
Die Vorlage war vor einem
knappen Jahr vom Einwohnerrat mit 39 gegen 3 Stimmen deutlich zurückgewiesen
worden. Die Freisinnigen hatten argumentiert, angesichts der Finanzknappheit
sei Kreativität gefragt.
Ein Waldkindergarten spare
Investitionskosten. SVP, SP, CVP und GLP folgten der FDP. Damit fasste der
Stadtrat den Auftrag, für den Schulkreis Gönhard, Goldern, Binzenhof die
Möglichkeiten eines Waldkindergartens zu sondieren und dem Einwohnerrat einen
entsprechenden Antrag vorzulegen.
Nun liegt der Antrag vor:
125 000 Franken soll der Einwohnerrat für die Projektierung einer
Kindergartenerweiterung bewilligen. Die Investitionskosten betragen, grob
geschätzt, 1,205 Mio. Franken.
Von einem Natur- und
Bewegungskindergarten ist in der Vorlage nicht mehr die Rede – ausser unter
negativem Vorzeichen. So steht zwar ausser Zweifel, dass die Investitionskosten
für einen Waldkindergarten niedriger sind als für einen konventionellen
Kindergarten. Umgekehrt zeigt die Botschaft, dass die Betriebskosten beim
Waldkindergarten höher sind.
Alle bestehenden
Waldkindergärten im Aargau werden an einem einzigen Standort angeboten. Gleich
wie in Windisch müssten in Aarau die Kinder mit einem Schulbus zum Standort
gefahren werden. In Windisch werden die Kosten dafür über Sponsoring
aufgefangen.
Die andere Möglichkeit, je
ein Angebot pro Kindergartenschulkreis zu schaffen, führte, wie es in der
Botschaft des Stadtrates heisst, zu einem Überangebot. «Und die bei diesem
Modell notwendigen zusätzlichen Begleitpersonen pro Kindergartenabteilung
verursachen Mehrkosten, welche durch die Gemeinde getragen werden müssten.»
BKS gegen Waldkindergärten
Auch die Vorgaben des
Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) setzen der Führung eines Natur-
und Bewegungskindergartens an der Volksschule klare Grenzen.
Damit die Ziele des
Lehrplans erreicht werden können, setzt dieser voraus, dass mindestens die
Hälfte der Unterrichtszeit in dafür geeigneten Räumlichkeiten verbracht wird.
Abweichungen von dieser Regel sind möglich, wenn alle betroffenen Eltern
einverstanden sind.
Das BKS lehnt die
Schaffung von Natur- und Bewegungskindergärten im Grunde ab. Die Konzepte der
Waldkindergärten in Kölliken, Magden, Windisch und Zofingen wurden noch vor der
Übernahme der Kindergärten in die obligatorische Volksschule genehmigt.
Zu berücksichtigen sind
laut Botschaft auch Überlegungen zur Haftung bei einem Unfall und zur
gesellschaftlichen Entwicklung: «Die Meinung der Gesellschaft über optimale
Förderung im Kindergarten kann schneller ändern, als dass Schulraum zur
Verfügung gestellt werden kann.»
Die Verzögerung bei der
Erweiterung des Kindergartens Binzenhof um eine dritte Abteilung hat zur Folge,
dass während der Bauzeit der Erweiterung der Schulanlage Gönhard zusätzliche
Provisorien nötig sind. Als Übergangslösung wurde am Standort Gönhard auf dem
Lehrerparkplatz Weltistrasse bereits eine provisorische Abteilung geschaffen.
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