Als pensionierter Lehrer interessieren
mich gleichwohl Fragen rund um Schule und Bildung weiterhin. Dazu gehört
aktuell besonders der Themenkreis „Lehrplan 21“. Wieso nur finde ich es so
schwer, mir dazu aus den Medienberichten ein auch nur halbwegs vernünftiges
Bild zu machen? Als Stimmbürger, der in absehbarer Zeit über die Einführung des
Lehrplans 21 im Kanton Zürich befinden können sollte, wäre ich doch eigentlich
angewiesen darauf, gerade auch über die Medien als Informationsvermittler mit
anständigen, unvoreingenommenen und sachbezogenen Berichten möglichst
umfassend, vollständig und laufend über diese Vorlage informiert zu werden. Aber
was bekomme ich stattdessen zum Thema Lehrplan 21 auch in dieser Zeitung medial
vorgesetzt? Bisher erschreckend wenig, was meines Erachtens obiger
Aufgabenumschreibung einer seriösen Zeitung würdig wäre.
Gott bewahre - Medien manipulieren doch nicht, Leserbrief, 3.12. von Kurt Scherrer
Ein Beispiel: Zufälligerweise erfahre
ich über Bekannte am vergangenen Freitagabend (27.Nov.2015), dass gleichentags
in Zürich jene kantonale Volksinitiative, die eine Volksabstimmung zur
Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Zürich verlangt, mit mehr als der
doppelten Anzahl benötigter Unterschriften offiziell eingereicht worden sei.
Und was berichtet zu diesem bemerkenswerten Ereignis der AvU/ZO (Anzeiger von Uster/Zürcher Oberländer, U.K.) am nächsten Tag
(und auch an den folgenden Tagen)? Nichts, einfach nichts; kein Wort!
Stattdessen aber findet sich ausgerechnet am nächsten Tag –– und komplett ungerührt
und völlig kommentarlos! –– eine ganze Spalte voll fast über die ganze
Zeitungsseite hinunter ein lapidarer Bericht darüber, wie die Zürcher Bildungsbehörden
in den nächsten Jahren den Lehrplan 21 kantonsweit einzuführen gedenken –– so
wie wenn dies total unbestritten, völlig klar und längst entschieden wäre!
Aber gut, denke ich, vielleicht hatte
der AvU/ZO ja gar keine Kenntnis über das deutliche Zustandekommen und das
fristgerechte Einreichen der Volksinitiative zum Lehrplan 21. Jetzt will ich es
wissen und frage übers Wochenende ein Mitglied jenes kantonalen Initiativkomitees,
dem immerhin eine Ustermer Partei-Exponentin vorsteht! Doch doch, erfahre ich,
natürlich habe man im Voraus zahlreiche Medien, auch den AvU/ZO, mitsamt
Informationsunterlagen zur geplanten Einreichung der Initiative nach Zürich
eingeladen, aber leider sei nur ein einziger Journalist eines Zürcher Blattes
erschienen, und auch dieser nur kurz. Damit reiht sich der AvU/ZO ein in eine
ungute, aber offensichtlich tendenziöse Art des medialen Umgangs mit
unliebsamen Tatsachen, und meine Vermutung wird zur Gewissheit: Der Medienlobby
als vierte Macht im Staat passt diese Initiative ganz einfach eindeutig nicht!
Fazit: Die Kritiker des Lehrplans 21
können sich einer sachbezogenen, fairen Berichterstattung sowie anständigen
medialen Behandlung leider nicht sicher sein und werden sich im Hinblick auf
den kommenden Abstimmungskampf wohl warm anziehen müssen –– es sei denn, die führenden
Medienverantwortlichen besinnen sich eines Besseren, hat sich doch ganz neu
just zum Beginn der Adventszeit zum beabsichtigten Lehrplan 21 im Land schweizweit
eine prominente und breit aufgestellte, klar linkspolitisch engagierte Gegnerschaft
erstmals zu Worte gemeldet und sich mit ihren kritischen Sachargumenten jetzt
deutlich an die Seite der bisher alleinig opponierenden sogenannten
„rechtskonservativen“ Kreise gestellt (siehe SonntagsZeitung vom 29.Nov.2015).
Man darf also gespannt sein zur bevorstehenden weiteren medialen Behandlung des
Themas.
Mein persönliches Fazit: Man beurteile
Medien wenn immer möglich weniger danach, was sie berichten, sondern
vielmehr danach, wie sie berichten – und vor allem danach, was sie an
Wichtigem unterschlagen und dadurch den Bürgern vorenthalten. Aber nicht, dass
Medien manipulieren würden. Gott bewahre, das doch nicht! Das doch auf keinen
Fall?!....
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