Von 160 auf 250 Stellen im Lehrer-Pool. Bild: Keystone
Zu teuer: Schulgemeinden verschmähen Aushilfslehrer
Im November 2014 hat das Stimmvolk im Kanton Zürich den Gegenvorschlag
zur Klassengrössen-Initiative angenommen: Die Grösse der Schulklassen sollte
nicht auf 20 Schüler begrenzt werden. Dafür sollte aber der sogenannte
«Lehrer-Pool» aufgestockt werden, der seit zehn Jahren besteht. Der Pool
umfasste bisher 160 Vollzeitstellen, mit denen Schulgemeinden über einen
Lehrerengpass hinweggeholfen wird. Per 1. Januar wird dieser Pool auf 250
Stellen vergrössert.
Über dieses «Geschenk» des Kantons freut sich Lilo Lätzsch, Präsidentin
des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands ZLV: «Diese zusätzlichen Stellen
können in den Gemeinden sinnvoll eingesetzt werden.» Mit neu 250
Vollzeitstellen könne man viel bewirken.
Anders klingt es zum Beispiel in der Stadt Winterthur. Schulvorsteher
Stefan Fritschi (FDP) sagt auf Anfrage des «Regionaljournals Zürich
Schaffhausen»: «Dieses Geschenk ist ein unanständiges Geschenk. Denn der
Geschenkgeber zahlt nur einen Fünftel der Kosten. 80 Prozent des Geschenks
müssen wir Gemeinden selbst berappen.»
Deswegen wird sich Winterthur gemäss Fritschi nur «sehr sparsam» aus dem
Lehrer-Pool bedienen: «Wir beanspruchen zur Zeit zwei Stellen aus dem Pool, und
mehr wollen wir aus Kostengründen nicht.» Die Stadt Winterthur versuche, die
Lehrerinnen und Lehrer anders zu entlasten, zum Beispiel mit Klassenassistenten
oder Zivildienstleistenden.
Lilo Lätzsch vom ZLV befürchtet, dass auch weitere Gemeinden wegen der
Kosten den Lehrer-Pool verschmähen: «Dabei könnte damit in wirklich schwierigen
Situationen geholfen werden.» Tatsächlich heisst es auch bei der Stadt Zürich
auf Anfrage, die finanzielle Lage sei derzeit «nicht komfortabel». Es sei
derzeit nicht klar, ob Zürich auf den Lehrer-Pool zurückgreifen werde.
Dass verschiedene Gemeinden so reagieren könnten, hatte Jörg Kündig,
Präsident des Zürcher Gemeindepräsidentenverbandes, schon kurz nach der
Abstimmung vermutet: «Bei der aktuellen Finanzlage werden sich viele Gemeinden
gut überlegen, ob sie wirklich zusätzliche Lehrerstellen schaffen wollen.».
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