3. Dezember 2015

Medien manipulieren doch nicht

Als pensionierter Lehrer interessieren mich gleichwohl Fragen rund um Schule und Bildung weiterhin. Dazu gehört aktuell besonders der Themenkreis „Lehrplan 21“. Wieso nur finde ich es so schwer, mir dazu aus den Medienberichten ein auch nur halbwegs vernünftiges Bild zu machen? Als Stimmbürger, der in absehbarer Zeit über die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Zürich befinden können sollte, wäre ich doch eigentlich angewiesen darauf, gerade auch über die Medien als Informationsvermittler mit anständigen, unvoreingenommenen und sachbezogenen Berichten möglichst umfassend, vollständig und laufend über diese Vorlage informiert zu werden. Aber was bekomme ich stattdessen zum Thema Lehrplan 21 auch in dieser Zeitung medial vorgesetzt? Bisher erschreckend wenig, was meines Erachtens obiger Aufgabenumschreibung einer seriösen Zeitung würdig wäre.
Gott bewahre - Medien manipulieren doch nicht, Leserbrief, 3.12. von Kurt Scherrer


Ein Beispiel: Zufälligerweise erfahre ich über Bekannte am vergangenen Freitagabend (27.Nov.2015), dass gleichentags in Zürich jene kantonale Volksinitiative, die eine Volksabstimmung zur Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Zürich verlangt, mit mehr als der doppelten Anzahl benötigter Unterschriften offiziell eingereicht worden sei. Und was berichtet zu diesem bemerkenswerten Ereignis der AvU/ZO (Anzeiger von Uster/Zürcher Oberländer, U.K.) am nächsten Tag (und auch an den folgenden Tagen)? Nichts, einfach nichts; kein Wort! Stattdessen aber findet sich ausgerechnet am nächsten Tag –– und komplett ungerührt und völlig kommentarlos! –– eine ganze Spalte voll fast über die ganze Zeitungsseite hinunter ein lapidarer Bericht darüber, wie die Zürcher Bildungsbehörden in den nächsten Jahren den Lehrplan 21 kantonsweit einzuführen gedenken –– so wie wenn dies total unbestritten, völlig klar und längst entschieden wäre!

Aber gut, denke ich, vielleicht hatte der AvU/ZO ja gar keine Kenntnis über das deutliche Zustandekommen und das fristgerechte Einreichen der Volksinitiative zum Lehrplan 21. Jetzt will ich es wissen und frage übers Wochenende ein Mitglied jenes kantonalen Initiativkomitees, dem immerhin eine Ustermer Partei-Exponentin vorsteht! Doch doch, erfahre ich, natürlich habe man im Voraus zahlreiche Medien, auch den AvU/ZO, mitsamt Informationsunterlagen zur geplanten Einreichung der Initiative nach Zürich eingeladen, aber leider sei nur ein einziger Journalist eines Zürcher Blattes erschienen, und auch dieser nur kurz. Damit reiht sich der AvU/ZO ein in eine ungute, aber offensichtlich tendenziöse Art des medialen Umgangs mit unliebsamen Tatsachen, und meine Vermutung wird zur Gewissheit: Der Medienlobby als vierte Macht im Staat passt diese Initiative ganz einfach eindeutig nicht!

Fazit: Die Kritiker des Lehrplans 21 können sich einer sachbezogenen, fairen Berichterstattung sowie anständigen medialen Behandlung leider nicht sicher sein und werden sich im Hinblick auf den kommenden Abstimmungskampf wohl warm anziehen müssen –– es sei denn, die führenden Medienverantwortlichen besinnen sich eines Besseren, hat sich doch ganz neu just zum Beginn der Adventszeit zum beabsichtigten Lehrplan 21 im Land schweizweit eine prominente und breit aufgestellte, klar linkspolitisch engagierte Gegnerschaft erstmals zu Worte gemeldet und sich mit ihren kritischen Sachargumenten jetzt deutlich an die Seite der bisher alleinig opponierenden sogenannten „rechtskonservativen“ Kreise gestellt (siehe SonntagsZeitung vom 29.Nov.2015). Man darf also gespannt sein zur bevorstehenden weiteren medialen Behandlung des Themas.


Mein persönliches Fazit: Man beurteile Medien wenn immer möglich weniger danach, was sie berichten, sondern vielmehr danach, wie sie berichten – und vor allem danach, was sie an Wichtigem unterschlagen und dadurch den Bürgern vorenthalten. Aber nicht, dass Medien manipulieren würden. Gott bewahre, das doch nicht! Das doch auf keinen Fall?!.... 

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