Abbaupläne bei der Handarbeit, NZZaS, 6.12. von René Donzé
Es war ein erbitterter Kampf, den die Handarbeitslehrerinnen vor rund zehn Jahren im Kanton Zürich geführt haben. Nun könnte er eine Neuauflage erfahren. Konkret geht es um die Anzahl der Lektionen an der Mittelstufe, der 4. bis 6. Klasse also. 2004 hatte die damalige Bildungsdirektorin Regine Aeppli die Handarbeit aus Spargründen reduziert. Mit einer Petition und einer Volksinitiative haben die Lehrerinnen erreicht, dass der Kantonsrat die Reduktion teilweise rückgängig machte.
Nun droht erneut ein Abbau. Grund ist der Lehrplan 21. Letzte Woche hat der Bildungsrat die Eckpunkte für die Einführung beschlossen. So soll er im Kanton Zürich in der Primarschule ab 2018 gelten, in der Sekundarschule ab 2019. Wie die Lektionentafel dannzumal aussehen wird, steht noch nicht fest. Dazu will der Bildungsrat im Frühling eine Vernehmlassung durchführen. Klar ist jetzt schon, dass der Stundenplan angepasst werden muss, um das neue Fach «Medien und Informatik» unterzubringen.
Einen Eckwert hat der Bildungsrat indes bereits formuliert: So sollen die Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse künftig nur noch zwei Lektionen «Textiles und Technisches Gestalten» pro Woche erhalten. Dies bedeutet für die Viertklässler eine Reduktion der Handarbeit um zwei und für die Fünft- und Sechstklässler eine Reduktion um eine Wochenlektion. Gleichzeitig soll auch der Halbklassenunterricht in dieser Grössenordnung abgebaut werden. Das weckt Opposition. «Das führt zu einer wesentlichen Verschlechterung der Unterrichtsqualität», sagt Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands. Man dürfe die guten Neuerungen des Lehrplans 21 nicht mit solchen Kürzungen erkaufen. «Dagegen werden wir uns vehement zur Wehr setzen.»
Protest kommt auch von lehrplankritischen Gruppen. So sieht sich der ehemalige Bildungsrat und EVP-Kantonsrat Hanspeter Amstutz in seiner Initiative für nur eine Fremdsprache an der Primarschule bestätigt. «Bei der Handarbeit wird am falschen Ort abgebaut. Hier erwerben die Kinder wichtige Fertigkeiten für ihr Leben», sagt er. Auch SVP-Kantonsrätin Anita Borer findet es umso wichtiger, dass die Politik beim Lehrplan 21 mitbestimmen kann, wie sie es mit der Initiative «Lehrplan vors Volk» verlangt.
Ohne die Politik wird der Abbau ohnehin nicht möglich sein. Die Lektionenzahl für Handarbeit ist im Volksschulgesetz festgeschrieben worden, eine Änderung braucht die Zustimmung des Parlaments. SP-Kantonsrat Markus Späth, der einst den Handarbeits-Kompromiss vermittelt hatte, könnte mit dem moderaten Abbau leben, wie er sagt. Über die ganze Primarschule würde die Lektionenzahl für Handarbeit lediglich um 2 reduziert, da neu in der 1. Klasse zwei Lektionen dazukämen. Beim Kanton will man sich noch nicht äussern: «Wir können keinen Beschluss kommentieren, der noch nicht gefällt ist», sagt Volksschulamtschef Martin Wendelspiess.
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