Ein stolzer, patriotischer Schweizerknabe, Bild: Südostschweiz
Hemden mit Edelweissen sind rassistisch, findet Fräulein Rottenmeier, Blog Südostschweiz, 23.12. von Fritz Tschudi
Doch schauen Sie genau hin: Wie abscheulich wirken
junge Menschen in Hemden, die mit Edelweissen verunstaltet sind! Und stellen
Sie sich vor, die stünden zu zehnt vor der Berghütte vom Alpöhi. Welches
Grauen, welche Beleidigung! Selbst der Adler (kein doppelter) über dem Falknis
würde stracks das Weite suchen. Heiii-di, Heiii-di, deine Welt sind die
Be-herge… Ade heile Welt. Fräulein Rottenmeier stürmt an!
Es ist kein Witz. Schweizer Online-Medien
berichteten kürzlich über eine Sekundarlehrerin im Kanton Zürich, welche ihren
Schülern das Tragen sogenannter Edelweiss-Hemden strikte verbot und damit
begründete, dass diese Kleidung rassistisch sei. Der Schulleiter meinte, er
habe die Jugendlichen aber darauf hingewiesen, dass man «eine Botschaft
aussendet, wenn zehn Schüler in Edelweisshemden auf dem Pausenhof stehen». –
Die Schüler fühlten sich unverstanden und zu Unrecht in die Extremisten-Ecke
gestellt. Sie erklärten, dass sie mit den Shirts lediglich zeigen wollten, dass
sie «stolze Schweizer und patriotisch» seien. Mit einem Aufschrei von gegen
1000 Kommentaren im «Tagi» (online) wurde der Eklat medial «gehypt».
Ich erlaube mir vorab die Frage, ob Lehrperson und
Schulleiter sich der Besonderheiten männlicher Persönlichkeitsentwicklung im
Jugendalter bewusst waren, als sie die Provokationen zwischen Schweizern und
Albanern werteten. Mich interessiert auch, welche rassistische Botschaft die Hemden beziehungsweise
die Doppeladler- Shirts der albanischen Schülergruppe konkret aussenden. Ob
Gewaltbereitschaft signalisiert, ob ernste Auseinandersetzungen entstanden und
ob diese eskalierten.
So oder so, Kleiderverbote oder Schuluniformen
wären da mit Sicherheit keine Lösung. Nach den Geboten jeglicher Vernunft
(nicht nur der pädagogischen) ist die Einbindung der Problematik in den
Unterricht notwendig, denn das ist die einzige wirklich erfolgversprechende
Massnahme.
In einer vom bildungspolitischen Zeitgeist
dominierten Schule ist es zunehmend schwierig, Farbe zu bekennen. Political
Correctness kann leicht zum Nährboden für Nationalismus werden, weil den Jungen
verboten wird, das auszusprechen, was sie denken. Wir erziehen eine Generation,
die einer Herde Schafe gleicht. Die blinde Übernahme fremdverordneten Denkens
und Handelns durch mündige Menschen kann ich als Bürger eines demokratischen
Staates nicht nachvollziehen. Die Eingewanderten haben sich den Gesetzen und
Gepflogenheiten des öffentlichen Lebens und der Institutionen des Gastlandes
anzupassen und nicht umgekehrt. Die Einheimischen haben umgekehrt die
kulturellen Eigenarten der Migranten ganz klar zu respektieren.
Problematisch wirds dann, wenn der Staat mir
verbietet, meine Tradition weiter zu leben. Etwa durch ein Verbot von roten
T-Shirts mit weissem Kreuz drauf, Verbot von Hemden mit Edelweissen etc. –
Warum darf ich als Schweizer nicht stolz auf mein Land sein und das – im
eigenen Land notabene – auch kundtun? Der Schleichweg zum «Gutmenschentum für
alle» endet schliesslich im totalitären Staat, den wir alle nicht wollen!
Die Grundzüge des professionellen Denkens und
Handelns der Lehrerinnen und Lehrer ist durch die moderne Lehreraus- und
Weiterbildung weitgehend fremdbestimmt. Darum bin ich der Meinung, dass die
überrissene Reaktion der Lehrerin der extensiv betriebenen politisch
korrekten Steuerung des Lehrerverhaltens anzulasten ist.
Ängstliche Lehrpersonen – zufriedene
Bildungsbürokraten
Auf diese Weise erfüllt sich der Wunsch der
Lehrerausbildner: Das eigenständige Denken und Handeln soll den ungehinderten
Fluss der Top-Down-Steuerung von Schule und Unterricht nicht stören. Die
Lehrperson hat in zunehmendem Mass auf viel berufliche Autonomie zu verzichten.
Damit schwindet andererseits auch ein Teil der Eigenverantwortung der
Lehrperson. Wer aber kompensiert dieses gewollte Manko? Wer trägt dafür die
Verantwortung und löst diese öffentlich ein?
Nur wenige Lehrpersonen verfügen über die Kraft und
den Mut, ihre Überzeugungen gegen die Befunde der «Personalführung» respektive
der Evaluation erfolgreich ins Licht zu rücken. Mit geschickten Strategien
gelingt es den Bildungsbürokraten, grosse Teile der Lehrerschaft bis hin zur vollständigen beruflichen Manipulierbarkeit zu konditionieren.
Dem Lehrplan 21 (LP21) fehlt das
Überzeugungspotenzial
So bleibt dem «Jahrhundertwerk» und dem damit im
Zusammenhang stehenden Unterrichtsprinzip des «Selbstorganisierten Lernens»
(SOL) einzig die erzwungene Umsetzung durch flächendeckende Denkgebote und
-verbote. Die damit einhergehende Entmündigung der Lehrpersonen ist durchaus
gewollt.
Als Brutstätte der geschilderten Gesinnungswirren
steht neben der «Lehrerbildung» an den Pädagogischen Hochschulen (PH) die grassierende
Weiterbildungswut im Hinblick auf die Umsetzung des neuen Lehrplans. Die
Inhaber der Deutungshoheit wissen genau um die Vorteile einer guten mentalen
Vorbereitung ihrer Klientel: Je verunsicherter und gefügiger sich eine passive
Lehrerschaft verhält, desto erfolgreicher werden die Direktiven umgesetzt. Der
Geist des widerspruchlosen Gehorsams und der Kontrollkultur des LP21
unterminiert tendenziell unsere Demokratie, mindert das politische
Selbstbewusstsein der künftigen Generation und begünstigt systematisch die
Verabsolutierung des Ökonomismus im Unterricht.
Ich wünsche meinen Enkeln Lehrpersonen, die ihren
Selbstwert wieder entdecken, ihre Unterrichtsarbeit in Eigenverantwortung
wahrnehmen und den Anspruch auf berufliche Autonomie im Unterricht mit aller
Bestimmtheit einfordern.
Das Schlusswort überlasse ich einem Berner
PH-Studenten, welcher in einem Interview mit Alain Pichard (Mai 2015) den
miesen Zustand der heutigen Lehrerbildung ungewollt entlarvt, indem er mit
Enthusiasmus verkündet:
«Ich verstehe ihre Ablehnung des Lehrplans 21
nicht. Ich werde bald Physik unterrichten. Wenn ich eine Stunde vorbereiten
muss, kann ich an den Computer gehen, das Thema eingeben, und zack, kommt eine
vorbereitete und gepräpte Lektion heraus mit Arbeitsblättern und allem. Sogar
der Test ist dabei!» (Zitat aus der Broschüre "Einspruch")
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