Unter dem Titel Das geht die Eltern nichts an gab unsChristoph Eymann, Präsident der Schweizerischen
Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK), letzte Woche (ZEIT Nr. 46/15) zu verstehen, was er von Mitsprache bei
der Einführung des Lehrplans 21 hält: Nichts. Dafür brauche es "Fachleute
und nicht ein Parlament". Die Eltern und das Stimmvolk gingen diese Fragen
schon gar nichts an.
So nicht, Herr Eymann! Die Zeit, 23.11. Kommentar von Claudio Kuster
Vorneweg, ich gehöre keineswegs zu
jenen religiös Motivierten, die sich gegen Aufklärungsunterricht in der Primarschule
wehren. Auch bin ich ein Freund des Fremdsprachenlernens. Und doch gehe ich mit
den Kritikern einig: Die Art und Weise, wie der Lehrplan 21 nun in den Kantonen
eingeführt werden soll, widerspricht unseren demokratischen Usanzen diametral.
Dass nur die Kantonsregierungen respektive deren Erziehungsräte darüber
entscheiden, ob, wie und wann dieser eingeführt wird, widerspricht mir
zutiefst.
Um dies zu ändern, sind nun von
Baselland bis Graubünden Volksbegehren aufgegleist worden, welche vor allem
eines wollen: eine Kompetenzverschiebung. Zwar liegt es auf der Hand, dass es
Bildungsexperten braucht, um Lehrpläne, Lehrmittel und Stundentafeln
auszuarbeiten. Ein Jekami dient niemandem. Ich sehe aber keinen Grund, warum
das letzte Wort nicht bei den Kantonsparlamenten liegen soll. Oder, wenn es
verlangt wird, beim Volk.
In den letzten 20 Jahren fanden
hierzulande über 300 kantonale Abstimmungen statt, in denen dem Souverän
bildungspolitische Fragen zugemutet wurden. Es ging um neue Turnhallen,
Lehrerlöhne und den Schulzahnarzt. Aber ebenso um Fragen, die den Schulunterricht
betrafen: Mundart im Kindergarten, Limitierung der Klassengrößen,
Ethikunterricht, handwerkliches Gestalten oder eben um die Fremdsprachen. Vor
einigen Jahren hat das Volk sogar den Jugendmusikunterricht in die
Bundesverfassung erhoben.
Bei jedem einzelnen Thema kann man
geteilter Meinung sein. Falsch ist einzig, wenn man solche Entscheide den
Bildungsbürokraten im Elfenbeinturm überlässt.
CLAUDIO KUSTER
hat im Kanton Schaffhausen die Volksinitiative "Lehrpläne vors
Volk" mitlanciert. Er ist parteilos und politischer Sekretär von
Ständerat Thomas Minder.
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