12. Januar 2016

Grundlagenpapier zu Testsystemen

Der Kanton St. Gallen verfügt über ein breites Instrumentarium an Tests. Für die Volksschule betrifft dies

  • Lernlot
  • Lernlupe
  • Klassencockpit
  • Stellwerk
  • Lernpass
  • Jobskills
Nun hat der Kanton ein Grundlagenpapier der Lern- und Testsysteme in Auftrag gegeben.
Lern- und Testsysteme im Kanton St. Gallen, PH St. Gallen, November 2015

2 Kommentare:

  1. Germaine schreibt:
    Unsere Gesellschaft finanziert breit gefächerte Lern- und Testsysteme, für den obligatorischen Schulalltag ihrer Nachkommen. Hat sie dies tatsächlich so in Auftrag gegeben? Im 72 Seiten starken St.Galler Grundlagenpapier werden POTENTIELLE ZIELE UND MÖGLICHE (RICHTIGE) ANWENDUNGEN VON LERN- UND TESTSYSTEMEN fast bis ins letzte Detail dargelegt. Das offengelegte Programm lässt starke Einschränkungen des pädagogischen Gestaltungsspielraums befürchten. Offenbar darf in der Ausbildung des Nachwuchses nicht mehr viel dem Zufall bzw. der Lehrerpersönlichkeit überlassen werden. Man könnte meinen, wenn nur richtig getestet und ausgewertet würde, laufe in den SchülerInnen der gewünschte Lernprozess automatisch ab.
    Woraus aber wollen diese (OECD-nahen) Programme die Motivation der Schüler generieren? Von Podien herab wird POTENTIALENTFALTUNG IN TREIBHÄUSERN DER ZUKUNFT gepriesen. Der Schüler/die Schülerin lernt selbst, nach dem Motto: ICH UND MEIN LERNPROZESS.
    Gleicht das Konzept der - ebenfalls geplanten - Personalisierung des Gesundheitsmanagements? Das heisst, der Patient weiss selber, was für ihn am Besten ist. Er führt über seinen Gesundheitszustand Protokoll, lässt sich vom Arzt beraten und entscheidet sich FREIWILLIG für die kostengünstigste Therapie.
    OUTPUTORIENTIERT soll die Schule gesteuert werden. Was soll das sein? Gibt es ein Output-Evaluations-Institut und eigens dafür auserkorene Methoden-Effizienz-Kontrollexperten? Sollen die Kompetenzerwerbsprozesse der SchülerInnen regelmässig evaluiert werden, damit Defizite in der Gestaltung der Lernumgebung fortlaufend erkannt werden können? Nach dem dahinter stehenden Kybernetischen Modell soll die Outputsteuerung die Schule zu einem lernenden System werden lassen. Demzufolge müssten die Resultate der Evaluationen den Lehrmittelverlagen und Lernsoftwareproduzenten periodisch übermittelt werden. (Die Lerncoaches werden die Sommerferien für notwendige Aktualisierungen/Zertifizierungen freihalten müssen.) Wurde - von technokratischem Perfektionismus angetrieben - die standardisierte Fertigung von Humankapital entworfen? Wer verdient daran, wer steuert? Regieren Macht und Geld die schöne neue Bildungswelt?
    Nach dem Motto DIE GEDANKEN SIND FREI werden LehrerInnen und SchülerInnen sich den braven Soldaten Schweik zum Vorbild nehmen:
    JEDE/R KANN JA SEIN POTENTIAL ENTFALTEN WIE ER/SIE WILL UND WIR UNTERSTÜTZEN IHN/SIE GERNE DABEI!

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  2. In der Kyburg sah ich vor vielen Jahren einen Raum mit sorgsam ausgebreiteten Folterinstrumenten, denen sich die Verdächtigen ausgesetzt sahen. Dieses Bild kam mir spontan in den Sinn, als ich die vielen, sorgsam ausgedachten Test- und Evaluationsinstrumente aus der St. Galler Anstalt für Hirnverbranntes entdeckte. Und nicht vergessen: Die nationalen Vergleichstest fehlen hier noch. Dazu kommen noch die Noten fürs Zeugnis und in der Oberstufe die diversen Basic- und Multichecks. Und dann noch die Aufnahmeprüfungen für die weiterführenden Schulen... und zum Schluss müssen sich die Schüler dann noch dauernd selbst evaluieren. Hallo, St. Galler Lehrerinnen und Lehrer, seid ihr es, die diese Instrumente verlangen oder seid ihr verpflichtet, diese in eurer Klasse anzuwenden? Offenbar ist ein Markt vorhanden, denn ohne Nachfrage wäre so etwas doch nicht möglich.

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