In der
von 52 Personen unterzeichneten, dreiseitigen Beschwerdeschrift werden das
Schulsystem und die Behörde der Sekundarschule Niederhasli-Niederglatt-
Hofstetten (Niniho) heftig kritisiert. Schulpflegepräsident Philippe Chappuis
nimmt nun zu den Vorwürfen Stellung.
Schulpflegepräsident kontert Angriff auf das Schulsystem, Zürcher Unterländer, 21.1. von Barbara Gasser
Die Liste
der Vorwürfe ist lang (ZU vom 15. Dezember). Was Eltern und Sympathisanten an
der Niederhasler Sekundarschule Seehalde bemängeln, die 2013 das System des
selbst organisierten Lernens (SOL) eingeführt hat, reicht von «kein
Frontalunterricht» über «schlechte Resultate bei Stellwerktests» bis
«unbrauchbare Arbeitsunterlagen». Schulpflegepräsident Philippe Chappuis nimmt Stellung
und sagt: «Wir nehmen konkrete Hinweise gern entgegen, denn wir wollen eine
gute Schule sein.»
Auslöser
für die Aufsichtsbeschwerde war die Schulgemeindeversammlung der Kreisgemeinden
vom 9. Dezember letzten Jahres. Die Stimmberechtigten haben das vorgelegte
Budget abgewiesen. Die Löhne für Lehrpersonen und Mitglieder der Schulleitung
wurden als viel zu hoch angeprangert. Unter der Federführung von Thomas Baer
und Beat Kappeler sind anschliessend an die Versammlung 22 Beschwerdepunkte
zusammengetragen worden. Die von 52 Personen unterschriebene
Aufsichtsbeschwerde ging an die Schulpflege. Gemäss Philippe Chappuis hat die
Behörde sie an den Bezirksrat und ans Volksschulamt (VSA) weitergeleitet. Da es
sich um eine rein schulische Angelegenheit handle, gehöre diese Beschwerde in
den alleinigen Zuständigkeitsbereich des Volksschulamts, war von Statthalter
Daniel Widmer zu erfahren. Beim VSA wiederum beruft man sich auf das hängige
Verfahren, weshalb weder zu den nächsten Schritten noch über den Zeitplan für
die Bearbeitung Auskunft erteilt wird. Der stellvertretende Amtschef Urs Meier
bestätigte lediglich den Eingang der Aufsichtsbeschwerde.
Spielraum für Interpretationen
Gegenwärtig
besuchen rund 230 Schülerinnen und Schüler den Unterricht in der Seehalde. Von
den Eltern dieser Schüler haben neun die Beschwerde mitunterzeichnet, wie die
Schulpflege ermittelt hat. Mehrere Punkte befassen sich mit mangelnder
Betreuung durch Lehrpersonen und mit Unterrichtsmethoden, die den Jugendlichen
nicht gerecht würden. Die Beschwerdeführer sind der Ansicht, der
Frontalunterricht sei «eine der effektivsten und effizientesten
Unterrichtsformen», und finden es fragwürdig, dass ein solcher Unterricht nicht
mehr stattfindet. Dem hält Philippe Chappuis entgegen, es würde sehr wohl
«klassisch», das heisst von einer Lehrperson direkt geführt unterrichtet. «Von
den 32 bis 36 Lektionen pro Woche entfallen lediglich 8 bis 10 auf das selbst
gesteuerte Lernen.»
Zum
schlechten Abschneiden bei den Stellwerktests, sofern die Schüler mangels
Aufsicht durch genügend anwesende Lerncoaches nicht mogeln, wie es in der
Beschwerde heisst, äussert sich der Schulpflegepräsident wie folgt: «Mogeln ist
bei diesen Tests gar nicht möglich. Jeder Lernende erhält seiner Leistung
gemäss für ihn aufbereitete Fragen.» Er räumt zwar ein, dass nicht immer
Lehrkräfte anwesend seien, auf jeden Fall aber immer Klassenassistentinnen. Er
zitiert eine Statistik, wonach die Schüler aus der Seehalde 2015 um 10 Prozent
bessere Resultate erzielt hätten als früher – ausser in Französisch, wo das
Ergebnis um 5 Prozent schlechter ausgefallen sei.
Nicht angemessene Unterlagen
Der
Vorwurf, die Arbeitsunterlagen für die Schüler fehlten oder seien ungenügend,
wird unter verschiedenen Punkten thematisiert. So seien etwa Kopien aus den
obligatorischen Lehrmitteln («Envol» für Französischunterricht) teilweise
komplett unleserlich gewesen. Chappuis findet einen solchen Vorfall bedauerlich
und verspricht, der Sache nachzugehen.
Was die
Beanstandungen im Zusammenhang mit dem iPad als Arbeitsgerät betrifft,
relativiert der Schulpflegepräsident: «Es ist vorgekommen, dass Jugendliche auf
ihren Geräten gespielt haben. Seit vergangenem Sommer sind reguläre
Installationen von Spielen auf dem iPad unterbunden worden.» Seit der Einführung
im Januar 2014 hätten die Schülerinnen und Schüler immer auch über
entsprechende Bücher und Arbeitshefte verfügt.
In der Aufsichtsbeschwerde wird weiter
angeprangert, dass gewisse Fächer nicht oder nur ungenügend vermittelt würden.
Zu diesem Thema beruft sich Philippe Chappuis auf den kantonalen Lehrplan und
versichert, dieser werde eingehalten. Und er fasst noch einmal zusammen, wie
das selbst organisierte Lernen im Schulhaus Seehalde praktiziert wird: «Es
handelt sich um eine Unterrichtsform, bei der die Schülerinnen und Schüler
während rund 30 Prozent der Unterrichtszeit das zuvor im Unterricht Gelernte
selber vertiefen. Dabei stehen ihnen jederzeit Lehrpersonen zur Unterstützung
zur Verfügung», sagt der Schulpflegepräsident.
Hier ist der Vorgängerartikel, auf den im Text Bezug genommen wird:
AntwortenLöschenZürcher Unterländer; 15. Dezember 2015
Beschwerde gegen Schule eingereicht
Niniho In der Auseinandersetzung um das System des selbst organisierten Lernens (SOL) in Niederhasli haben 52 Leute der Sekundarschulpflege eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Darin sind 22 Kritikpunkte aufgeführt.
Vergangene Woche hat die Versammlung der Sekundarschulgemeinde Niederhasli-Niederglatt-Hofstetten (Niniho) den Voranschlag 2016 abgelehnt. In der Diskussion hatten Stimmberechtigte den mangelnden Sparwillen der Schulbehörde und das Schulmodell des selbst organisierten Lernens kritisiert.
Schon seit Monaten üben unzufriedene Eltern von SOL-Schülerinnen und -Schülern Kritik am Unterrichtssystem im Schulhaus Seehalde und an dem ihrer Meinung nach inakzeptablen Verhalten von Schulleitung, Schulpflege und Elternrat (der ZU hat wiederholt dar¬über berichtet). Gestern hat nun die Niniho-Sekundarschulpflege eine von 52 Eltern und Sympathisanten eingereichte Aufsichtsbeschwerde erhalten. Dies teilt Thomas Baer, Primarlehrer und Lerncoach, im Namen der Mitunterzeichner mit.
In der Beschwerde wird auf drei Seiten und in 22 Kritikpunkten nicht nur das Schulsystem an sich, sondern auch die Dialogbereitschaft der Schulverantwortlichen aufs Schärfste bemängelt. Da die Lehrer zu Lerncoaches degradiert würden und die Schüler sich selbst überlassen seien, sei der Lernfortschritt absolut ungenügend. Zudem würden unles¬bare Unterlagen verwendet und gewisse Fächer würden gar nicht unterrichtet oder dann mit grossem Verzug.
Die Schulpflege bestätigte gestern den Eingang der Beschwerde. Diese sei von 17 Eltern und 35 weiteren Leuten unterzeichnet worden, sagte Schulpräsident Philippe Chappuis – und: «Wir haben die Beschwerde besprochen und werden sie umgehend an das Volksschulamt und an den Bezirksrat weiterleiten.»